Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Mittwoch, 9. April 2008
300.
Man diskutierte schließlich im "Bistro" weiter über den Prozess um den Tod von Lady Diana und über die seltsamen Prozesse gegen die Kindsmörderinnen und ihre immer schon im entlasteten Zeugenstand auftretenden Männer, vor allem aber wie üblich über die Berichterstattung zu diesen Themen, an denen sich nach Ansicht nicht nur der Demokratiebeauftragten ein laut schreiendes völliges Unvermögen des Denkens und Sprechens zeige, und die teilweise sehr tiefschürfenden Überlegungen zur Frage der „Beschreibungen“ hatten den klitzekleinen Forschungsminister, welcher in letzter Zeit eigentlich munter seine Dinge tat und sich freute, wie gut der Kreativleitung die Verbindung der von ihm gelieferten Bruchstücke von der Hand zu gehen schien, noch einmal sehr traurig und verdrießlich gestimmt - als die Gattin Ö mit einer aufrüttelnden Beschwerde ihnen ihre Selbstverpflichtung in Erinnerung brachte, nach der wieder jemand benannt werden müsse, der befreit gehöre, und an diesem Tag beschied sie in der ihr eigenen Resolutheit (nicht jedermanns Sache, aber der Abteilungsleiter schien es zu mögen), es sei an der Zeit, die Befreiung von Ehud Goldwasser zu fordern, denn für Tibet sei jedenfalls durch die großen goldenen Lettern an der Golden Gate Bridge für einmal gesorgt und…sie wurde unterbrochen durch Mo, die - wie üblich in einem Bündel auf dem Schoß der Kreativleitung hockend - plötzlich ihr Köpfchen hob und fragte, ob die anderen auch das Stockentenpaar mitten auf der Straße in der Innenstadt gesehen hatten oder den seltsam zufrieden dreinblickenden runden asiatischen Mann, an dessen Körper auch die halbwegs europäische Freizeitkleidung ausgesehen habe wie eine Kutte, und ob sie das Lachen gehört hätten, das von einer privaten Feier irgendwo wie ein kleines blaues Band in ihre Fenster geraten sei, trotz des Baulärms ringsum und des Geschnatters im "Bistro," und sie sagte, es sei eigentlich nur dieses Lachen gewesen und die Erinnerung an ein Gesicht, das sie noch gar nicht so lange kannte, durch das sie schließlich ein wenig aufgeweckt worden sei; aber sie hatte dies kaum gesagt, da sank sie auch schon wieder zusammen und schlief ein, während die Kreativleitung mit einem entschuldigenden Lächeln weiter an den ernsten Themen herumnestelte und sich bemühte, die kleine Störung schnell vergessen zu machen, mit welcher sie freilich so bald wie möglich in ihr Büro zu eilen trachtete, um auch diese "Störung" in etwas einzuarbeiten, das immer mehr die Gestalt eines merkwürdigen Wandteppichs anzunehmen schien.
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20 Kommentare:
Sie meint mich, haha!
Nein, sie meint mich, wir haben gestern gefeiert!
Hoffentlich meint sie nicht mich, das fehlte mir noch.
Wir sind hier nicht auf einem Fresko, sondern in einer Abteilung Fiktion ohne Direktbezug zu irgendeiner konkreten Wirklichkeit, merkt euch das mal, demnächst fragen noch die Stockenten, welche von ihnen gemeint ist, also bitte...
Es wird Mord gewesen sein.
Nein, es ging um Versöhnung, man wollte sie ein bißchen ärgern und dadurch zur Vernunft bringen, und wenn die Medien involviert sind, verselbständigt sich das, am Ende ist niemand belastbar.
Sie hätte es sich nicht soo mit dem Königshaus verderben müssen, sie hat es provoziert.
Seit wann reden wir hier über englische Prinzessinnen?
Ihr Versuch, das Spiel selbst in die Hand zu nehmen, ist gescheitert, das ist ein interessanter Fall.
Für deine ewigen Strategiespiele oder was.
Jedenfalls fühlt sich jemand, der sich sowohl für besonders schlau als auch für besonders unwiderstehlich hält, schon mal geschmeichelt und kommt ein bißchen aus seinem Versteck.
Aber dafür muß man das Andenken der Prinzessin nicht mißbrauchen.
Hat das jemand getan?
Mir ist schlecht.
Sie hätte gelassen sein und in ein Kloster gehen sollen - oder sich eben mit der natürlichen Hierarchie der Geschlechter abfinden.
Eben das hat mich immer schon skeptisch gestimmt gegen die Lehren der "Sineser" und anderer Asketen und Opferbejubler: sie verkehren über zu lange Strecken die Allmacht des Alleshabens in eine Allmacht des MitNichtsAuskommens, und dadurch ändert sich am Grundnarzißmus dieser Richtung gar nichts: wir lehren dagegen, daß man für die Verbindung von Mitmenschlichkeit und Autonomie selbst weiß und "handhabt," daß man den anderen braucht - und dieses Bedürftigsein dann auch - bedingt - begrenzen kann, wobei beide durch eine dritte (ihre eigene) Realität begrenzt sind; in Protest und Gegenwehr verhalten sich die Tibeter just so, sie erkennen die Realität der Unterdrückung an, indem sie ihre Aufhebung fordern, anstatt sich "als wäre sie nicht" über sie hinwegzusetzen und ihr zugleich unterzuordnen; wohl dem, der alles dieses nicht erst in brutaler Unterdrückung und Gegenwehr gegen diese erfahren muß, sondern früh lernen und dann am Leben bleiben darf.
Was will die denn hier!
Könntest dir ein bißchen mehr Selbsterkenntnis bei ihr abholen, Junge.
wozu?
So kann auch nur er fragen...
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