Mittwoch, 16. April 2008

307.

Als die Kreativleitung am Morgen vor ihrem Wandteppich stand - die Gattin des Chefs mußte ihren Rosen und ihren Erwägungen und Träumereien überlassen werden, andere Themen drängten, es mußte wieder befreit werden, aber wie sollte sie das heute anstellen - hörte sie das höfliche Klopfen des Kwaliteitswarts an ihrer Tür, durch das dieser bereits im Herannahen zu erkennen gab, wie sehr er aus dem Nachbarlande etwas wie "eine Kultur des Lebenlassens" mit sich brachte, ha, da haben wirs, dachte die Kreativleitung, wir schreiben etwas darüber, wie deutlich uns wird, was uns hier fehlt, sobald uns jemand begegnet, der es hat: Die Fähigkeit, einfach jemanden leben zu lassen, exemplifiziert an einem Klopfen, hörte man das Klopfen des Kwaliteitswarts an der Tür, erschrak man nicht, nicht einmal Mo erschrak, vielmehr plapperte sie gleich drauflos über die Freundlichkeit der Niederländer überhaupt und schaute mit großen runden Augen erwartungsvoll zur Tür ... aber die Kreativleitung murmelte kurz "Unsinn" zu dem kleinen Wesen auf dem Fell und sagte, "sei doch bitte jetzt aufmerksam, aber still," und sie öffnete dem bisher ja nur aus den Kommentarebenen bekannt gewordenen Kwaliteitswart die Tür, im Grunde doch etwas angespannt, denn sein Urteil hatte eine gewisse Autorität und also Folgen, gerade weil er der EinSatzLeitung nicht selbst angehörte, der Chef hielt große Stücke auf seinen Rat, und sie selbst hätte ihn lieber einfach so nett gefunden wie er war, anstatt ihn als Prüfer vorgesetzt zu bekommen, immerhin wurden seine unregelmäßiger werdenden Qualitätskontrollbesuche durch seine natürliche Freundlichkeit durchaus erträglicher, und so erwies sie ihm also die Ehre, ihn ihrerseits mit einem freundlichen "Guten Morgen, Herr Kollege" zu begrüßen, obwohl er doch als Kollege wahrhaftig nicht gelten konnte.

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