Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Sonntag, 29. März 2009
654.
Endlich wieder eine B-Ebene, dachte die Chefin beruhigt, und warum nicht ein bißchen gute Literatur unter die Leute bringen, ist doch lustig, wie dieser Morgenstern sich dafür einsetzt, die Dichter wenigstens zeitweilig in die Politik zu nehmen, da man doch in der Regel nicht mehr als ihre ein bis zwei Meisterwerke von ihnen benötige, so daß sie anstatt dann auch noch gesammelte Werke anzuschließen, lieber ihren Tiefblick der Politik zugute kommen lassen sollten, und zugleich tritt er dann, dachte die Chefin, umständlichst den Beweise dafür an, warum das eigentlich nicht geht, nämlich weil er als Dichter selbst so hassefüllt über Politiker als solche schreibt, und dann auch die Dichter insgesamt ein wenig vorführt, das alles so herrlich intelligent, wenn er nur nicht dieses Frauenproblem hätte, dachte sie, und entfernte etwas Unerfreuliches aus ihrem Gesicht - und in dem Augenblick, in dem sie dies dachte und ferner darüber nachdachte, ob sie sich nicht am Wochenende einen Spaziergang an der schüchternen Sonne mit irgendwem genehmigen könne, trotz dringlich mit Aufgaben überladenen Schreibtischs, da klingelte es an der Tür und eine höchst possierlich anzuschauende Pezhändlerin stand da, um ihr für die kommenden Wochen und Monate ein recht ordentliches dickes Fell anzubieten, am besten, so wisperte sie in ihrem artikellosen Fremdakzent, für Kreativleitung und Mo gleich mit, aber die Chefin dankte höflich und sagte, wir halten trotz allem ein bißchen mehr von unserer etwas weniger dickfelligen Methode, wenn wir auch dafür mit reichlich Kopfschmerzen und überhaupt bezahlen, und sie bot der im übrigen reizenden Pelzhändlerin einen Kaffee an, erledigte auch noch den Anruf einer Dame von irgendeiner Blindenwerkstatt, die wieder einmal die Kunst des gehoben gelogenen Bekenntnisses abfragte, da diese, wie die Chefin in ihrem neuerlichen Denkschub dachte, im allgemeinen nun einmal der Wahrhaftigkeit im Nichtbekennen vorgezogen wird, und zog schließlich die festeren Schuhe an, um doch noch ein wenig an die Sonne zu kommen und zu schauen, ob nicht irgendwo ein freundlicheres Gesicht ihr entgegenlachen und ein hellerer Gedanke ihr den Weg zurück an die viele Arbeit erleichtern würde.
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