Montag, 7. Juli 2008

389.

Am Montagmorgen war es für die Chefin wie üblich vorbei mit Besinnlichem und Unterhaltsamem (wenigstens diese Sorte Rhythmus hatte man doch aus alten Zeiten übernommen) und sie machte sich also daran, die Angelegenheiten der Abteilung Öffentlichkeit neu zu ordnen, dies schien einstweilen das Dringlichste zu sein, denn es stapelten sich schon die Anfragen, ob man nun die Sache mit dem Chef eher religionsphilosophisch oder eher persönlich verstehen solle, wofür eigentlich der erzählende Kranich stehe und ob er etwas mit einem deutschen Luftfahrtunternehmen zu tun habe, nebenher kamen Klagen von der russischen Gesandtschaft wegen der Chodorkowsky-Proklamation, und die Assistentin Ö, die sich seit Wochen nach Kräften bemühte, mit allem möglichst elegant fertig zu werden, sagte der Chefin in einer ernsten Unterredung, sie könne irgendwie nicht richtig arbeiten, solange sie jede Minute damit rechnen müsse, daß ihr ehemaliger Vorgesetzter hereingestürmt kommen und sich auf irgendeine seiner neuerdings immer unberechenbarer werdenden Weisen für "wiedereingesetzt" erklären könnte, die Chefin möge jetzt mal, bei allem Respekt für ihren moderaten Kurs, mit dem sie immer allen so gerecht wie möglich zu werden versuche, ein Machtwort sprechen und klare Verhältnisse schaffen, und die Chefin, die das einsah, nahm, als die Assistentin Ö ihr Büro verlassen hatte, also das Telefon und bestellte außer dem ehemaligen Leiter der Abteilung Ö auch noch den Buchhalter, den von der Fortbildung endlich zurückgekehrten Demokratiebeauftragten, den Sicherheitsbeauftragten und den Praktikanten ein.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ach ja, und mein Rat gehört also zu den Wochenendamusements, das ist mal wieder typisch!

Anonym hat gesagt…

Es gibt auch noch andere, die erbittert feststellen, daß sie nicht gefragt werden.

Anonym hat gesagt…

War das früher eigentlich auch so schlimm mit dem allgemeinen Gemecker, oder kommt es nur mir so vor, als wäre es schlimmer geworden?

Anonym hat gesagt…

Es war immer so schlimm, es wird immer so schlimm sein, und vielleicht ist es in Wahrheit gar nicht so schlimm.

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