Montag, 28. Februar 2011

1341.

Den Sonntag hatte die Chefin damit verbracht, gemeinsam mit Mr. Precuneus, dem Demokratiebeauftragten, Karomütze und der Kreativleitung herauszufinden und zu diskutieren, wie das Scherben- oder Fehmegericht genau gearbeitet hatte: als ein besonderes Problem stellte sich heraus, dass eine Seite ihr Leben durch Graphomanie dokumentiert hatte, dabei sich immer wieder in ein Entgegenkommen an die Gegenseite hineinschreibend, um überhaupt weiter zu funktionieren, und man würde, wenn man sie verteidigen wollte, argumentieren müssen, dass die Beweislage eben gerade deswegen nicht als eindeutig zu Lasten dieser Seite angesehen werden dürfe, da doch das Bei-Sich-Schreiben vor allem notwendig geworden sei wegen der Asymmetrie in den realen Kommunikation, in welcher nichts von dem zum Zuge hatte kommen dürfen, was von der in der Realauseinandersetzung notorisch in die Unterlegenheit gedonnerten Seite schriftlich entsorgt wurde; als sie aber dieses Argument so weit hatte, sagte man ihr (diesmal von berufener Seite), dass sie damit keinerlei Erfolgsaussichten haben würde, eine Nachricht, die sie wie viele andere Überlegungen dann auch in der Krisensitzung der EinSatzLeitung zur Diskussion stellte, selbstverständlich ohne oeffentliches Protokoll.

Samstag, 26. Februar 2011

1340.

Gemeinsam blickten eine auf dem Tisch hockende Mo, eine schüchtern erfreute Kreativleitung (die nicht zurückzuckte, als Mr. Precuneus ihren Fuß unter dem Tisch berührte) ein auf seine Weise schüchterner Mr. Precuneus und, diskret zwischen den Stühlen stehend, der goldschmunzelnde erzählende Kranich in die Sonne und auf das Wasser hinter den Fenstern des Frühstückslokals, wenn sie nicht gerade auf einen Zettel starrten, welchen Mo in der Nacht vollgekritzelt hatte mit der Erzählung von einem Mann "aus sehr einfachen Verhältnissen mit Gewalthintergrund," der aus Versehen ein bedeutender Gelehrter seines Faches geworden war, nicht ohne unterwegs kräftig von seinen Ellenbogen Gebrauch zu machen, und sie diskutierten heftig, denn Mo hatte geschrieben, in der Folge habe dieser Mann einen unvorstellbaren Hass auf alle Erbhoefe dieser Welt angesammelt, aber auch auf Leute, die im Verdacht standen, Ellenbogen gegen ihre Nächsten zu gebrauchen, und sie mussten doch beraten, wie sie es am besten in eine für die B-Ebene taugliche Form bringen koennten.

Freitag, 25. Februar 2011

1339.

Oelfelder besetzt - unfassbar, sagte die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, und keiner widersprach oder kommentierte.

Donnerstag, 24. Februar 2011

1338.

Warum hast du den letzten Eintrag des anonymen Konskribenten geloescht, fragte der Demokratiebeauftragte mit einem Augenaufschlag, den er wohl für unwiderstehlich halten musste, die Kreativleitung, und diese sagte, weißt du, ich habe lange gebraucht, um mir nicht mehr alles gefallen zu lassen, und in seinen Versuchen, anzüglich zu sein, meinte dieser Konskribent offensichtlich nicht die EinSatzLeitung, sondern irgendeine Einzelne von uns: aber hoer dich mal um unter den Damen, wer im Ernst würde von sich aus so unverschämt sein, anonym aus dem Off ein "testing the waters" zu veranstalten, von uns keiner, und ich denke, das muss man auch nicht als ein "Mittel der Kontaktanbahnung" akzeptieren, oder, was glauben denn die Leute bitte, wer sie sind, wo sie sich hier bewegen, und um was es im EinSatzBuch geht, und der Demokratiebeauftragte sah ein, dass seine Kollegin hier einen Punkt hatte.

Mittwoch, 23. Februar 2011

1337.

Es ist ein bisschen wie im Eisaquarium, dachte Mr. Precuneus, als er über die kleine Brücke mit Blick auf das Bodemuseum ging und nicht so genau wusste, ob er noch Ohren hatte oder doch eher nicht mehr, aber niemand war da, der ihm hätte widersprechen koennen, wenn er gesagt hätte "ich habe Ohren" - und wenn er gesagt hätte "ich habe keine Ohren mehr," hätte ihm auch niemand widersprochen: ganz richtig fand er es nicht, und er fühlte sich schlecht vorbereitet auf Minus 12° oder 11 oder 13.

Dienstag, 22. Februar 2011

1336.

Wie siehst du denn aus, sagte das Kind, als die Chefin nachhause kam, ist es so kalt, ja, sagte die Chefin, sei froh, dass es deine Haut nicht so schrägt bei dem Wetter, und das Kind sagte, guck mal, ich seh viel schlimmer aus, und die Chefin sagte mit gespieltem Schrecken, ja, entsetzlich, denn das Kind sah wetterohnerachtet schoen aus wie der junge Frühling.

Montag, 21. Februar 2011

1335.

Mo saß maulend auf der Fensterbank und starrte in immer wieder herumwirbelnde Flocken.

Sonntag, 20. Februar 2011

1334.

Als die Chefin ihr Telefon gefunden und die Nummer der Kreativleitung gewählt hatte, nahm diese das Gespräch lange nicht an, als sie es aber schließlich doch tat, ging sie mit keineswegs verschlafener Stimme unmittelbar zum Angriff über und schrie in den Hoerer, du bist doch schuld, du hast dem Verehrten suggeriert, ich würde zugreifen, ihn mit Beschlag belegen, ihn vereinnahmen, ihm die Luft abwürgen, ihn herumkommandieren, ihn festhalten usw., ist doch kein Wunder, dass er sich da nie mehr meldet, und als die Chefin sagte, ich weiß wirklich nicht, wovon du sprichst, sagte die Kreativleitung, ja wer außer dir sollte denn…er guckt immer so komisch, alle erzählen sie, dass er sie ausfragt nach mir, erst dachte ich, okay, wie nett, das bezeugt, dass er mein Interesse erwidert, aber was ihm dann anscheinend erzählt worden ist, also kurzum, ich habe wirklich genug, diese ganze EinSatzLeitung geht mir auf die Nerven, so beruhige dich doch, sagte die Chefin, als sie verstanden zu haben glaubte, worum es ging, du hast die übliche Krise, die alle Menschen nach Abschluss langjähriger Arbeiten befällt, aber sofort sagte die Kreativleitung mit versackender Stimme, verstehe, ich dachte, du wolltest reden, wollte ich auch, sagte die Chefin, versteh bitte, dass ich schockiert war von deinem leeren Büro, da antwortete die Kreativleitung ein bisschen versoehnlicher, ja, ich war sehr sauer, und jetzt kommst du mir mit diesem Zeug, naja, ist vielleicht auch was dran, aber sag mir doch noch, wer hat denn dem Mr. Precuneus diesen ganzen geballten Unsinn erzählt, du dürftest es nicht gewesen sein, du musst doch wissen, dass es sich so nicht verhält, also wer bitte, und die Chefin, froh, wieder näher zu sein, sagte, ich weiß es nicht, wo ist er denn, ich habe ihn auch schon seit Tagen nicht mehr gesehen und nicht mehr gesprochen, ach so, sagte die Kreativleitung, lass uns vielleicht morgen weiter reden, oder, ich bin wirklich sehr müde, und die Chefin sagte, sicher, und dachte, na gut, es war wohl alles ein bisschen viel, aber so lange sie noch redet…

1333.

Wieso erst heute, wollte die Chefin fragen, denn es schien doch mehr als ein lässliches Versehen zu sein, dass seit mehreren Tagen kein EinSatz mehr erschienen war, aber als sie die Tür der Kreativabteilung oeffnete, fand sie eine so schockierende Leere vor, dass sie vergaß, was sie hatte sagen wollen: der Wandteppich war abgehängt, die Regale leer, wo Mo ihr Fell gehabt hatte, standen Handfeger und Dreckschaufel, und keine Feder schien zu bezeugen, dass einmal ein erzählender Kranich sein Winterquartier hier gehabt hatte - die Geruchlosigkeit verschlug ihr den Atem, und sie verschloss die Tür schnell wieder, nervoes in ihrer Tasche nach dem mobilen Telefon kramend.

Donnerstag, 17. Februar 2011

1332.

Der Kwaliteitswart versuchte es mit einem Video, das er auf Facebook gefunden hatte: http://www.youtube.com/watch?v=FzjzSWfZ3xM&feature=player

Mittwoch, 16. Februar 2011

1331.

Typisch, dass diese Schurken auf so einen Einschlag von Welt in unsere kleine EinSatzLeitung keinen Kommentar abzugeben wissen, maulte die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse am anderen Tage, und Mr. Precuneus sagte, ja, well, es ist, you know… und dann fiel ihm zum Glück noch ein, was seine alte weise Mutter bei solchen Gelegenheiten stets gesagt hatte, nämlich: Wissen ist Macht, aber zu viel Wissen macht radikal ohnmächtig, er sagte, sie hätte recht gehabt, jedenfalls für Fälle, in denen es kein bezeugtes Wissen war, sondern nur das, was man so erschlossen hat aus den Bewegungen oder Schockstarren der anderen, und er redete und redete, aber die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse sah ihn mit ihren ewig rotgeränderten Augen nur immer ratloser an.

Dienstag, 15. Februar 2011

1330.

Das ist doch - ja, sagte die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, es ist Aung San Su Kyi, und der Demokratiebeauftragte wunderte sich, dass sie so beeindruckt war.

Montag, 14. Februar 2011

1329.

Wie lange soll es noch so gehen, fragte der Oberassistent, als er seinen Bogen einreichte, und die Chefin sagte, bis alle Boegen da sind, was haben Sie denn gedacht, denn sie hatte in einem dieser Kurse gelernt, dass man immer Zuversicht ausstrahlen müsse, damit man das Ziel erreiche, man dürfe die Moeglichkeit des Nichterreichens nicht denken und was dergleichen Stuss mehr war, aber die Kreativleitung, deren Spott über solche Sachen sie immer ein bisschen fürchtete, war noch nicht zu sehen, und da sie beide einen reichlich frustrierenden einsamen arbeitsamen Valentinstag verbracht hatten, wollten sie ihn nunmehr gemeinsam am Abend begießen (irgendwo in rosenroten Lokalitäten, um etwas herumzulachen, dachte die Chefin), und bevor es so weit war, verzieh sie sich selbst diesen letzten kurzen Anfall hoffnungsloser "Regelbefolgung" vor dem Feierabend - und schenkte verabschiedend dem mauligen Oberassistenten ein wohlwollendes Lächeln, der hatte es sicher auch nicht rauschend schoen an diesem Abend.

Sonntag, 13. Februar 2011

1328.

Ein ereignisarmer Sonntag ging zuende, und der Buchhalter, welcher die Wochenendschicht gefahren hatte, schloss die Tür gerade rechtzeitig, um den Tatort nicht zu verpassen.

1327.

Look at the Schlagzeuger, said Mr. Precuneus, but the Kwaliteitswart answered "Perltränen aus Glyzerin" and still gazed at the singer, while Mo was schnurring in quite a resolved manner.

Samstag, 12. Februar 2011

1326.

Irgendwann werde ich das dann alles lesen und bearbeiten und beantworten und in einer Sitzung darüber sprechen müssen, sagte die Chefin, als das Kind, welches im bunten Pyjama noch einmal aus dem Kinderzimmer gekommen war, weil es geträumt hatte, da wären riesige Kästen aus irgendwelchen Frageboegen auf es zu galoppiert, übereinander und umeinander die Eckchen spitzend und irgendwie bedrohlich die Mutter unter sich begrabend, wieder vom Schoß der Mutter rutschte, und die Chefin war gerührt und besorgt wegen der Besorgnis des Kindes, das kannst du dann nur weglächeln und auf Fragen aufrichtig antworten, sagte sie sich, und deckte das Kind, das in sein Bett zurückgekehrt laut gähnte, sorgfältig zu.

Donnerstag, 10. Februar 2011

1325.

Der klitzekleine Forschungsminister sagte, als er die Kreuzchen gesetzt hatte, im Grunde ist klar, dass auch ein EinSatzBuch gegen das Ressentiment niemals wird aufkommen koennen, es ist ewig, man wird es nicht ändern, und Mo, die einiges auf den Zettel gekritzelt hatte, schaute ihn mit großen Augen verwundert an.

1324.

Der Kwaliteitswart hatte einen Wunsch, von dem er im Grunde sicher zu sein glaubte, dass es nicht in der Macht der EinSatzLeitung stehe, ihn zu erfüllen: einfach mal eine Straße ohne schoene rote Ferraris - und er wollte positiv denken, so schrieb er es also hin, nicht ohne noch hin zu zu fügen: Ich vertraue darauf, dass es uns gelingen wird, in gemeinsamer Anstrengung die Anzahl der roten Ferraris in unserer Straße bis 2014 um ungefähr 2,3 Prozent zu reduzieren.

Dienstag, 8. Februar 2011

1323.

Die allgemeinste Verteidigung hatte kein Problem ihre Häkchen zu setzen und schrieb außerdem munter in das Beiblatt, es gefalle ihr alles gerade so wie es sei, sie habe das Gefühl, genau das zu tun, was sie am liebsten tue, sie sei sehr dankbar, dass man ihr in ihren familiären Verpflichtungen entgegenkomme, und wenn sie die Gelegenheit ergreife anzukündigen, dass sie sich aus Gründen, die nichts mit Amsterdam oder dem Boot zu tun hätten, demnächst vom Kwaliteitswart trennen werde, so sei sie zuversichtlich, dass es eine Moeglichkeit geben werde, auch dann akzeptable Arbeitszeitarrangements zu treffen, die allen gerecht würden, und wenn irgendwer irgendwelche Fragen habe, dürfe er sich wie immer vertrauensvoll an sie wenden, den Umgang mit den Erfordernissen der Trennung von Privatem und Oeffentlichem sei die EinSatzLeitung ja seit langem gewohnt, wie es auch nicht anders sein koenne in einer Institution, die sich vorgenommen habe, das Private und Menschliche am Politischen in exemplarischer Form und nah an den Menschen, ohne ihnen zu nahe zu treten, zu anschaulich zu machen.

Montag, 7. Februar 2011

1322.

Mr. Precuneus hatte wieder mal einen Raptus und lief die halbe Nacht durch die Stadt, die finstersten Straßen waren ihm gerade recht, nie hätte er gedacht, dass ihn so ein schlapper Fragebogen, in dem er nach seinen Wünschen gefragt wurde, so fertig machen würde, aber item, so verhielt es sich, wie leergefegt der Bregen, ganz passend zu den Straßen, an deren Rändern Lastwagen mit laufenden Hilfsmotoren standen, deren Fahrer ihre Ware im nahegelegenen Industriepark abgeliefert hatten und hier die vorgeschriebenen sechs Stunden Schlafzeit nahmen, um am anderen Tage wieder nicht in den Graben zu fahren mit ihrer kostbaren Fracht, das alles kannst du schlecht in ein Kästchen malen, knurrte er, und dachte, immerhin werden sie mich nicht sehen in der Dunkelheit, die müssen doch in ihre Fernseher gucken, je dunkler die Straße, desto dringender, und er zog die Schultern in seiner Jacke etwas nach oben.

Sonntag, 6. Februar 2011

1321.

"Sie werden nicht überrascht sein, dass ich nicht überrascht bin über diese Frage," sagte Dame Oe, als man ihr aus dem Kreise der alten Bekannten beim Thee am Sonntagnachmittag wieder einmal den Vorschlag machte, irgendwelche Tabus zu überspringen und den ehemaligen Projektentwickler als Freund und Beiträger zum Guten und gern auch als letzten Freund und als jemanden, mit dem zusammenzurücken wäre, wenn es erst einmal richtig schlimm kommen würde, anzusehen, "Sie sind sich doch in vielen Dingen im Grunde so einig," sagte die Besucherin mit dem besonders schoenen Augenaufschlag, und Dame Oe wusste, was sie zu tun hatte: sie bedankte sich artig dafür, dass man ihr immerhin groeßere Ratereien und Interpretationen erspart habe und direkt zur Sache gekommen sei, denn natürlich koenne sie nur Leute ernst nehmen, die ihr Anliegen offenen Gesichts vertreten, wer das nicht koenne, habe sich ja ohnehin schon geoutet, "aber," sagte sie dann, und dabei setzte sie ihre Brille recht weit nach vorn auf die Spitze ihrer nicht unerhebliche Nase und rückte ihre Braue zurecht, "ich bleibe hier bei meiner Haltung, die eine schiedlich-friedliche Verhandlungskultur allem anderen vorzieht und jedem Menschen überlässt, wie er mit etwelchen Verletzungen aus missratenen Gemeinschaftsveranstaltungen und nachfolgenden Kriegen umzugehen wünscht - anders als andere Menschen pflege ich den Mund in Sachen Versoehnung üblicherweise nicht sehr voll zu nehmen, aber wenn Sie mir erzählen, dass Winnie und Nelson Mandela zusammenrücken, dann werde ich gerne noch einmal über Ihren Vorschlag, der mir nicht zum ersten Male gemacht wird, nachdenken, bis dahin plädiere ich erstens für Anerkennung des Scheidungsrechtes und zweitens bitte ich meine Besucher um ein bisschen Taktgefühl, das Sie mehr als die indirekt Suggerierenden aufgebracht haben - nur wundern darf ich mich vielleicht doch über das, was Sie eigentlich treibt," und bei dieser Frage blickten die Gäste einander etwas betreten an, denn sie fanden an ihr nichts Falsches.

1320.

Der Buchhalter war spät dran, als er zur Wachabloesung kam, auf dem verregneten Ku'damm war er an roehrenden Maseratis vorbeigegangen, die dann, als ihre Ampel umgesprungen war, wiederum an ihm vorbeigefahren waren, ein Lärm, der ihn vollends aus seinen Gedanken riss, aber da ihm die ganze Schose nicht passte, konnte er sowieso nicht richtig darüber nachdenken, wie er nun diesen verdammten Fragebogen ausfüllen sollte.

Freitag, 4. Februar 2011

1319.

Erst die dritte Post nach der Versendung der Frageboegen, und schon seufzte die Kreativleitung genervt auf die Handy-Mailbox ihrer Freundin, der Chefin, muss ich das wirklich jetzt für jede einzelne EinSatzKraft abarbeiten, also was die in ihre Frageboegen schreiben, ich selbst zum Beispiel, was denkst du, was ich mit sowas anfange - sie wusste natürlich, dass die Chefin bei ausgeschaltetem Handy mit eingeschalteter Weckfunktion schlief und von den Zeiten träumte, in denen sie selbst gelegentlich ihr damals noch etwas kleineres Kind versorgen musste, wenn es so etwas wie Fieber gehabt hatte, und die Kreativleitung hatte den Fragebogen immer noch nicht ausgefüllt, als sie die EinSatzLeitung verließ, ein schnarchendes Mo im Bündel.

Donnerstag, 3. Februar 2011

1318.

Es war einer dieser Tage, an denen unentwegt das Telefon klingelte, Brachvogel rief an und floetete etwas von Sorgen, die Mutter des ehemaligen Projektentwicklers verstellte ihre Stimme mühsam, um zu bemerken, wie hier die Unreife ausgebrochen sei, weil selbst eine erwachsene Frau wie Dame Oe sich betrage, als sei sie noch wie ein junges Mädchen auf der Suche nach dem idealen Ritter, die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse wollte nur schnell Bescheid sagen, dass sie in diesen Tagen angesichts der Weltereignisse und des historischen Moments nun wirklich nicht mit Fragebogen herummachen koenne, ein Herr S. machte sich Sorgen um die Rohstoffpreise und schon ging die Schleife wieder von Neuem los, denn die eitlen Sorgen waren bekanntermaßen wieder ein Thema für den Brachvogel, zwischendurch meldete sich die Babysitterin und fragte, was sie machen solle, wenn das Kleinchen über 39 Fieber bekäme, aber irgendwie gelang es der Leitung der Abteilung Oeffentlichkeit, in alledem auf ihren Fragebogen zu schreiben, dass sie bitte eine Assistenz beantragen moechte, es sei unerhoert, Jahre habe sie als Assistentin Oe gedient, kaum sei sie zur Leitung aufgestiegen, habe man die Assistenz abgeschafft, es sei im Grunde empoerend.

Mittwoch, 2. Februar 2011

1317.

Karomütze wollte die Schmähreden nicht auf sich sitzen lassen und malte sorgfältig ein paar winzige Globen in die für Kreuzchen vorgesehenen Felder des Fragebogens - dass er kein Analphabet war, musste man wissen, schließlich konnte er seinen Fahrzeugschein richtig herum aus dem Fenster reichen und auch weitere Bubenstücke bewerkstelligen, wenn es um seine Aufträge ging, die sich ohnehin niemals ändern würden, einmal Sicherheit, immer Sicherheit, und er gähnte laut bei seiner Arbeit.

Dienstag, 1. Februar 2011

1316.

Entschlossen, nach Fertigstellung des Wandteppichs eine Umstrukturierung zu betreiben, hatte die Chefin gedacht, hoeren wir doch mal ein wenig zu, da sie aber wusste, dass die EinSatzKräfte bei gemeinsamer Befragung einfach nur ihre üblichen Streitereien austragen würden, hatte sie gemeinsam mit dem Demokratiebeauftragten einen kleinen Fragebogen erarbeitet, welchen sie nun am späten Abend allen Mitarbeitern in die Postfächer legte mit der Bitte, sich für das Ausfüllen etwas Zeit zu nehmen und gern auch Gebrauch zu machen von den Extraboegen, auf welchen sie gehalten waren, frei zu formulieren, wie sie sich die Zukunft der EinSatzLeitung vorstellten, eine Fristsetzung hatte sie keineswegs vergessen.

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