Freitag, 25. Juli 2008

407.

Der klitzekleine Forschungsminister fand sich anderntags in der Rolle eines Gastgebers, denn ein einzelner ehemaliger Kollege war zu ihm hereingeschneit, welcher eine gewisse Prominenz und eine durch diese aufgewertete Meinung zur Rede des amerikanischen Präsidentschaftskandidaten hatte, so daß die EinSatzKräfte gern hören wollten, was da im Büro des Demokratiebeauftragten (der sich charmant zurückhaltend als Moderator gerierte) gesprochen werde, und als der prominente Gast recht großzügig war und die Besonderheit der Beziehung zwischen Berlin und Amerika betonte, als er das schwarze Element der Rednerbegabung hervorhob und für die deutsche Seite, die als einzige Sorge die Forderung nach mehr Einsatz in Afghanistan übrig zu behalten scheine, auf jene eher häßliche Besonderheit aufmerksam machte, welche darin bestehe, daß Deutschland sich angewöhnt habe, aus seiner Schlächtervergangenheit nunmehr das Recht auf ein einsatzscheues Engelsgebaren abzuleiten, da waren fast alle dabei, und das Moment von Begeisterung, das für eine Stunde den Tiergarten erfüllt hatte, wich keineswegs, nicht einmal vom Minderheitler mit den grünen Borsten, im Gegenteil, es schien sich durch einen gewissen Realismus, wie er aus den Worten des Gastes sprach, nurmehr zu befestigen, und selbst Gattin Ö, die sich auch unter die 200000 gemischt hatte, bemerkte, sie habe eigentlich insgesamt einen erstaunlich guten Eindruck gewonnen, von dem Redner sowieso, aber auch von den Menschen, denn diese hätten zwar dicht gepackt gestanden, aber sich doch wenigstens nicht aneinander gerieben und zwischendurch durchaus intelligente und witzige Kommentare abgegeben, und selbst die Appelle ans Gemeinschaftsgefühl seien so halbwegs akzeptabel und maßvoll beantwortet geblieben; bei der nachbereitenden Veranstaltung, über die sicher noch viel mehr zu sagen wäre, fehlten freilich die Kreativleitung und die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, denn diese saßen (mit einem stark erkrankten Mo, das leise röchelnd im Bündel auf dem Schoß der Kreativleitung lag und diese die Nacht über wachgehalten hatte) gemeinsam im Kreativbüro und dachten über ganz etwas anderes nach, sie hatten einige wenige Sätze gehört, gegen die kein allgemeiner Einwand zu erheben war, und durch die sie sich doch jeweils empfindlich gestört fühlten, und sie wußten nun nicht, was sie damit machen sollten, ob sie dies publik machen sollten, trotz der Sympathie für den Kandidaten, seine Partei und die schöne Aufbruchstimmung, oder ob sie es für sich behalten sollten, und so saßen sie eben da, bewässerten ein wenig das kleine Mo, das Honig heute nicht vertragen haben würde, sprachen dies und das, waren froh, immerhin untereinander ihre Bedenken besprechen zu können, und gingen schließlich auseinander, um ihre jeweiligen Arbeiten zu tun (die Minderheitlerin hatte ihren ersten Simpeleinsatz als Türwache, die Kreativleitung arbeitete an neuen Plänen, und alles dieses mußte schließlich auch gemacht werden).

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kann sie nicht einmal einfach "JA" zu etwas sagen, muß sie immer und immer ausscheren und irgendeine Reserve haben, das ist doch unerträglich, und diese dann nicht einmal aussprechen!

Anonym hat gesagt…

Ja, sie schadet der Gemeinschaft.

Anonym hat gesagt…

Gemach gemach, liebe Kollegen, es gehört zum ernstzunehmenden Jasagen, daß man auch Neinsagen kann, und es gibt möglicherweise Sätze, die den anderen so runtergehen, mit denen diese Damen Erfahrungen haben, welche anzuhören lohnend sein könnte.

Anonym hat gesagt…

Früher hätte ich "papperlapapp" gesagt.

Anonym hat gesagt…

Wieso heißt sie eigentlich noch Gattin Ö, nachdem sie mich doch rausgeschmissen hat und ich meinen Namen ändern mußte?

Anonym hat gesagt…

Ja, ich geh dann mal wieder, war nett, Sie alle kennenzulernen, Sie haben, wie ich sehe, noch einigen Klärungsbedarf...

Anonym hat gesagt…

Wir könnten doch gemeinsam noch den ehemaligen Chef und seine Gattin aufsuchen...

Anonym hat gesagt…

Der Projektentwickler kommt jedenfalls mal mit in mein Büro.

Anonym hat gesagt…

Und wir lassen uns doch jetzt icht di Stimmung verderben, oder?

Anonym hat gesagt…

Auf Nachfrage werden wir selbstverständlich gern den Namen des prominenten Gastes nennen, dessen im Radio gehörte Ansicht wir hier zu zitieren erlauben, wir wollen ihn aber nicht in das Licht einer durch keine Realität außer der des Radiohörens gedeckte Verbindung mit unserer EinSatzLeitung rücken, die ihm ja auch peinlich sein könnte, darum haben wir es für angemessen gehalten, die Sache wie bisher zu formulieren, Rechte und Suggestionen und Fiktion sind doch ein kompliziertes Mobile, wir versichern aber, seine Ansicht unsererseits voller Respekt zitiert zu haben.

Anonym hat gesagt…

"Er fand sich in einer Roll", tfuu!

Anonym hat gesagt…

Mich hat an der Rede des Kandidaten nur eins gestört: "strong institutions and shared sacrifice" - "constant work and sustained sacrifice" - "sacrifided greatly;" das alles klingt in einer so gekonnten und über lange Strecken auch wirklich guten Rede gar nicht gut, abgesehen von der einfachen tagespolitischen Übersetzung, über die sich durchaus debattieren läßt.

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