Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Montag, 28. Juli 2008
410.
Der Sonntag im Hause des ehemaligen Chefs wurde dann noch recht unterhaltend, denn der naseweise Sinologe und der klitzekleine Forschungsminister fanden mit dem Hausherrn (nachdem sie sein übliches "der Gast, und wenn er noch so stört, es hilft ihm nichts, er wird geehrt" hinter sich gebracht hatten) erhebliche Mengen von Gesprächsstoff, und als die Damen sich, ihrer doch etwas albernen Sorgen müde, zu ihnen gesellten, debattierten sie gerade über die merkwürdigen bis schwer brutalen Methoden, mit denen im Fernen Osten manche Kinder für die Olympiakader trainiert werden, von ihren Familien in den Kampf geschickt, um deren Leben zu verbessern, und dann Lehrern überantwortet, deren Trainingsmethoden - von diesen jedenfalls mit Stolz vertreten werden (man hatte darüber manchen Bericht gesehen und gelesen), und der naseweise Sinologe meinte, man solle anstatt sich aufzuregen sich hier lieber ein wenig daran orientieren, diese ganze Verweichlichungspädagogik des Westens, das sei doch nichts, worauf der ehemalige Chef (wohl nicht nur aus unterstützender Höflichkeit) zu bemerken wußte, daß jedenfalls in manchen Fächern und bei manchen Leuten nur etwas wie eine Daumenschraubenmethode helfe, gerade wer Großes leisten solle, müsse zuerst recht ordentlich unter Druck gebracht werden, und wenn er dann Großes bringe, sei dies jedes Opfer wert, wenn aber nicht, dann sei eben seine Untauglichkeit auf diese Weise auch klar geworden, das sei "im Einzelfall manchmal traurig," aber nicht zu ändern, und es war nun wieder ausgerechnet die (sonst doch so gestrenge) Dame Ö, die sich hierüber am meisten empörte, ein wenig unterstützt vom klitzekleinen Forschungsminister, der einige Fakten über die Entfaltung intellektueller und sportlicher Leistungsfähigkeit unter diesen oder jenen Bedingungen beisteuerte, damit aber gegen die Entschlossenheit der beiden anderen Herren kaum anzukommen schien, und die Gattin des Chefs schien sich zu sagen, solange es die gemeinsamen Kinder nicht mehr betreffe, sei dergleichen eigentlich keinen Streit wert, man sitze schließlich nur am Teetisch und habe glücklicherweise niemanden, an dem man die herrlichen Lehren der harten Pädagogik erproben könne.
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4 Kommentare:
Wir finden die Pädagogik hier richtig.
Deswegen seht ihr so brachig aus, ein erhebender Anblick, wahrhaftig.
Na, vor allem kriegen sie doch nie das, was sie wollen, wenn die Leute unter Druck setzen, man stelle sich die Kultur vor, wenn alles so funktionierte...
Hat man doch überall schon gesehen.
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