Mittwoch, 16. Juli 2008

398.

Herr Y saß vor wie nach dem Besuch der Kreativleitung an jenem nun schon wieder etwas zurückliegenden Wochenende täglich im Oberstübchen des ehemals cheflichen Hauses, er ging gelegentlich zu den Mahlzeiten nach unten, wo er seine von Tag zu Tag mürber werdenden Gastgeber stets freundlich anlächelte, er machte dann und wann auch wohl einen Spaziergang, aber meistens saß er einfach nur so da, betrachtete die Rotkehlchen und die Libellen vor "seinem" Fenster, wünschte gelegentlich, daß der Eichelhäher, der zuweilen den Walnussbaum anflog, ein Wiedehopf wäre, bestaunte die Laufleistungen der Kleiber, überhörte geflissentlich das Gekecker der Elstern und das Schreien der Katzen, und wenn es dunkel wurde, er aber noch nicht schlafen konnte und ausreichend lange dagesessen hatte, griff er zu einem dicken, über die Tierwelt Madagaskars informierenden Buch, welches der Sohn des ehemaligen Chefs in seinem Zimmer zurückgelassen hatte, und er schlug die Seite auf, die über diverse Unterarten der Lemuren berichtete, vertiefte sich für lange Minuten in den Anblick eines schwarzweiß gezeichneten Lemuren im Fluge, legte das Buch wieder auf den Tisch und legte sich dann selbst zu durchseufztem Schlafe nieder.

19 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So macht der das, während wir uns hier die Hacken abrennen, unter anderem um ihn aus den Klauen der Verwertungs- und der Manipulationsggemeinschaft zu befreien, hocht der nur so da, das interessiert den doch alles gar nicht mehr!

Anonym hat gesagt…

Ich sorge mich eigentlich mehr um den Zustand des Gastgeberpaares, und außerdem komme und komme ich einfach mit meiner Eloge nicht voran!

Anonym hat gesagt…

Kein Wunder, wenn man jeden neuen Anlauf gleich wieder selbst in die Tonne tritt, das, was ich gestern gefunden habe, sieht doch gut aus: „Herr X ist einer von diesen besonders charmanten Menschen, die imstande wären, einen Beckett zu fragen, ob er nicht finde, daß seine Figuren etwas zu selbstrefentiell wären, einen Dylan zu fragen, ob er eigentlich mal wegen Borderline-Syndroms in Behandlung war, oder einem Chodorkowsky, den er soeben enteignet und gefangengesetzt hätte, zu sagen, er müsse sich einfach nur ein wenig öffnen, dann würde er seine Lage auch positiver beurteilen und alles würde sich zum Besseren wenden, und ja, mit dieser seiner sympathischen, alle Hindernisse gleichsam nieder(b)rennenden Haltung ist es dem liebenswerten Herrn X gelungen, das eherne Wohlwollen und die entschiedenste Förderung bedeutender und gleichsam monolithischer geistlicher Oberhäupter ebenso wie den Rückenwind so mancher wirtschaftlicher Einheit zu gewinnen, auf deren Sympathiebooten er nun durch die Welt segeln kann,“ also ich finde, daraus ließe sich doch mit etwas Glättung hier und da etwas machen!

Anonym hat gesagt…

Um Gottes Willen! Ich ziehe meinen Auftrag zurück, wenn das nicht besser wird.

Anonym hat gesagt…

Sie könnten doch auch einfach mal zu Ihrer Bodenständigkeit stehen, ist doch besser, als sich zu Kultur verpflichtet zu fühlen, ein kultiviertes Gesicht aufzusetzen und Stücke anzugucken und toll zu finden, die einen im Grunde anwidern!

Anonym hat gesagt…

Ich möchte darauf hinweisen, daß alle diese Überlegungen Interna sind, die man nicht ausplaudern soll, arbeitet eure Aufträge ab und gut ists, die Alten müssen selbst klarkommen mit ihrem wenn man mich fragt etwas depressiven Gast, und wir müssen die Abteilung Öffentlichkeit umbauen und...

Anonym hat gesagt…

Ein interessanter Fall, der Demokratiebeauftragte, wie einen Menschen doch sein Amt verändern kann, nicht wahr.

Anonym hat gesagt…

Er macht seine Sache aber doch gut!

Anonym hat gesagt…

Schnarch.

Anonym hat gesagt…

Es interessiert ihn eben doch, und wir sind keineswegs mürbe.

Anonym hat gesagt…

Anonym hat gesagt…

Hier mal ein kleines Video von meiner Reise, mit besonderem Gruß an das honigfressende Mo! http://www.lyricsmode.com/lyrics/f/feist/honey_honey.html

Anonym hat gesagt…

Hört sich nach schlechtem Kairos an.

Anonym hat gesagt…

Im Gegenteil, völlig angemessenes Trauerlied für Leute, die zu lange warten mußten, um dann nur die allertraurigste Gewißheit zu bekommen, ist ein echt solidarischer Gruß von dem jungen Freund.

Anonym hat gesagt…

Reichlich wohlwollende Mißinterpretation, Fräulein Minderheitlerin.

Anonym hat gesagt…

So gehts, wenn man sich mit Popkultur einläßt.

Anonym hat gesagt…

Ich fands einfach nur nett für Mo und ein wenig traurig und ein wenig kitschig, und in manchen Figuren reichlich häßlich, und wer was darin unterbringen kann, soll es doch einfach tun...

Anonym hat gesagt…

Ich finde die Stimme einfach WOW!

Anonym hat gesagt…

O, der Buchhalter!

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