Freitag, 18. Juli 2008

400.

Die Chefin, welche im Umgang mit ihren eigenen Jubiläen eine Art umsichtiger Nonchalance entwickelt hatte (eine höchst wirksame Methode, Privatheit und Menschennähe zugleich zu schützen), hatte doch ein Herz für die Zahlenverliebtheit und das Jubelbedürfnis der EinSatzKräfte, und so lud sie sie an diesem Tag sämtlich (natürlich ohne den ehemaligen Chef und seine Gattin zu vergessen, und selbstverständlich waren überhaupt alle die, die so etwas hatten, mit ihrer jeweiligen Gattin, ihren Kindern, ihren Lemuren oder Mos gemeinsam eingeladen, sie selbst war heute besonders gespannt, in welcher Weise der Kollege Karomütze an diesem Tag seine Globalisierungsbegeisterung versinnbildlichen würde, denn ohne irgendetwas aus seiner Globensammlung kam der eigentlich nie, ein stets possierlicher Anblick, der vielleicht für seinen gestrigen Aussetzer auch die Strengeren und Humorfernen würde entschädigen können) zu einer kleinen mittäglichen Feierstunde mit Cremant in ihr Büro, was wiederum den höchst erwünschten Nebeneffekt hatte, daß der in jüngster Zeit wieder etwas nachlässig gewordene Buchhalter sich seiner in der Renovierungsphase neu erworbenen Bekleidungskünste entsann und das tat, was man in früheren Zeiten "Haltung annehmen" genannt haben würde, und sogar die in den letzten Tagen durch die Arbeit an ihrem kniffligen Auftrag besonders haarzerraufte Kreativleitung erschien in einem ihrer besseren Kleider, weniger zu Ehren der 400 und mehr, weil sie wohl nicht ganz zu unrecht hoffte, den charmanten Kwaliteitswart anzutreffen, dem sie ja möglicherweise, so fürchtete sie, mißfallen oder jedenfalls nicht besonders gefallen mochte, wogegen dann sicher kein Kraut gewachsen sein würde, aber sie wollte mindestens ihrerseits alles ausschließen, was sie in den Augen des von ihr Verehrten vermeidbarerweise hätte unmöglich machen können, und solcherart auf je eigene Weise und aus je eigenen Motiven mit Mehr-als-Höflichkeit gerüstet erschienen nun also die EinSatzKräfte einzeln oder in Gruppen im Büro der Chefin, um auf das Wohl der 400 ihre Gläser zu erheben, und einzig der klitzekleine Forschungsminister machte sich wenigstens einen verdrießlichen Gedanken über die Frage, warum um Himmels willen man etwas so Nichtiges und Bedeutungsloses wie eine derartige Zahl befeiern sollte.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Und wir, sind wir auch eingeladen?

Anonym hat gesagt…

Ähh, … ja, sicher!

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