Freitag, 31. Dezember 2010

1289.

Es ist etwas wenig gewesen im letzten Jahr mit den "Befreit die und die" Aufrufen, bemerkte die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse und den ewig rot geränderten Augen, und die Chefin sagte, es sei eine Absprache zur konzeptionellen Veränderung mit der Kreativleitung gewesen, sie koennten gelegentlich gern darüber sprechen, aber jetzt müsse man erst einmal allen ein schoenes neues Jahr wünschen, das sah auch die Minderheitlerin ein.

1288.

Mr. Precuneus was frustrated because he had come to the airport in vain - all arrivals canceled.

Mittwoch, 29. Dezember 2010

1287.

Es ist immer noch nicht richtig beieinander, sagte die Dame Oe, als sie mal wieder ins "Bistro" kam, und nun wollen sie es doch tatsächlich mit Honig versuchen, ich weiß ja nicht, ob das so gut ist, immerhin ohne Apfel, daran würde es sich ja vermutlich im Augenblick eher verschlucken, aber die Kreativleitung wirkt ziemlich entschlossen, sie will ihm Honig mit dem Finger zuführen, denken Sie mal, naja, sagte sie dann, diese komische Entschlossenheit der Kreativleitung wäre ja fast mal ein guter Nebeneffekt, wenn es nicht alles so besorgniserregend wäre, und die Chefin, als sie dieses alles hoerte, überlegte so intensiv, ob es geboten sei, ihre eigene Ratlosigkeit eher zu verbergen, dass sie erst spät den Anlass zu einem ermunternden: was für eine gute Idee! entdeckte, welchen sie dann aber umso energischer ergriff, indem sie also mit einer kleinen Verzoegerung ausrief: was für eine gute Idee!

Dienstag, 28. Dezember 2010

1286.

Karomütze, welcher froh war, dass die Nummer mit dem wunderschoenen roten Ferrari einstweilen ein Ende hatte, verfiel während einer Nachtschicht in tiefes Grübeln, es hatte aber nichts mit der Winterreifenpflicht zu tun.

Montag, 27. Dezember 2010

1285.

Immer noch war Mo das Sorgenkind der EinSatzLeitung, aber die Bürozeiten wurden zwischen den Jahren eingehalten, und während die Kreativleitung und Mr. Precuneus einander abloesten im Achtgeben auf die seltsamen Geräusche, welche das Wesen von sich gab, wurde im Büro des Demokratiebeauftragten schon wieder herzlich gelacht, diesmal über http://www.textlog.de/39151.html, die Heimkehr der Sieger.

Sonntag, 26. Dezember 2010

1284.

Mama, was ist eigentlich genau ein Sprachrohr, fragte das Kind, und die Chefin antwortete, in der Regel ein ziemlich schweres Missverständnis.

Samstag, 25. Dezember 2010

1283.

Alle EinSatzKräfte in Schnee und Blitzeis im EinSatz, bis auf die, die rund um die Uhr das Wiedererwachen des kleinen Blaumantels Mo zu bewachen versuchten und sich unterdessen die Zeit mit den üblichen Plänkeleien vertrieben, und bis auf die, welche den ehemaligen Chef und seine Gattin nach jenem anstrengenden Ausflug wieder in ihre Häuslichkeit begleiteten - Gründe gab es reichlich für den Umstand, dass es bis zur Nacht nach der heiligen nichts wurde mit einer normalen BeSatzung der EinSatzLeitung, und nur der auf ihre Art unermüdlichen Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse war es zu verdanken, dass irgendein langweilig berichtender EinSatz wenigstens am Abend des ersten Feiertages zustandekam, denn sie hatte nachsehen müssen, ob wirklich keine Leitungen eingefroren seien usw., sie hatte ein paar herumliegende Tannennadeln eingesammelt und für einen kleinen Weihnachtsgruß den Computer hochgefahren, sich dann aber in irgendwelchen Nebensächlichkeiten verheddert, weil sie die Aufregung der Dame Oe über den in irgendeiner Meldung gelesenen Komparativ "suizidgefährdeter," die sie eigentlich hatte einsetzen wollen, irgendwie unpassend fand zum Anlass, erstens, weil Mr. Precuneus wirklich hatte herausfahren müssen, um wen vom Dache zu quatschen, zweitens aber auch, weil ihr Freiheitsbewusstsein wie das der meisten Zeit- und Klassengenossen seine Grenze an einer gewissen Ehrfurcht vor mancher Pseudowissenschaft fand, so dass sie wie diese glaubte, Menschen, die solche zusammengesetzten Woerter und ihre unpassenden Komparative gebrauchten, sprächen wirklich von etwas, und nun war sie dermaßen verheddert, dass sie nicht mehr geradeaus sprechen und frisch heraus einen Gruß absetzen konnte, so etwas aber auch, und das am Weihnachtsfeiertag.

Mittwoch, 22. Dezember 2010

1282.

Der ehemalige Chef war sehr betrübt, als er dieses vernahm, oder doch vielleicht auch ärgerlich, jedenfalls nahmen er und seine Gattin die Angelegenheit zum Anlass, sich einmal aus dem Haus zu bewegen und in der Kreativabteilung nachzuschauen, ob nicht etwas zu machen wäre, ein Vorhaben, welches mit einigen Umständen verbunden war, da der ehemalige Chef nicht mehr recht tauglich war zum Treppensteigen, so dass etliche der jüngeren EinSatzKräfte ihn vom schwarzen Alfa Romeo bis in die eigentliche EinSatzLeitung mehr oder weniger schieben mussten - es war ihm üblicherweise nicht recht, aber er machte hier eine Ausnahme und fühlte sich sehr gnädig, als dieses geschah.

Dienstag, 21. Dezember 2010

1281.

Es war wohl zu spät, sagte der Sicherheitsbeauftragte, als er einen Eisklotz in blauem Mantel auf den Tisch legte, an dem die entgeisterte Kreativleitung saß und ihn fragte, wo er Mo denn schließlich gefunden habe, es lag vor der Tür, sagte er, muss hier irgendwie hergekommen sein, entweder jemand hat es abgelegt oder es ist bis hierher gelaufen und dann eingefroren, tut mir wirklich leid, sagte er dann noch, und fand es trotzdem wunderlich, dass die Kreativleitung das leblose Wesen aufnahm, in den karierten Schal wickelte und auf das Fell bettete, als hätte es vielleicht doch noch ein fünftes, sechstes oder siebtes Leben.

Montag, 20. Dezember 2010

1280.B

Ein Brief Rosa Luxemburgs
Dem Andenken des edelsten Opfers widme ich die Vorlesung des folgenden Briefes, den Rosa Luxemburg aus dem Breslauer Weibergefängnis Mitte Dezember 1917 an Sonja Liebknecht geschrieben hat:
– Jetzt ist es ein Jahr, daß Karl in Luckau sitzt. Ich habe in diesem Monat oft daran gedacht, und genau vor einem Jahre waren Sie bei mir in Wronke, haben mir den schönen Weihnachtsbaum beschert ... Heuer habe ich mir hier einen besorgen lassen, aber man brachte mir einen ganz schäbigen mit fehlenden Ästen – kein Vergleich mit dem vorjährigen. Ich weiß nicht, wie ich darauf die acht Lichteln anbringe, die ich erstanden habe. Es ist mein drittes Weihnachten im Kittchen, aber nehmen Sie es ja nicht tragisch. Ich bin so ruhig und heiter wie immer. Gestern lag ich lange wach – ich kann jetzt nie vor ein Uhr einschlafen, muß aber schon um zehn ins Bett –, dann träume ich verschiedenes im Dunkeln. Gestern dachte ich also: Wie merkwürdig das ist, daß ich ständig in einem freudigen Rausch lebe – ohne jeden besonderen Grund. So liege ich zum Beispiel hier in der dunklen Zelle auf einer steinharten Matratze, um mich im Hause herrscht die übliche Kirchhofsstille, man kommt sich vor wie im Grabe: vom Fenster her zeichnet sich auf der Decke der Reflex der Laterne, die vor dem Gefängnis die ganze Nacht brennt. Von Zeit zu Zeit hört man nur ganz dumpf das ferne Rattern eines vorbeigehenden Eisenbahnzuges oder ganz in der Nähe unter den Fenstern das Räuspern der Schildwache, die in ihren schweren Stiefeln ein paar Schritte langsam macht, um die steifen Beine zu bewegen. Der Sand knirscht so hoffnungslos unter diesen Schritten, daß die ganze Öde und Ausweglosigkeit des Daseins daraus klingt in die feuchte, dunkle Nacht. Da liege ich still allein, gewickelt in diese vielfachen schwarzen Tücher der Finsternis, Langweile, Unfreiheit des Winters – und dabei klopft mein Herz, von einer unbegreiflichen, unbekannten inneren Freude, wie wenn ich im strahlenden Sonnenschein über eine blühende Wiese gehen würde. Und ich lächle im Dunkeln dem Leben, wie wenn ich irgend ein zauberndes Geheimnis wüßte, das alles Böse und Traurige Lügen straft und in lauter Helligkeit und Glück wandelt. Und dabei suche ich selbst nach einem Grund zu dieser Freude, finde nichts und muß wieder lächeln über mich selbst. Ich glaube, das Geheimnis ist nichts anderes als das Leben selbst; die tiefe nächtliche Finsternis ist so schön und weich wie Samt, wenn man nur richtig schaut. Und in dem Knirschen des feuchten Sandes unter den langsamen, schweren Schritten der Schildwache singt auch ein kleines schönes Lied vom Leben – wenn man nur richtig zu hören weiß. In solchen Augenblicken denke ich an Sie und möchte Ihnen so gern diesen Zauberschlüssel mitteilen, damit Sie immer und in allen Lagen das Schöne und Freudige des Lebens wahrnehmen, damit Sie auch im Rausch leben und wie über eine bunte Wiese gehen. Ich denke ja nicht daran, Sie mit Asketentum, mit eingebildeten Freuden abzuspeisen. Ich gönne Ihnen alle reellen Sinnesfreuden. Ich möchte Ihnen nur noch dazu meine unerschöpfliche innere Heiterkeit geben, damit ich um Sie ruhig bin, daß Sie in einem sternbestickten Mantel durchs Leben gehen, der Sie vor allem Kleinen, Trivialen und Beängstigenden schützt.
Sie haben im Steglitzer Park einen schönen Strauß aus schwarzen und rosavioletten Beeren gepflückt. Für die schwarzen Beeren kommen in Betracht entweder Holunder – seine Beeren hängen in schweren, dichten Trauben zwischen großen gefiederten Blattwedeln, sicher kennen Sie sie, oder, wahrscheinlicher, Liguster; schlanke, zierliche, aufrechte Rispen von Beeren und schmale, längliche grüne Blättchen. Diese rosavioletten, unter kleinen Blättchen versteckten Beeren können die der Zwergmispel sein; sie sind zwar eigentlich rot, aber in der späten Jahreszeit ein bißchen schon überreif und angefault, erscheinen sie oft violettrötlich; die Blättchen sehen der Myrte ähnlich, klein, spitz am Ende, dunkelgrün und lederig oben, unten rauh.
[Sonjuscha, kennen Sie Platens: »Verhängnisvolle Gabel«? Könnten Sie es mir schicken oder bringen? Karl hat einmal erwähnt, daß er sie zuhause gelesen hat. Die Gedichte Georges sind schön; jetzt weiß ich, woher der Vers: »Und unterm Rauschen rötlichen Getreides!« stammt, den Sie gewöhnlich hersagten, wenn wir im Felde spazieren gingen. Können Sie mir gelegentlich den neuen »Amadis« abschreiben, ich liebe das Gedicht so sehr – natürlich dank Hugo Wolffs Lied –, habe es aber nicht hier. Lesen Sie weiter die Lessing-Legende? Ich habe wieder zu Langes Geschichte des Materialismus gegriffen, die mich stets anregt und erfrischt. Ich möchte so sehr, daß Sie sie mal lesen.]
Ach, Sonitschka, ich habe hier einen scharfen Schmerz erlebt, auf dem Hof, wo ich spaziere, kommen oft Wagen vom Militär, voll bepackt mit Säcken oder alten Soldatenröcken und Hemden, oft mit Blutflecken. Die werden hier abgeladen, in den Zellen verteilt, geflickt, dann wieder aufgeladen und ans Militär abgeliefert. Neulich kam so ein Wagen, bespannt statt mit Pferden mit Büffeln. Ich sah die Tiere zum erstenmal in der Nähe. Sie sind kräftiger und breiter gebaut als unsere Rinder, mit flachen Köpfen und flach abgebogenen Hörnern, die Schädel also unseren Schafen ähnlicher, ganz schwarz mit großen sanften Augen. Sie stammen aus Rumänien, sind Kriegstrophäen. Die Soldaten, die den Wagen führen, erzählen, daß es sehr mühsam war, diese wilden Tiere zu fangen, und noch schwerer, sie, die an die Freiheit gewöhnt waren, zum Lastdienst zu benützen. Sie wurden furchtbar geprügelt, bis daß für sie das Wort gilt »vae victis« ... An hundert Stück der Tiere sollen in Breslau allein sein; dazu bekommen sie, die an die üppige rumänische Weide gewöhnt waren, elendes und karges Futter. Sie werden schonungslos ausgenützt, um alle möglichen Lastwagen zu schleppen, und gehen dabei rasch zugrunde. – Vor einigen Tagen kam also ein Wagen mit Säcken hereingefahren, die Last war so hoch aufgetürmt, daß die Büffel nicht über die Schwelle bei der Toreinfahrt konnten. Der begleitende Soldat, ein brutaler Kerl, fing an, derart auf die Tiere mit dem dicken Ende des Peitschenstieles loszuschlagen, daß die Aufseherin ihn empört zur Rede stellte, ob er denn kein Mitleid mit den Tieren hätte! »Mit uns Menschen hat auch niemand Mitleid«, antwortete er mit bösem Lächeln und hieb noch kräftiger ein ... Die Tiere zogen schließlich an und kamen über den Berg, aber eins blutete ... Sonitschka, die Büffelhaut ist sprichwörtlich an Dicke und Zähigkeit, und die ward zerrissen. Die Tiere standen dann beim Abladen ganz still erschöpft und eines, das, welches blutete, schaute dabei vor sich hin mit einem Ausdruck in dem schwarzen Gesicht und den sanften schwarzen Augen wie ein verweintes Kind. Es war direkt der Ausdruck eines Kindes, das hart bestraft worden ist und nicht weiß, wofür, weshalb, nicht weiß, wie es der Qual und der rohen Gewalt entgehen soll ... ich stand davor und das Tier blickte mich an, mir rannen die Tränen herunter – es waren seine Tränen, man kann um den liebsten Bruder nicht schmerzlicher zucken, als ich in meiner Ohnmacht um dieses stille Leid zuckte. Wie weit, wie unerreichbar, verloren die freien, saftigen, grünen Weiden Rumäniens! Wie anders schien dort die Sonne, blies der Wind, wie anders waren die schönen Laute der Vögel oder das melodische Rufen der Hirten! Und hier – diese fremde schaurige Stadt, der dumpfe Stall, das ekelerregende muffige Heu mit faulem Stroh gemischt, die fremden, furchtbaren Menschen und – die Schläge, das Blut, das aus der frischen Wunde rinnt ... O mein armer Büffel, mein armer, geliebter Bruder, wir stehen hier beide so ohnmächtig und stumpf und sind nur eins im Schmerz, in Ohnmacht, in Sehnsucht. Derweil tummelten sich die Gefangenen geschäftig um den Wagen, luden die schweren Säcke ab und schleppten sie ins Haus; der Soldat aber steckte beide Hände in die Hosentaschen, spazierte mit großen Schritten über den Hof, lächelte und pfiff einen Gassenhauer. Und der ganze herrliche Krieg zog an mir vorbei ...
Sonjuscha, Liebste, seien Sie trotz alledem ruhig und heiter. So ist das Leben und so muß man es nehmen, tapfer, unverzagt Und lächelnd – trotz alledem.
Antwort an Rosa Luxemburg von einer Unsentimentalen
Innsbruck, 25. August 1920
Geehrter Herr Kraus,
Zufällig ist mir die letzte Nummer Ihrer »Fackel« in die Hände gekommen (ich war bis 4./II.I.J. Abonnentin) u. ich möchte mir gestatten Ihnen betreffs des von Ihnen so sehr bewunderten Briefes der Rosa Luxemburg Einiges zu erwidern, obwohl Ihnen eine Zuschrift aus dem ominösen Innsbruck vielleicht nicht sehr willkommen ist. Also: der Brief ist ja wirklich recht schön u. rührend u. ich stimme ganz mit Ihnen überein, daß er sehr wohl als Lesestück in den Schulbüchern für Volks- u. Mittelschulen figurieren könnte, wobei man dann im Vorwort lehrreiche Betrachtungen darüber anstellen könnte, wie viel ersprießlicher und erfreulicher das Leben der Luxemburg verlaufen wäre, wenn sie sich statt als Volksaufwieglerin etwa als Wärterin in einem Zoologischen Garten od. dgl. betätigt hätte, in welchem Fall ihr wahrscheinlich auch das »Kittchen« erspart geblieben wäre. Bei ihren botanischen Kenntnissen u. ihrer Vorliebe für Blumen hätte sie jedenfalls auch in einer größeren Gärtnerei lohnende u. befriedigende Beschäftigung gefunden u. hätte dann gewiß keine Bekanntschaft mit Gewehrkolben gemacht.
Was die etwas larmoyante Beschreibung des Büffels an belangt, so will ich es gern glauben, daß dieselbe ihren Eindruck auf die T ränendrüsen der Kommerzienrätinnen und der ästhetischen Jünglinge in Berlin, Dresden u. Prag nicht verfehlt hat. Wer jedoch, wie ich, auf einem großen Gute Südungarns auf gewachsen ist, u. diese Tiere, ihr meist schäbiges, oft rissiges Fell u. ihren stets stumpfsinnigen »Gesichtsausdruck« von Jugend auf kennt, betrachtet die Sache ruhiger. Die gute Luxemburg hat sich von den betreffenden Soldaten tüchtig anplauschen lassen ( ähnlich wie s. Z. der sel. Benedikt mit den Grubenhunden) wobei wahrscheinlich noch Erinnerungen an Lederstrumpf, wilde Büffelherden in den Prärien etc. in ihrer Vorstellung mitgewirkt haben. – Wenn wirklich unsere Feldgrauen, abgesehn von den schweren Kämpfen, die sie in Rumänien zu bestehen hatten, noch Zeit, Kraft u. Lust gehabt hätten, wilde Büffel zu Hunderten einzufangen u. dann stracks zu Lasttieren zu zähmen, so wäre das aller Bewunderung wert, u. entschieden noch erstaunlicher, als daß die urkräftigen Tiere sich diese Behandlung hätten gefallen lassen.
Nun muß man aber wissen, daß die Büffel in diesen Gegenden seit undenklichen Zeiten mit Vorliebe als Lasttiere (sowie auch als Milchkühe) gezüchtet u. verwendet werden. Sie sind anspruchslos im Futter u. ungeheuer kräftig, wenn auch von sehr langsamer Gangart. Ich glaube daher nicht. daß der » geliebte Bruder« der Luxemburg besonders erstaunt gewesen sein dürfte, in Breslau einen Lastwagen ziehn zu müssen u. mit »dem Ende des Peitschenstieles« Eines übers Fell zu bekommen. Letzteres wird wohl – wenn es nicht gar zu roh geschieht bei Zugtieren ab u. zu unerläßlich sein, da sie bloßen Vernunftgründen gegenüber nicht immer zugänglich sind, – ebenso wie ich Ihnen als Mutter versichern kann, daß eine Ohrfeige bei kräftigen Buben oft sehr wohltätig wirkt! Man muß nicht immer das Schlimmste annehmen u. die Leute (u. die Tiere) prinzipiell nur bedauern, ohne die näheren Umstände zu kennen. Das kann mehr Böses als Gutes anrichten. – Die Luxemburg hätte gewiß gerne, wenn es ihr möglich gewesen wäre, den Büffeln Revolution gepredigt u. ihnen eine Büffel-Republik gegründet, wobei es sehr fraglich ist, ob sie imstande gewesen wäre, ihnen das – von ihr – geträumte Paradies mit »schönen Lauten der Vögel u. melodischen Rufen des Hirten« zu verschaffen u. ob die Büffel auf Letzteres so besonderes Gewicht legen. Es gibt eben viele hysterische Frauen, die sich gern in Alles hineinmischen u. immer Einen gegen den Anderen hetzen möchten; sie werden, wenn sie Geist und einen guten Stil haben, von der Menge willig gehört u. stiften viel Unheil in der Welt, so daß man nicht zu sehr erstaunt sein darf, wenn eine solche, die so oft Gewalt gepredigt hat, auch ein gewaltsames Ende nimmt.
Stille Kraft, Arbeit im nächsten Wirkungskreise, ruhige Güte u. Versöhnlichkeit ist, was uns mehr not tut, als Sentimentalität u. Verhetzung. Meinen Sie nicht auch?
Hochachtungsvoll
Frau v. X-Y
Was ich meine, ist: daß es mich sehr wenig interessiert, ob eine Nummer der Fackel »zufällig« oder anderwegen einer derartigen Bestie in ihre Fänge gekommen ist und ob sie bis 4. II. I. J. Abonnentin war oder es noch ist. Ist sie's gewesen, so weckt es unendliches Bedauern, daß sie's nicht mehr ist, denn wäre sie's noch, so würde sie's am Tage des Empfangs dieses Briefes, also ab 28. VIII. 1. J. nicht mehr sein. Weil ja bekanntlich die Fackel nicht wehrlos gegen das Schicksal ist, an solche Adresse zu gelangen. Was ich meine, ist: daß mir diese Zuschrift aus dem ominösen Innsbruck insofern ganz willkommen ist, als sie mir das Bild, das ich von der Geistigkeit dieser Stadt empfangen und geboten habe, auch nicht in einem Wesenszug alteriert und im Gegenteil alles ganz so ist, wie es sein soll. Was ich meine, ist, daß neben dem Brief der Rosa Luxemburg, wenn sich die sogenannten Republiken dazu aufraffen könnten, ihn durch ihre Lesebücher den aufwachsenden Generationen zu überliefern, gleich der Brief dieser Megäre abgedruckt werden müßte, um der Jugend nicht allein Ehrfurcht vor der Erhabenheit der menschlichen Natur beizubringen, sondern auch Abscheu vor ihrer Niedrigkeit und an dem handgreiflichsten Beispiel ein Gruseln vor der unausrottbaren Geistesart deutscher Fortpflanzerinnen, die uns das Leben bis zur todsichern Aussicht auf neue Kriege verhunzen wollen und die dem Satan einen Treueid geschworen zu haben scheinen, eben das was sie anno 1914 aus Heldentodgeilheit nicht verhindert haben, immer wieder geschehen zu lassen. Was ich meine, ist – und da will ich einmal mit dieser entmenschten Brut von Guts- und Blutsbesitzern und deren Anhang, da will ich mit ihnen, weil sie ja nicht deutsch verstehen und aus meinen »Widersprüchen« auf meine wahre Ansicht nicht schließen können, einmal deutsch reden, nämlich weil ich den Weltkrieg für eine unmißdeutbare Tatsache halte und die Zeit, die das Menschenleben auf einen Dreckhaufen reduziert hat, für eine unerbittliche Scheidewand – was ich meine, ist: Der Kommunismus als Realität ist nur das Widerspiel ihrer eigenen lebensschänderischen Ideologie, immerhin von Gnaden eines reineren ideellen Ursprungs, ein vertracktes Gegenmittel zum reineren ideellen Zweck – der Teufel hole seine Praxis, aber Gott erhalte ihn uns als konstante Drohung über den Häuptern jener, so da Güter besitzen und alle andern zu deren Bewahrung und mit dem Trost, daß das Leben der Güter höchstes nicht sei, an die Fronten des Hungers und der vaterländischen Ehre treiben möchten. Gott erhalte ihn uns, damit dieses Gesindel, das schon nicht mehr ein und aus weiß vor Frechheit, nicht noch frecher werde, damit die Gesellschaft der ausschließlich Genußberechtigten, die da glaubt, daß die ihr botmäßige Menschheit genug der Liebe habe, wenn sie von ihnen die Syphilis bekommt, wenigstens doch auch mit einem Alpdruck zu Bette gehe! Damit ihnen wenigstens die Lust vergehe, ihren Opfern Moral zu predigen, und der Humor, über sie Witze zu machen! Zu Betrachtungen, wie viel ersprießlicher und erfreulicher das Leben der Luxemburg verlaufen wäre, wenn sie sich als Wärterin in einem Zoologischen Garten betätigt hätte statt als Bändigerin von Menschenbestien, von denen sie schließlich zerfleischt ward, und ob sie als Gärtnerin edler Blumen, von denen sie allerdings mehr als eine Gutsbesitzerin wußte, lohnendere und befriedigendere Beschäftigung gefunden hätte denn als Gärtnerin menschlichen Unkrauts – zu solchen Betrachtungen wird, solange die Frechheit von der Furcht gezügelt ist, kein Atemzug langen. Auch bestünde die Gefahr, daß etwaiger Spott über das »Kittchen«, in dem eine Märtyrerin sitzt, auf der Stelle damit beantwortet würde, daß man es der Person, die sich solcher Schändlichkeit erdreistet hat, in die Höhe hebt, wenn man nicht eine Ohrfeige vorzöge, die, wie ich Ihnen versichern kann, bei kräftigen Heldenmüttern sehr wohltätig wirkt! Was vollends den Hohn darüber betrifft, daß Rosa Luxemburg »mit Gewehrkolben Bekanntschaft gemacht« hat, so wäre er gewiß mit ein paar Hieben, aber nur mit jenem Peitschenstiel, der Rosa Luxemburgs Büffel getroffen hat, nicht zu teuer bezahlt. Nur keine Sentimentalität! Larmoyante Beschreibungen solcher Prozeduren können wir nicht brauchen, das ist nichts für die Lesebücher. Wer auf einem großen Gut Südungarns aufgewachsen ist, wo das sowieso schon schäbige und rissige Fell der Büffel kein Mitleid mehr aufkommen läßt und ihr stets stumpfsinniger »Gesichtsausdruck« – ein Gesichtsausdruck, der mithin nicht nach der Andacht einer Luxemburg, sondern nach Gänsefüßen, nach den Fußtritten einer Gans verlangt – sich von dem idealen Antlitz der südungarischen Gutsbesitzer unsympathisch abhebt, der weiß, daß man in Ungarn noch ganz andere Prozeduren mit den Geschöpfen Gottes vornimmt, ohne mit der Wimper zu zucken. Und daß die Gutsbesitzerinnen mit den Kommerzienrätinnen darin völlig einig sind, sichs wohl gefallen zu lassen. Ich meine nun freilich, daß man weder für Revolutionstribunale sich begeistern noch mit dem Standpunkt jener Offiziere sympathisieren soll, die sich aus dem Grunde, weil das Letzte, was ihnen geblieben ist, die Ehre ist, dazu hingerissen fühlen, ihre Nebenmenschen zu kastrieren. Aber so ungerecht bin ich doch, daß ich zum Beispiel Damen, die noch heute »unsere Feldgrauen« sagen, verurteilen würde, den Abort einer Kaserne zu putzen und hierauf »stracks« den Adel abzulegen, von dem sie sich noch immer, und wär's auch nur in anonymen Besudelungen einer Toten, nicht trennen können. Allerdings meine ich auch, daß unsere Feldgrauen, abgesehen von den schweren Kämpfen, die sie in Rumänien zu bestehen hatten und zwar nur deshalb, weil die Lesebücher bis 1914 noch nicht vom Geist der Rosa Luxemburg, sondern von dem der Gutsbesitzerinnen inspiriert waren, faktisch auch Zeit, Kraft und Lust gehabt haben, Büffel zu stehlen und zu zähmen, und ferner, daß, solange die Bewunderung deutscher und südungarischer Walküren für die militärische Büffeldressur vorhält, auch die Menschheit nicht davor bewahrt sein wird, mit Vorliebe zu Lasttieren abgerichtet zu werden. Was ich aber außerdem noch meine – da ja nun einmal meine Meinung und nicht bloß mein Wort gehört werden will – ist: daß, wenn das Wort der guten Rosa Luxemburg nicht von der geringsten Tatsächlichkeit beglaubigt wäre und längst kein Tier Gottes mehr auf einer grünen Weide, sondern alles schon im Dienste des Kaufmanns, sie doch vor Gott wahrer gesprochen hätte als solch eine Gutsbesitzerin, die am Tier die Anspruchslosigkeit im Futter rühmt und nur die langsame Gangart beklagt, und daß die Menschlichkeit, die das Tier als den geliebten Bruder anschaut, doch wertvoller ist als die Bestialität, die solches belustigend findet und mit der Vorstellung scherzt, daß ein Büffel »nicht besonders erstaunt« ist, in Breslau einen Lastwagen ziehen zu müssen und mit dem Ende eines Peitschenstieles »Eines übers Fell zu bekommen«. Denn es ist jene ekelhafte Gewitztheit, die die Herren der Schöpfung und deren Damen »von Jugend auf« Bescheid wissen läßt, daß im Tier nichts los ist, daß es in demselben Maße gefühllos ist wie sein Besitzer, einfach aus dem Grund, weil es nicht mit der gleichen Portion Hochmut begabt wurde und zudem nicht fähig ist, in dem Kauderwelsch, über welches jener verfügt, seine Leiden preiszugeben. Weil es vor dieser Sorte aber den Vorzug hat, »bloßen Vernunftgründen gegenüber nicht immer zugänglich« zu sein, erscheint ihr der Peitschenstiel »wohl ab und zu unerläßlich«. Wahrlich, sie verwendet ihn bloß aus dumpfer Wut gegen ein unsicheres Schicksal, das ihr selbst ihn irgendwie vorzubehalten scheint! Sie ohrfeigen auch ihre Kinder nur, deren Kraft sie an der eigenen Kraft messen, oder lassen sie von sexuell disponierten Kandidaten der Theologie nur darum mit Vorliebe martern, weil sie vom Leben oder vom Himmel irgendwas zu befürchten haben. Dabei haben die Kinder doch den Vorteil, daß sie die Schmach, von solchen Eltern geboren zu sein, durch den Entschluß, bessere zu werden, tilgen oder andernfalls sich dafür an den eigenen Kindern rächen können. Den Tieren jedoch, die nur durch Gewalt oder Betrug in die Leibeigenschaft des Menschen gelangen, ist es in dessen Rat bestimmt, sich von ihm entehren zu lassen, bevor sie von ihm gefressen werden. Er beschimpft das Tier, indem er seinesgleichen mit dem Namen des Tiers beschimpft, ja die Kreatur selbst ist ihm nur ein Schimpfwort. Über nichts mehr ist er erstaunt, und dem Tier, das es noch nicht verlernt hat, erlaubt ers nicht. Das Tier darf so wenig erstaunt sein über die Schmach, die er ihm antut, wie er selbst; und wie nur ein Büffel nicht über Breslau staunen soll, so wenig staunt der Gutsbesitzer, wenn der Mensch ein gewaltsames Ende nimmt. Denn wo die Welt für ihre Ordnung in Trümmer geht, da finden sie alles in Ordnung. Was will die gute Luxemburg? Natürlich, sie, die kein Gut besaß außer ihrem Herzen, die einen Büffel als Bruder betrachten wollte, hätte gewiß gern, wenn es ihr möglich gewesen wäre, den Büffeln Revolution gepredigt, ihnen eine Büffel-Republik gegründet, womöglich mit schönen Lauten der Vögel und dem melodischen Rufen der Hirten, wobei es fraglich ist, »ob die Büffel auf Letzteres so besonderes Gewicht legen«, da sie es selbstverständlich vorziehen, daß nur auf sie selbst Gewicht gelegt wird. Leider wäre es ihr absolut nicht gelungen, weil es eben auf Erden ja doch weit mehr Büffel gibt als Büffel! Daß sie es am liebsten versucht hätte, beweist eben nur, daß sie zu den vielen hysterischen Frauen gehört hat, die sich gern in Alles hineinmischen und immer Einen gegen den Anderen hetzen möchten. Was ich nun meine, ist, daß in den Kreisen der Gutsbesitzerinnen dieses klinische Bild sich oft so deutlich vom Hintergrund aller Haus- und Feldtätigkeit abhebt, daß man versucht wäre zu glauben, es seien die geborenen Revolutionärinnen. Bei näherem Zusehn würde man jedoch erkennen, daß es nur dumme Gänse sind. Womit man aber wieder in den verbrecherischen Hochmut der Menschenrasse verfiele, die alle ihre Mängel und üblen Eigenschaften mit Vorliebe den wehrlosen Tieren zuschiebt, während es zum Beispiel noch nie einem Ochsen, der in Innsbruck lebt, oder einer Gans, die auf einem großen südungarischen Gut aufgewachsen ist, eingefallen ist, einander einen Innsbrucker oder eine südungarische Gutsbesitzerin zu schelten. Auch würden sie nie, wenn sie sich schon vermäßen, über Geistiges zu urteilen, es beim »guten Stil« anpacken und gönnerisch eine Eigenschaft anerkennen, die ihnen selbst in so auffallendem Maße abgeht. Sie hätten – wiewohl sie bloßen Vernunftgründen »gegenüber« nicht immer zugänglich sind – zu viel Takt, einen schlecht geschriebenen Brief abzuschicken, und zu viel Scham, ihn zu schreiben. Keine Gans hat eine so schlechte Feder, daß sie's vermöchte! Meinen Sie nicht auch? Sie ist intelligent, von Natur gutmütig und mag von ihrer Besitzerin gegessen, aber nicht mit ihr verwechselt sein. Was nun wieder diese Kreatur vor jener voraus hat, ist, daß sie sichs im Ernstfall, wenn's ihr selbst an den Kragen gehen könnte, beim Himmel mit dem Katechismus zu richten versteht und daß sie dazu noch die Güte für sich selbst hat, einen zu ermahnen, man müsse »nicht immer das Schlimmste annehmen und die Leute (u. die Tiere) prinzipiell nur bedauern, ohne die näheren Umstände zu kennen; das kann mehr Böses als Gutes anrichten.« Böses vor allem für die prädestinierten Besitzer von Leuten (u. Tieren), deren Verfügungsrecht einer göttlichen Satzung entspricht, die nur Aufwiegler und landfremde Elemente wie zum Beispiel jener Jesus Christus antasten wollen, die aber in Geltung bleibt, da das Streben nach irdischen Gütern Gottseidank älter ist als das christliche Gebot und dieses überleben wird. So meine ich!

1280.

Die EinSatzKräfte suchten immer noch nach Mo, und so entschied der in den Tagesbetrieb verwaltende Kwaliteitswart, ein längeres Zitat zum Fest einzusetzen, einen Prachtfund aus der Zeit, in der Menschen noch wirklich schreiben konnten, jedenfalls manche, und in der in Wien ein wilder Wortwirbler ohne Mühe die Briefe zweier Damen gegeneinander halten und daraus etwas machen koennte, was man heute so wohl nicht mehr finden koennte, weil keiner sich die Zeit für so etwas nähm, und er stellte ein Stück von Karl Kraus über einen Brief von Rosa Luxemburg auf die B-Ebene.

Sonntag, 19. Dezember 2010

1279.

Normalerweise kann man gar nicht so viele Augen und Ohren haben, wie man verschließen müsste, um der kompakten Propaganda zu entgehen, und jetzt soll man ploetzlich wieder wach sein, weil dieses verdammte kleine Mo einfach abgehauen ist, mitten im Winter, seufzte der Sicherheitsbeauftrage, der seine Karomütze durch einen beachtlichen Kaffeewärmer, welcher mit irgendeinem Fell gefüttert war, ersetzt hatte, und er pustete den kleinen Globus, der am Rückspiegel des Alfa hing, ein wenig an, um im Stillstehen vor dem in eingeschneiter Reglosigkeit verharrenden Haus einer verdächtigen Zielperson doch ein wenig Bewegung zu sehen.

1278.

Es wurde ein GroßEinSatz, der den ganzen Tag in Anspruch nahm, ohne dass Mo gefunden worden wäre - und nicht einmal gelang es, rechtzeitig den Blog zu bespielen, aber angesichts der dramatischen Lage fühlte sich niemand genoetigt, dieses Versäumnis zu rechtfertigen, allenfalls die Chefin hielt es für geboten, auch einmal etwas Positives zu sagen, und ließ vermelden, dass immerhin dem erzählenden Kranich strumpfartige Kleidungsstücke verpasst worden waren (es gab leider keine kranichgemäßen Kleidungsstücke in den Läden), welche ihn wenigstens ein bisschen wärmen konnten.

Freitag, 17. Dezember 2010

1277.

Die Leitungen unter Schnee und Eis liefen heiß am anderen Tage, die Chefin und der Demokratieberauftragte waren permanent in Verbindung mit Mr. Precuneus und der Kreativleitung, Karomütze war selbst im Sucheinsatz, die Warte hielten "achocrachoque" den Betrieb aufrecht, und die Leitung der Abteilung Oeffentlichkeit hatte jede Menge zu tun, um die Leute von Ferrari und Alfa irgendwie hinzuhalten, zu beruhigen, ihnen zu erklären und sie "einzuladen," sich doch lieber an der Suche zu beteiligen, denn auch wenn niemand wusste, wozu es ein Wesen wie Mo überhaupt gab, war es doch unmoeglich, sich mit seinem Verschwinden abzufinden.

Donnerstag, 16. Dezember 2010

1276.

Die Sitzung fand statt, die Kreativleitung und Mr. Precuneus fehlten entschuldigt, weil sie gemeinsam mit dem Erzählenden Kranich auf der Suche nach Mo waren, die tatsächlich weder in der Wohnung der Kreativleitung noch in den Räumen der EinSatzLeitung auffindbar war, während die Chefin und der Demokratiebeauftragte mehrere Stunden kämpften, um trotz allem eine Ordnung in der EinSatzLeitung wieder her zu stellen, selbstverständlich ebenso wie die Strecken, auf denen nach Mo gesucht wurde, unter Ausschluss der Oeffentlichkeit.

Mittwoch, 15. Dezember 2010

1275.

Die ideologischen Reihen fest geschlossen, sagte der Demokratiebeauftragte, als er einige der Propagandaschriften aus dem Brachvogelreich vor sich sah, unter ihnen Elogen - nein, nicht auf schoene rote Ferraris, dieses ganze Spiel war noch viel zu harmlos, gemessen an dem, womit wir es wirklich zu tun haben - und an dieser Stelle sagte er zur Kreativleitung, welche eine undefinierbare Farbe angenommen hatte und die Auswanderung ins freie Birma als eine Option vorschlug, jetzt ist es vorbei mit dem freien Westen, jetzt haben wir den Knebel im Mund und niemand weit und breit, der bereit wäre, hier noch einen klaren Kopf zu behalten, und sie grämten sich sehr.

Dienstag, 14. Dezember 2010

1274.

Die Kreativleitung hatte ein eher grünes Gesicht an jenem Tage, aber es schien eher ein erfreutes Grün zu sein, denn Mr. Precuneus saß in ihrem Büro und ließ sich befragen, zum Beispiel darüber, was seiner Meinung nach das Hauptproblem der Sicherheitsleute sei, und Mr. Precuneus, welcher sich allmählich für einen Rassisten hielt, weil er die Kreativleitung insgesamt mehr als ansehnlich, aber ihr beständiges Grünwerden irgendwie irritierend fand, antwortete ziemlich bereitwillig, die Langeweile, Madam, die Langeweile, immer müssen Sie aufmerksam sein, jede Bewegung verfolgen, aber zugleich sollen Sie bitte Ruhe verbreiten und angelegentlich vor sich hinschauen, man hält ihnen die erstaunlichsten Leute vor die Nase, und Sie müssen immer nur nach Gefahren ausschauen, was aber gibt es Langweiligeres als das Suchen von Gefahrenquellen?

Montag, 13. Dezember 2010

1273.

Am anderen Tage gab die Chefin, welche sich im zum schoenen roten Ferrari umdekorierten Alfa Romeo von Karomütze zur Arbeit hatte fahren lassen und irgendwie ganz anders wirkte als noch am Vortag, in aller Selbstverständlichkeit und so, als hätte es nie einen Fehler gegeben, bekannt, dass "in der Sitzung am Donnerstag" nicht nur die Weihnachtsfeier geplant, sondern auch die Tagesordnung einer groeßeren Versammlung im Januar erarbeitet werden solle.

Sonntag, 12. Dezember 2010

1272.

Wissen Sie eigentlich, dass wir voellig aus dem Sitzungsrhythmus sind, fragte Karomütze die Chefin, als sie gemeinsam einen Sonntagsabendspaziergang zur Vorbereitung der kommenden Woche unternahmen, und die Chefin, die Mühe hatte, sich vom Anblick eines knirpsigen jungen Menschen zu loesen, der in sehr schlechter Haltung an einem Kaugummiautomaten stand und die Kurbel betätigte - so etwas sieht man ja in diesen durchtrainierten Zeiten äußerst selten, dass Menschen es noch wagen, mit schlechter Haltung herumzulaufen und dabei froehlich auszusehen, sagte sie entschuldigend zu dem durchtrainierten Sicherheitsbeauftragten, dessen zur Schau gestellte physische Korrektheit ihr unangenehm war wie eh und je, aber sie fühlte sich verpflichtet, ihn das nicht merken zu lassen, wodurch sie sich in erhebliche Kalamitäten verstrickte, zum Glück hatte er es nicht so mit der Interpretation der Gefühle anderer, es war auch nicht seine Aufgabe - die Chefin also, die sich gern noch weiter abgelenkt hätte mit der sinnfreien Betrachtung dieses merkwürdigen Wesens, das sie weder anzog noch abstieß, aber eben faszinierte, sagte, jaja, es läuft alles aus dem Ruder in der EinSatzLeitung, diese vielen roten Ferraris und die tiefe Sehnsucht nach schoenen roten Ferraris, die wir an und in uns glaubten, zu unserer eigenen Verteidigung den Leuten mal in ihre Hälse stopfen zu sollen bis sie selbst die Absurdität ihrer Propaganda erkennen, die hat uns aus dem Tritt gebracht, meinen Sie denn, wir sollten vielleicht morgen mal eine Sitzung für sagen wir Donnerstag anberaumen, und schon ärgerte sie sich, dass sie den überhaupt fragte, dass sie sich überhaupt zu Spaziergängen mit ihm herbeiließ, womoeglich hatte der ehemalige Chef mit seinem ewigen Gemecker recht, und ach, es war einfach nicht ihr Tag, aber allzu lange wollte sie sich diese Poroistät nun nicht mehr leisten, das war mal klar, irgendwie schien der Demokratiebeauftragte versagt zu haben, oder sie selbst, also Sie haben recht, sagte sie schließlich, wir werden das ändern und im nächsten Jahr noch einmal anders durchstarten, was sagen Sie, aber Karomütze war nun seinerseits abgelenkt, da er seine Taschen umkrempelte und massenhaft zusammengeknülltes Kaugummipapier mit den Abbildungen von schoenen roten Ferraris herauskramte, die er auf die Plastikferraris purzeln ließ, welche den gesamten Gehweg bedeckten und keinen Raum ließen zwischen diesem und der Straße, deren Ränder auch weiterhin zugeparkt waren mit schoenen roten Ferraris in allen, wirklich allen denkbaren Groeßen.

Samstag, 11. Dezember 2010

1271.

Ein Ornithologe fragt an, berichtete sich schüttelnd der Kumpel von Karomütze, welcher diesen in die Wochenendschicht begleitet hatte und für ihn nun Post sortierte, also ein Ornithologe fragt an, ob man auch "einen Satz bilden kann, in dem aus einem Pelikan ein schöner roter Ferrari wird, ohne dass der Pelikanbezug verloren geht," also die ticken doch irgendwie nicht mehr richtig, oder, und Karomütze sagte, was würdest du wohl tun, wenn sie es plötzlich täten?

Freitag, 10. Dezember 2010

1270.

Es wäre recht schön, sagte ein Journalist, in dessen Stimme erhebliche Schichten von Kreide abgelagert zu sein schienen, wenn man uns gelegentlich mitteilen könnte, welchen Sinn die EinSatzLeitung eigentlich genau verfolgt mit der Woche des wunderschönen roten Ferraris, und die Leitung der Abteilung Öffentlichkeit sah sich hilfesuchend in ihrem Büro um, fand aber keinen gedruckten Kommentar zur eher frei kommunizierten Dienstanweisung.

Donnerstag, 9. Dezember 2010

1269.

Auf dem Weg zur EinSatzLeitung diktierte Mr. Precuneus, indem er sich auf der schwarzgelederten Rückbank des wirklich wunderschön zum roten Ferrari umdekorierten alten Alfa von Karomütze so gut es bei vollständig nach hinten geschobenen Vordersitzen gieng, räkelte, dem auf dem Beifahrersitze breit grätschenden Oberassistenten einige bemerkenswerte Sätze über "Menschenmachers Testwesen" in die Tastatur, denn er hatte sich seit längerem dafür entschieden, auch in den übelsten Unbilden des Wetters und der sozialen Verwerfungen und unter der Bedingung der immer noch nicht vollkommen beherrschten Sprache seines Gastlandes diese selbst einfach solange zu äußerster Geschmeidigkeit zu - im wahrsten Sinne des Wortes - überreden, dass immer mal wieder recht treffende Ausdrücke dabei heraussprangen, welche ihm gelegentich den Respekt auch der Hinterbänkler eintrugen, das mochte er durchaus.

Mittwoch, 8. Dezember 2010

1268.B.

A Yiddishe Kop


A Jewish man walked into a bank in New York City one day and
asked for the loan officer.
He told the loan officer that he was going to Israel
on business for two weeks and needed to borrow $5,000.
The bank officer told him that the bank would need some form of security for the loan.
The Jewish man handed over the keys to a new Ferrari parked on
the street in front of the bank. He produced the title and everything
checked out.
The loan officer agreed to accept the car as collateral for the loan.
The bank's president and its officers all enjoyed a good laugh at the
Jewish man for using a $250,000 Ferrari as collateral against a $5,000 loan.
An employee of the bank then drove the Ferrari into the bank's underground garage and parked it there.
Two weeks later, the Jewish man returned, repaid the $5,000
and the interest, which came to $15.41.
The loan officer said, "Sir, we are very happy to
have had your business, and this transaction has worked out
very nicely, but we are a little puzzled. While you were away, we
checked you out and found that you are a multimillionaire. What
puzzles us is, why would you bother to borrow $5,000?"
The Jewish man replied: "Where else in New York City can I
park my car for two weeks for only $15.41 and expect it to be there
when I return?"
Ah, der Yiddishe kop.

1268.

Die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse versuchte soeben, ihr Unbehagen am Gebot, den schönen roten Ferrari unter allen Umständen zu loben, auf irgendeine mehrheitsfähige Weise zu formulieren, und die Kreativleitung schwitzte bereits beim Zugucken, aber beide wurden aus ihrer Zwangslage recht zwanglos erlöst, indem der erzählende Kranich seinen Schnabel, gefolgt von seinem nicht kurzen Halse zur Tür hereinstreckte, in ihm ein kleines Zettelchen überreichend, auf dem ein Unbekannter einen Witz für eine B-Ebene zum Vorschlag gebracht hatte.

Dienstag, 7. Dezember 2010

1267.

Man muss auch mal das Positive an den schönen roten Ferraris sehen, sagte die Gattin des ehemaligen Chefs beim Tee zu ihrem Gatten, als dieser sich mit letzter Kraft ereiferte über den Wahnsinn, von welchem die jüngste Maßnahme der Chefin zeuge, sie haben sich wirklich lange bemüht und verdient gemacht um Stadtbild und Landschaft, Individualverkehr und Motorsport, und ihre ungeheuerliche Zudringlichkeit, Übergriffigkeit und Platzbesetzung um jeden Preis, nur weil irgendein Idiot in der EinSatzLeitung irgendwann mal gesagt zu haben scheint, er fände rote Ferraris toll und wohl auch mal einen gefahren hat - geil, hat er gesagt, korrigierte der ehemalige Chef eifrig, denn er legte bei allem Widerwillen gegen so ein Wort Wert auf korrekte Wiedergabe - und man muss sehen, fuhr die Gattin des ehemaligen Chefs relativ unerbittlich fort, dass da nun auch ein Anspruch gewachsen ist und eine positive Sicht der Dinge und eine Versöhnung zwischen den Vertretern der roten Ferraris und denen der schwarzen Alfa Romeos anstünde, aber papperlapapp, sagte der ehemalige Chef verärgert, das hätte man viel früher stoppen müssen, dass da die roten Ferraris sich in der Gegend so ausbreiten, nur mit dieser Politik der demonstrativ und zum Schein geöffneten Arme kann die Chefin doch nur noch mehr verlieren, das muss ihr doch mal jemand stecken, ottrrr?

Montag, 6. Dezember 2010

1266.

Nun aber die Leitung der Abteilung Öffentlichkeit, für sie war die Woche des roten Ferrari, des schönen roten Ferrari, eine willkommene Gelegenheit, endlich mal wieder zu zeigen, was in ihr steckte, sie nahm gleichsam jeden Morgen, wenn sie ihr Kleines in die Tagesstätte gebracht hatte, wilderen Anlauf, um auf täglich höheren Schuhen über die Ferraridächer zu turnen, natürlich verbrauchte sie jede Menge Imprägnierspray, wegen der Schneehauben auf den Ferraridächern, auf den Dächern der schönen roten Ferraris, die an manchen Stellen wegen ihrer sehr unterschiedlichen Größe zu Treppenähnlichem sich gruppierten, an anderen hingegen eher unpraktische Lücken ließen, so dass zwischendurch auch schon mal ein Pfützenplatscher vorkam (na sowas) ihr neues Spiel half ihr insgesamt trotzdem sehr gut durch die grauen Tage, fast wurde der Dezember ihr ein vierter Frühling (oder so), und wenn das Kleine nach Schichtende wieder abgeholt werden musste, zeigte sie ihm artig, wie man Schneebälle macht, denn sie hatte sich auf dem Weg zwischen EinSatzLeitung und Kita gut genug ausgetobt, ein wahrer Gewinn fürs Familienglück.

Sonntag, 5. Dezember 2010

1265.

Irgendwie musste die Chefin gehofft haben, die Maßnahme mit den schönen roten Ferraris würde bewirken, dass die Zahl der roten Ferraris auf dem Weg zu ihrem Arbeitsplatz abnehmen werde, aber bereits ein kleiner Sonntagsspaziergang (:)) mit ihrem Kind (!)) belehrte sie darüber, dass dies keineswegs der Fall war - im Gegenteil, ein wahres Ferrari-Fieber schien ausgebrochen zu sein, irgendeine chinesische Firma musste nur darauf gewartet haben, Ferrarimützen in Rot massenhaft zu produzieren, und mitten in der Nacht musste es gelungen sein, wenigstens in ihrem Stadtteil wirklich alle nicht unter einer dicken Schneeschicht versteckten Kraftfahrzeuge mit den schönen roten Ferrarimützen zu überziehen, wobei der Gipfel eigentlich war, dass man noch Wimpelchen dazu hatte, ganz ähnlich dem, welches der naseweise Sinologe an seinem gelben Einkaufswagen zu führen pflegte, und auf diesen Wimpeln stand etwa: hat er nicht eine schöne Frontscheibe, oder: beachten Sie das herrlich eckige Heck, oder: wie schön ist nicht ein gepflegter Auspuff, und selbstverständlich war auch über die Türen, das Lenkrad, die Heckscheibe, die Stoßstangen und sowieso über den Motor nur das Beste vom Besten zu vermelden, wenn man den Schildern glaubte, rühmet und preiset, murmelte die Chefin, mal sehen, wie lange das so weitergeht, und das Kind sagte, Mama, also wirklich.

Samstag, 4. Dezember 2010

1264.

Also gut, sagte die Chefin, nachdem sie eine erstaunlich gute Nacht und ein herrliches Brunch mit ihrem Kind und einigen Bekannten hinter sich gebracht hatte, dann ziehen wir mal andere Saiten auf und reden ab heute eine ganze Woche nur über rote Ferraris, wie wäre es, wenn wir damit beginnen, zur Einsendung von Fotografien aufzurufen, die rote Ferraris aus allen Perspektiven zeigen, es dürfen vielleicht auch Fotos von Fahrzeugen sein, die roten Ferraris ähnlich sehen, ab sofort werden wir überall laut bekannt geben, dass nur rote Ferraris von uns begehrt werden, dass wir, unabhängig davon, wie oft und wie zahlreich man sie uns vor die Tür stellt, rein und völlig von uns aus ausschließlich und von tief innen mit der ganzen Glut unserer vielfältigen, aber vereinten Herzen nach roten Ferraris streben, wir sehen vor uns große rote Ferraris mit kleinen roten Ferraris auf dem Arm, kleine rote Ferraris an der Hand fürsorglicher größerer roter Ferraris, wir werden jeden Beitrag, der nicht wenigstens einmal lobend das Wort roter Ferrari enthält, nachhaltig und endgültig löschen, und auf den Fluren der EinSatzLeitung wird es nur noch Bilder von roten Ferraris geben, Karomützens Dienstwagen wird ab sofort ein roter Ferrari sein oder doch wenigstens ein schwarzer Alfa Romeo mit einer Ganzkörpermütze im Stil eines roten Ferraris und …

Freitag, 3. Dezember 2010

1263.

Ist es wegen des Wetters, fragte der Buchhalter Mr. Precuneus, welcher bereits am Morgen die Türen der EinSatzLeitung fest verschloss und den Buchhalter wieder nachhause schickte, nein, sagte Mr. Precuneus, aber man hat es übertrieben.

Donnerstag, 2. Dezember 2010

1262.

Es wären einige kleine stilistische Änderungen vorzunehmen am letzten EinSatz, sagte Dame Ö, aber die Chefin hatte dafür wenig Geduld, denn allzu viel hatte sie telefonieren müssen, um den Schaden zu begrenzen, welcher durch Mos B-Ebene entstanden war, sie wolle sich nicht gerade mit den vorgeführten Diplomaten anderer Mächte vergleichen, sagte sie, aber als Chefin eines so disparaten Ladens habe man es nun wirklich auch nicht immer leicht, ob es jetzt vielleicht einmal ein Feierabend sein könne, schon gut, sagte die Dame Ö, denn schließlich kannte sie das Leben auf ihre Weise, sie werde das allein übernehmen, sie könne durchaus ein wenig länger bleiben, es warte niemand auf sie, und die Chefin sagte, Sie sollten sich dennoch oder deswegen auch nicht übernehmen.

Mittwoch, 1. Dezember 2010

1261.

In der EinSatzLeitung missachtete man also das Wetter (allein die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, welche sich krank meldete, berief sich auf Wettergründe für ihre Erkältung) und redete sich stattdessen die Köpfe heiß über eine, wie die Leitung Ö sagt, in jeder Weise indiskrete und unverschämte B-Ebene, welche im Kwaliteitswart und im Komplexitätswart sowie in der Kreativleitung eindeutige Befürworter hatte, während andere heftig dagegen kämpften, bei gleichbleibender Mittigkeit der Chefin und des Demokratiebeauftragten.

1261.B

Ich habe etwas sehr Schönes geschrieben zum Advent, sagte Mo, es ist eine kleine Geschichte, welche den lieben Gott von der Schande der Schöpfung ein bisschen entlasten und ihm außerdem auch einen Vorschlag zur Güte machen möchte, wie es in der Welt besser sein könnte. Ich habe den Entwurf sehr mühsam erarbeitet, und zwar im Dialog mit dem klitzekleinen Forschungsminister, der sich manchmal über den Monotheismus aufregt. Ich habe aber, um nicht zu fies zu werden, andererseits den kleinen Brachvogel gefragt, ob er nicht auch etwas zur Verteidigung des monotheistischen Gottes anzuführen wisse. Und schließlich habe ich alles zu folgender Geschichte zusammengefügt, die ich hiermit ergebenst präsentiere:
"Bestimmt hat der liebe monotheistische Gott nur Pastoren, Lehrer und Dienstleister haben wollen, und da sie in der Welt schon zuhanden waren, musste er sie auch gar nicht erst erschaffen. Er musste nur diejenigen unter ihnen, die nicht lieb und bescheiden waren, erst noch zusammendonnern, dazu war er aber nach übereinstimmenden Zeugenberichten recht begabt. Ein gewisses Problem bereitete ihm die Existenz der Weiber, welche die blöden Baalim erschaffen hatten, aber da man sie brauchte, musste man eben daran arbeiten, sie durch die Einsetzung plausibler Regeln der je passenden Zurechtstutzung zu zu führen. Das wird - Gott sei Lob und Dank! - auch bald nicht mehr nötig sein, die Wissenschaft hat ja einige Fortschritte erzielt, woraus wir nur schließen können, dass die Wissenschaft in jedem Fall eine gottgewollte Kunst ist. Wir können uns dann ganz darauf konzentrieren, die Schäden zu heilen, welche die Mannheit bis dahin an ihrer unerträglichen Verwiesenheit auf die Weibheit genommen hat. Das wird uns allen sehr helfen, vielleicht kann man den künftigen Menschen nicht nur die Geschlechtlichkeit und die Verdauung abtrainieren, sondern auch noch Flügel anzüchten, ich meine, das sollte doch zu machen sein," las die Kreativleitung laut, und dann sagte sie, in Ansehung der geistigen Lage der Gegenwart habe die Chefin sich auch etwas ausbedungen, und zwar das Recht, einen eventuell Anstoß erregenden EinSatz auch dann zu lesen zu bekommen, wenn er der Kreativleitung gut erscheine. Na gut, sagte Mo, denn neuerdings konnte sie sogar gönnerhaft sein.

Über mich