Mittwoch, 30. April 2008

321.

Die Gattin des Chefs hatte unterdessen hochzufrieden bemerkt, daß ihr Gatte im Hochgefühl des Bewußtseins seiner Unentbehrlichkeit just den Anstoß erhalten hatte, den er brauchte, um sich nun gerade zurückzuziehen (es war vielleicht das winzige Element von: sollen sie doch mal sehen, wie sie ohne mich klarkommen, das ihm im ersten Anprall seiner körperlichen Erkrankung gefehlt hatte, war er schließlich seit Jahrzehnten daran gewöhnt, nichts von dem, was er im großen ganzen äußerst umsichtig und verantwortungsvoll tat, ohne einen kleinen lustvoll aggressiven Stachel zu tun, wie hätte er nun ausgerechnet aus nichts als Schwäche seinen Abgang planen sollen, nicht wahr!) es war damit die Belastung von ihr genommen, ihn zu seinem Besten drängen zu müssen, und ganz gerührt bemerkte sie, als sie ihm ein Tellerchen mit Apfelstücken und Schokolade an den häuslichen Schreibtisch brachte, daß er allen Ernstes damit beschäftigt war, auf ungefähr 17 Zetteln, die vor ihm ausgebreitet lagen, kleine Notate zu verfertigen, um bei seiner dankbaren Abdankungsrede niemanden von denen zu vergessen, die ihm im Laufe der Zeit eine Wohltat erwiesen oder einen Gefallen getan oder sich unermüdlich um die große Sache verdient gemacht oder noch durch permanentes Versagen das Gefühl der eigenen Bedeutung gegeben hatten - und auch seine Rivalen und Gegner innerhalb und außerhalb der EinSatzLeitung wünschte er zu bedenken, und so hatte die Gattin nun auch wieder etwas, um sich zu sorgen: die Rede drohte unerfreulich lang zu werden.

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