Donnerstag, 10. April 2008

301.

Der Chef saß in seinem Büro und wiegte sorgenvoll den Kopf, denn die Äußerung der vorbeiflanierenden Psychologin hatte einen kleinen Aufruhr in der EinSatzLeitung verursacht, einige schienen sie irgendwie sinnvoll zu finden, andere empörten sich, daß sie naseweiser sei als der naseweise Sinologe, denn sie verstehe von den Lehren der Sineser so wenig wie diese von ihren, schließlich meinte man, man müsse die beiden in eine eigene Debatte schicken und sie dieser überlassen, dem Chef aber mißfiel das sehr, denn er meinte, dabei könne ihm doch leicht die Kontrolle entgleiten (als ob er sie jemals gehabt hätte, amüsierte sich die Kreativleitung, aber er denkt, er könne sie haben, angetrieben vom inneren unkontrollierbaren Rest, der ihm so unheimlich ist, daß er schnellstens andere kontrollieren muß, der Arme), und er bestellte die Kreativleitung, die Demokratienbeauftragte, den Leiter der Abteilung Öffentlichkeit ein, und natürlich Buchhalter und Karomütze, die einander immer ähnlicher wurden darin, wie sie ihre übergepflegten Körper betont kraftvoll durch den Raum bewegten, und er fragte, ob man vielleicht noch einen Experten hinzuziehen solle, aber die Demokratiebeauftragte meinte, das sei wirklich nicht nötig, man werde schon klar kommen, und so sehr sie die Arbeit der psychologischen und der Kommunikations- und der Religionsforschung schätze (kleine Bewegung der Dankbarkeit durch den klitzekleinen Forschungsminister, der neuerdings des öfteren wieder in ihrer Jackentasche residierte), so klar müsse man sich doch machen, daß die Lebenserfahrung keineswegs von Descartes erfunden worden sei, man solle ihre cartesianische Systematisierung also auch heute nicht überschätzen gegenüber der Sache der Erfahrung bestimmter Einzelner mit bestimmten anderen Einzelnen (und als sie dieses Ergebnis ihrer Unterredungen mit stillem Theologen, Forschungsminister und Kreativleitung zum Besten gab, erhielt sie natürlich aus dem Inneren ihrer grünen Jackentasche einen kräftigen Tritt vom nun nicht mehr dankbaren Forschungsminister, den sie aber nach kurzem Husten relativ unbeeindruckt wegsteckte).

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir haben heute noch niemanden befreit.

Anonym hat gesagt…

Machen wir doch nie, wir fordern nur dazu auf, zu befreien, heute wieder Frau Benancourt.

Anonym hat gesagt…

Haben wir nicht Descartes und die auf ihn sich gruendende Wissenschaft befreit, aus dem Panzer der Ueberschaetzung und des Alleinvertretungsanspruchs, ich dachte...

Anonym hat gesagt…

Fackellauf der Harmonie, Freiheit und geldgeiler Politiker.

Let it burn

Anonym hat gesagt…

Endlich weiss man, wofuer man so lange trainiert hat...

Über mich