Dienstag, 22. Juli 2008

404.

Die Chefin, die sich immer noch eher als "Demokratiebeauftragte" bezeichnete und seltsamerweise nie darüber nachdachte, warum eigentlich niemand hier einen wirklichen Namen trug außer Mo, hatte sehr wohl gehört, daß man von ihr ein Wort zur Lage erwarte, hielt es aber doch nicht für richtig, sofort auf- und anzuspringen, sobald das erste Gequengel laut wurde, ein wenig Geduld müsse man den EinSatzKräften schon zumuten, meinte sie, während sie vor sich die diversen visualisierenden Hilfsmittel der Personalentwicklung liegen sah, die ihrerseits nicht recht zu ihr sprechen wollten - denn daß etwa Assistentin K möglicherweise (so behauptete jedenfalls wenngleich etwas unsicher die Kreativleitung) "etwas Besonderes" war, während Assistentin Ö eher in dem Lager klebte, in dem man gern mal anderen vorhält, daß sie "sich wohl für was Besonderes" halten, das konnte man zwar trefflich visualisieren, aber dadurch machte man überhaupt nichts besser, und zwar für beide nicht, im Gegenteil - ach je, seufzte sie und schob alle diese merkwürdigen Unterlagen wieder zur Seite, zu faul sie gleich wegzuräumen heute, aber das, natürlich, rächte sich sofort: es klopfte (merkwürdig hart und scharf) an der immer noch vorzimmerlosen Chefbürotür und niemand anders als der alte Pestvogel kam herein, wie immer er es durch die Korridore geschafft haben mochte, üblicherweise hatte er doch wohl den Weg durchs Fenster gewählt, nun, heute mochte ihn das seltsam über die Flügel gepfrühnte Sakko im Fluge behindert haben, und kümmerlich wie sie sein mochten, so hatte er doch auch Beine, auf welchen er nun also vor ihr stand und ganz besonders wichtig aussah, denn er hielt die Stunde für gekommen, sich für eine Schmach, welche er insbesondere in der Erzählung Nr. 143 B aus der ersten Ladung des EinSatzBuches erlitten zu haben glaubte, nun einmal zu rächen, und das nachhaltig, und zu diesem Zweck hatte er das Kunststück fertig gebracht, mit einem großen Stapel Zettel im Schnabel doch noch richtig anzuklopfen, wiederum mithilfe desselben Schnabels (etwas anderes, Hände etwa, haben diese Vögel ja nicht zur Verfügung), und erst jetzt, da er wiederum mit demselben Schnabel auch noch zu sprechen wünschte, wurde es sichtbarlich schwierig für ihn, so daß die Chefin ihrerseits ein Kunststück aufführte, indem sie ihm für den Augenblick, den er benötigte, um seinen Papierstapel abzulegen, die Wohltat einiger belangloser Sätze erwies und gleichzeitig dem Buchhalter eine sms schickte, in der dieser von höchster Stelle ausdrücklich aufgefordert wurde, für die nächsten Kommentare einmal mit seiner Zählung auszusetzen.

24 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

GutenTag, Herr Pestvogels, welche Überraschung, wie befinden Sie sich?

Anonym hat gesagt…

Ach, lassen Sie doch diesen Unsinn, lassen Sie uns lieber gleich zur Sache kommen, es handelt sich wirklich um eine außerordentlich dringliche Angelegenheit, naja, verzeihen Sie, also Ihnen jedenfalls, geht es, wie ich sehe, bestens, und darum erlaube ich mir direkt mit meinem Anliegen herauszukommen...

Anonym hat gesagt…

(sehr direkt, tatsächlich, ja)

Anonym hat gesagt…

Also wir haben in langwieriger Arbeit keine Mühe gescheut...

Anonym hat gesagt…

(Herr, lass Geduld regnen!)

Anonym hat gesagt…

...um herauszufinden, auf welche Weise man das falsche Selbst Ihres wie Sie ja vielleicht schon bemerkt haben werden außerordentlich gefährlichen Mitarbeiters Karomütze zu knacken und ihn endlich dahin zu bewegen, sich in die Ebenen zu begeben, in denen wir ihn recht gut zu behandeln wüßten, und wir müssen leider feststellen, daß er, obwohl nach allen unseren Unterlagen klar psychotisch, doch vollkommen uneinsichtig ist und insofern also gefährlich, ich sage Ihnen, eines Tages wird es bei ihm zu einem Amoklauf kommen oder zu etwas Ähnlichem, wir haben da sehr klare Prognosen, in Fällen wie diesem hilft nur: Abschreckung, Abschreckung, Druck, Isolation, Machtdemonstration, und nebenher kontinuierliche Bearbeitung auf allen, wirklich allen Kanälen, um die Zielperson einer Einsicht näher...

Anonym hat gesagt…

Könnten Sie noch einmal etwas langsamer für Nichtfachmenschen in klare Worte fassen, was Sie mir zu sagen wünschen?

Anonym hat gesagt…

Hhhkkm, Hhhkkm, also Ihr MItarbeiter Karomütze ist doch manchmal etwas auffällig, oder?

Anonym hat gesagt…

Nicht auffälliger als andere (und, aber das sage ich Ihnen nicht laut, nicht halb so auffällig wie Sie in Ihrem merkwürdigen Kostüm), gewiß, er wittert überall Gefahren, aber das ist schließlich sein Job, er hat dann und wann Schnurren, singt in unpassenden Situationen unpassende Lieder, aber wer täte das nicht manchmal, im übrigen ist er ein launiger Geselle, gern gesehen bei den Damen des Hauses, gut Freund auch mit Kollegen, denen man Freundschaften so gar nicht zutrauen würde, und auch mein verehrter Herr Vorgäner im Amte hatte durchaus eine gewisse Vorliebe für den jungen Mann, und wenn er auch nicht alles herausgefunden hat, was er herausfinden sollte, und wenn er auch auf Dienstreisen merkwürdige Abstecher gemacht hat, so erscheint er doch uns allen als ein wirklich harmloser und angenehmer, mit seinen Spleens selbst gut zurechtkommender Zeitgenosse und Kollege.

Anonym hat gesagt…

Sehen Sie, da haben wir es schon, das ist es ja gerade, alles dieses ist, wie wir sehr genau wissen, sein falsches Selbst, und dieses wird wie bei allen Menschen, die von diesem in Fachkreisen so genannten Border Line Syndrom befallen sind, irgendwann einmal zusammenbrechen, und dann kommt alles heraus, und dann haben Sie hier ein echtes Problem, davor möchte ich Sie nun also warnen und Ihnen ein paar Verhaltensregeln an die Hand...

Anonym hat gesagt…

Wenn ich mich entschließen könnte, Sie für etwas glaubwürdiger zu halten, dann würde ich Sie jetzt sicher an unsere Sicherheitsabteilung verweisen, wie überaus mißlich ist es doch, nicht wahr, daß Sie nun gerade den Sicherheitsbeauftragten selbst herausgepickt haben, um an ihm Ihre wie mir scheint vollkommen selbstgenerische Theorie zu erproben, aber für derartige Theoriebildungen habe ich, wie ich gestehen muß, wirklich wenig Zeit...

Anonym hat gesagt…

Ja, Sie in Ihrem Allesverteidigen, Sie waren schon immer unzuverlässig, Ihr früherer Chef, der hätte anders reagiert, sehen Sie, hier habe ich Aufzeichnungen darüber, wie Ihr MItarbeiter zuhause (wir mußten ein wenig intervenieren, das ist manchmal unerläßlich)..

Anonym hat gesagt…

Mikroinvasiv oder makroinvasiv, ich denke, es wird wirklich Zeit, daß ich die Sicherheitsabteilung hierher bitte, oder meinen Sie, wir kommenm unbegleitet miteinander klar?

Anonym hat gesagt…

Ich habe also Aufzeichnungen darüber, wie er zuhause mit seiner Globensammlung spricht! Ja, das ist doch verrückt!

Anonym hat gesagt…

Sehr geehrter Herr Pestvogels, ich danke Ihnen für dieses hochinformative Gespräch, wir werden uns auch in Zukunft darauf verlassen, daß Sie, wo immer Sie anklopfen, um unseren Sicherheitsbeauftragten in Verruf zu bringen, sich zunächst selbst unmöglich machen, manchmal muß man freilich lange warten, ich darf Sie jetzt bitten, die Räumlichkeiten der EinSatzLeitung zu verlassen, vergessen Sie Ihre Zettel nicht, und im übrigen darf ich Ihnen den Schneider meines Vertrauens empfehlen, der würd womöglich ein Sakko zu schneidern wissen, daß Ihre Flugfähigkeit nicht vollständig behindern wird, auf Wiedersehen, Herr Pestvogels.

Anonym hat gesagt…

Ein Vorgähner im Amte soll ich gewesen sein, soso, soso, das hat man davon, wenn man sich nach jahrzehntelanger Arbeit zurückzieht, man wird als ein Vorgähner bezeichnet, und dann auch noch ohne H!

Anonym hat gesagt…

Wenn nun aber etwas dran wäre an dem, was Pestvogels sagt? Karomütze hat schließlich...

Anonym hat gesagt…

Wir könnten ihn unsererseits ja mal unauffällig ein wenig mitbeobachten, wie wäre das?

Anonym hat gesagt…

Das wäre sicher vor allem ganz besonders unauffällig!

Anonym hat gesagt…

Cut.

Anonym hat gesagt…

Wieso macht sie das jetzt?

Anonym hat gesagt…

Sie hat in Absprache mit der Chefin den erzählenden Kranich in die niederen Ebenen geschickt, in seiner Begleitung befindet sich ein geschickter Schneider, nehme ich an.

Anonym hat gesagt…

Aber wenn die Rache eines Rachsüchtigen so schief geht, das rächt sich!

Anonym hat gesagt…

Wen soll das jetzt einschüchtern?

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