Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Mittwoch, 2. April 2008
(2)94.
Am Feierabend hatte der Chef seiner Gattin nicht nur aus der EinSatzLeitung, sondern vor allem auch aus alledem erzählt, was bei der Abteilung Öffentlichkeit angekommen war an gefährlichen Lächerlichkeiten aus den Reihen der Eins-zu-Einsler, natürlich gab es auch immer gute Nachrichten von Unterstützeren, aber ein Streik zur Befreiung von den Plagen, die durch die Assistentin K benannt worden waren, sei doch mehr als überfällig, dieser dürfe andererseits nicht zu einem Erlöschen des EinSatzBuches führen, und die Gattin hatte vor lauter Ratlosigkeit ein sehr trauriges Gesicht bekommen und unter ihren Freundinnen herumtelefoniert, bis ihr etwas einfiel, das der Chef dann sofort übernahm und nahezu überstürzt in die Tat umsetzte: das Publikum wird nunmehr gebeten, Namen zu schicken, Namen von Menschen, die befreit werden sollen, jeden Tag soll ein Name genannt sein, und vor lauter Feuereifer für diese Variante des Streiks (von der er noch nicht so genau wußte, wie er das der Kreativleitung beibringen sollte, aber irgendwie würde ihr schon eine Möglichkeit einfallen, ihre Produktivkräfte auf eine Weise zu entfalten, die NICHT den Gegnern der EinSatzLeitung zur gefälligen Ausbeutung in die Hände spielen würde) schrieb der Chef ein paar Namen in Reserve in sein Notizbüchlein, und der erste Name, der ihm einfiel, war der von Ingrid Betancourt.
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15 Kommentare:
Also keine eigenen Texte mehr schreiben, wie soll das denn gehen?
Kein Problem.
Ich bin dagegen, keine Streikkasse vorhanden.
Man glaubt, daß jemand, der nicht morgens mit seiner Bemme aus dem Haus geht und abends wieder ins Haus, daß der nicht arbeitet, und man glaubt, daß wenn A in die Lage gebracht wird, in der B war, und B in die Lage, in der A war, daß A und B sich dann versöhnen, und von dieser Sorte Schema haben wir noch eine Menge Sachen auf Lager, die wir alle noch ausprobieren wollen, egal ob ihr streikt oder nicht, wir glauben nämlich nicht wie ihr, daß sowas einfach nur alles kaputt macht.
O, sieh an, da legt einer seine Karten mal auf den Tisch, deren Inhalt wir uns schon erschlossen hatten, was für eine jammervolle Systematik, aber er scheint stolz darauf zu sein, und was war in deiner wundervollen A=B-Welt nochmal der Pestvogel, was das Mo usw., hat das nicht auch alles seine Ordnung?
Gegen so viel Dummheit und Borniertheit ist nicht viel zu machen, scheint mir, da müssen ganz andere EinSatzKräfte ran, wir übernehmen so lange das chefliche Konzept: Befreit Michail Chordokowsky.
Egal, wie dumm oder schlau irgendwelche Leute sich gerieren mögen, jedenfalls eines wird hier jetzt öfter und wiederholentlich zu lesen sein: Gegen die Folgen der Unfreiheit hilft nur eines, nämlich die Freiheit, komisch, daß das immer wieder neu gelernt werden muß und denen, die es mit Gefangenen ganz gut zu haben glauben haben, einfach nicht einleuchten will, immer scheinen sie zu denken, es MUSS doch einen Weg geben, den Gefangenen zu behalten und trotzdem ganz toll und gerecht und integer zu sein.
Der Wahrheit und allem was gut und schön ist dienlicher wäre es, wenn Mo einfach ihre Geschichten erzählen dürfte, ohne damit irgendwelche albernen Kriege wegen "Herabwürdigung des X-tums" auszulösen oder in einen affigen Apparat, dem ja noch die Worte "pathologiserend" und "psychologistisch" zu viel Ehre antun (verkraftet der doch im Grunde gar nicht), eingespeist zu werden, mein Vorschlag deswegen: Befreit Mo!
Wen meint sie jetzt mit Mo, dahinter kann sich doch nur eine Art Schläfer verbergen, so oft wie die "schnarch" sagt.
Wir verstehen Ihr Problem sehr gut, werter Herr, auch wir fürchten uns dann und wann ein wenig vor Terror, einige von uns waren 9/11 in New York oder hatten "loved-ones" dort, aber Mo ist wirklich bei aller noch so gründlichen Überprüfung immer nur ein unter den zu vielen Prüfungen zusammengebrochenes Gefühlswesen gewesen, das eben deswegen, weil es zusammengebrochen ist, unsere literarische Wahrheitsfindung antreibt - mit dieser wirklich übergenauen Auskunft bitten wir Sie, sich im Interesse der Freiheit der Kunst im Abendland endlich zufrieden zu geben.
Befreit Bonhoeffer!
Wie soll das denn gehen, der ist doch schon tot!
Dann kann es auch noch nötig sein, man muß auch Etty Hillesum wieder und wieder befreien, aber das müßt ihr etwas verständlicher machen.
Morgen.
Was für ein beeindruckender Streik, ich muß schon sagen...
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