Donnerstag, 24. April 2008

315.

Von all dem Spektakel war im Kreativbüro wenig angekommen, die Kreativleitung selbst hatte wohl das aufgefangen, was der Kwaliteitswart in einer Art Brechung seiner eigenen Funktion die "Schwingungen" genannt haben würde (und da er manchmal so redete, dachte die Kreativleitung, sollte er öfter der Gattin Ö als mir einen Besuch abstatten, denn die würde ihn rigoros und unnachgiebig an sein Amt erinnern und ihm derartige Ausdrücke untersagen, sie selbst übersetzte sich das Wort, wenn er es aussprach, lieber in eine Assoziation mit Swing-Musik, dann ließ es sich aushalten), war aber im übrigen so sehr mit dem Weben an ihrem Teppich beschäftigt, in dem diese Mißstimmungen aus den Fluren ja sämtlich ihren Platz finden sollten, daß sie nicht ohne eine gewisse Bockigkeit alle offiziellen Nachrichten ignorierte, selbst das kleine Mo, das in diesen Tagen völlig zurückgezogen in einer Ecke des Zimmers hockte und manchmal leise seufzte, wenn es überhaupt wach war, hatte nur einen geringen Teil ihrer sonstigen Aufmerksamkeit zu gewärtigen, es war, als wollte die Kreativleitung um keinen Preis in den Flur treten und sich mit den Dingen beschäftigen, die die anderen EinSatzKräfte zu stemmen hatten, vielleicht ahnte sie, daß sie noch ein wenig Kraft sammeln mußte, denn sobald die Demokratiebeauftragte ernstlich die Nachfolge des Chefs (von dessen Abdanken die Kreativleitung wohl lange etwas ahnte, von dessen akuter Krankheit sie aber noch keine wirkliche Kenntnis hatte) antreten würde, würde wohl auch die Dame K etwas häufiger zu Beratungen herangezogen werden, während umgekehrt im Prozess der Nachfolgeregelungen das relativ gute Einvernehmen nicht nur zwischen Chef und Demokratiebeauftragter einigermaßen gestört sein dürfte, aber von allem diesem wollte sie in diesen Tagen nichts wissen, sie wollte durchaus an ihrem Teppich weiter weben, das war alles, und einstweilen kam niemand, um sie darin zu stören.

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