Donnerstag, 17. Juli 2008

399.

Im "Bistro" traf an diesem Morgen übernächtigt, verschlafen und zerknautschten Gesichts der Kollege Sicherheitsbeauftragter mit der Karomütze ein, er wirkte auf die Anwesenden (es befanden sich dort der Buchhalter und der Demokratiebeauftragte zusammen mit der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, natürlich nur, um sich nach der ersten Arbeitsstunde ihren Kaffee zum zweiten Frühstück zu holen, nun, sie hatten ja auch keine Nachtschichten) einerseits etwas mitgenommen, andererseits etwas gereizt, und dann begann er doch tatsächlich, als er, den Kollegen seinen Rücken zuwendend, seinem doppelten Espresso den Milchschaum hinzu gab, die Hymne der ehemaligen DDR zu singen, laut und heiser wie ein nicht mehr ganz junger Hahn krähte er plötzlich "Auferstanden aus Ruinen und der..." und der alle erstaunende Ausbruch (ja ist der denn aus dem Osten?) war keineswegs nach dem Absingen der ersten Strophe zuende, sondern wurde konsequent durchgeführt bis zum letzten Vers der letzten Strophe, und da schien die Sonne tatsächlich wenigstens über diesen Abschnitt des deutschen Vaterlandes, und als er hernach verstummte und seine Kaffeetasse an die Lippen setzte, fragten sie ihn, was das denn bitte solle, und er sagte, ach, ich feiere nur die Auferstehung des Stasi- und IM-Wesens, mir kommt in meinen Nachtschichten manche seltsame Sache unter, und da möchte ich dann manchmal wie die Pathetiker auf manchen Demonstrationen die Redefreiheit zu Grabe tragen und die Auferstehung des Ausspähungswesens feiern, und der Demokratiebeauftragte lachte und sagte, aber du machst doch selbst den ganzen Tag und die ganze Nacht nichts anderes, oder wie ist genau deine Job-Description?

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na das hätte ich ja hören mögen, immerhin, der Demokratiebeauftragte hat wirklich was dazu gelernt!

Anonym hat gesagt…

Naja, also besonders schön war es jetzt nicht gerade....

Anonym hat gesagt…

Es war auch nicht für die Schönheit.

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