Dienstag, 24. März 2009

649.

Der Kwaliteitswart war länger unterwegs gewesen, hatte viele Firmen beraten, hier nur erste Bestandsaufnahmen gemacht, da bereits Aufgenommenes beurteilt, hier verworfen, da aufgebaut, dann noch einen gepflegten Tag auf dem Böötchen drangehängt, und nun, zurück in der deutschen Hauptstadt, schaute er entgeistert auf die letzten Nummern des EinSatzBuches, blätterte ewig zurück, ohne eine einzige von Mos B-Ebenen zu finden, stattdessen verdoppelten und vervierfachten Mutterkitsch, blödsinniges Gequengel, Nebenkriegsschauplätze, Silbengesammel- und gestammel, kurzum, er war entsetzt und nahm schließlich, wie man so sagt, das Telefon in die Hand, um in der Kreativleitung anzurufen, aber da erging es ihm noch schlimmer, die Dame am anderen Ende der Leitung las ihm (ohne daß er es sofort erkannt hätte, man kann nicht immer alles auf dem Schirm haben) unangekündigt, ungerührt, ohne sich zu rechtfertigen und ohne das Lächeln, das sie doch früher immer für ihn gehabt hatte, das Märchen vom Schneider aus Robert Musils Nachlass zu Lebzeiten vor, er ärgerte sich, aber er hörte es bis zum Ende an, verabschiedete sich wütend und knapp, nur um dann die Chefin anzurufen und zu fragen, was da bitte los sei, aber auch die Chefin geruhte an diesem Tage in Rätseln zu sprechen und sagte, meine Generäle wissen, daß man mit Panzerknackern oder Panzerbrechern oder wie die Dinger heißen besser nur auf Panzer los geht, aber doch nicht auf Leute, die gar keinen Panzer haben, und meine Trainer wissen üblicherweise, daß ein guter Fahrer, der keine überflüssigen Sperenzien macht, aber gut fährt, wenn sonst alles stimmt, nach so und so vielen Ausbremsungen nicht "kuriert" oder "sozialisiert" oder dergleichen ist, sondern schlicht ein ausgebremster guter Fahrer, der aus seiner Erfahrung lernt, daß sich das Fahren nicht lohnt, aber manche von diesen externen Beratern wissen die einfachsten Dinge nicht und machen komische Sachen, und nun scheine ich Ihren Rat zu brauchen, wie, das Märchen vom Schneider ist ja schön, aber nicht neu und nicht von der Kreativleitung, wenn sie das jetzt nur noch zitiert, dann muß wohl irgendwas schief gegangen sein, sagte die Chefin, aber so viel ich weiß ist sie doch an ihrem Teppich dran, und so viel ich weiß hilft Mo gerade bei einer anderen Arbeit, da bleibt vielleicht nichts übrig für ihre B-Ebenen, und das ist jetzt so schlimm, ja?

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ihre Generäle, was bildet die sich denn ein!

Anonym hat gesagt…

Ich sehe hier Führungsschwäche.

Anonym hat gesagt…

Weil sie ihren Berater um Rat bittet und die exakte Terminologie für Panzerbrecher nicht drauf hat? Weiß denn der Kwaliteitswart, was ein Panzerbrecher ist?

Anonym hat gesagt…

Ich hatte ein Instrument bei mir, das, glaube ich, Brustleier heißt; es ist ein Bohrer, den man gegen die Brust stemmt und mit einer Handkurbel antreibt, man bohrt mit ihm Löcher in Eisen; damit verteidigte ich mich…Ich verteidigte mich schamlos, aber der Richter kannte das schon, lächelte und fragte: "Haben Sie Geld gemacht?" "Nie!" rief ich froh aus, "das ist doch verboten!" Da blickte der Vorsitzende dem Nebensitzenden ins Gesicht, der Rechtsanwalt dem Linksanwalt, der Staatsanwalt dem Berichterstatter, und alle lächelten.

Anonym hat gesagt…

Mutterkitsch, ich muß sehr bitten.

Anonym hat gesagt…

Und wir hatten schon gehofft, sie würde es endlich einsehen, daß es so nicht geht.

Anonym hat gesagt…

Endlich werde ich gewürdigt und anerkannt.

Anonym hat gesagt…

Niemand ist hier in Versuchung, sich selbst als Fahrzeug für eingebildete Fahrer anzusehen, vielleicht lieber ein bißchen Goethe zitieren in der K-Abteilung, bin weder Fräulein weder schön usw.?

Anonym hat gesagt…

Sehr schön ist auch die Geschichte mit der Ostsee, der ganze Nachlaß zu Lebzeiten, eine Fundgrube!

Anonym hat gesagt…

Bös bleibt bös...

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