Samstag, 19. April 2008

310.

Sitzung der EinSatzLeitung

Sitzungsleitung: Demokratiebeauftragte
Protokoll: Karomütze

Anwesend: Alle bis auf den klitzekleinen Forschungsminister und den Chef

Tagesordnung:

1. Bericht des klitzekleinen Forschungsministers über eine Angelegenheit.
2. Fragen der Gesetze zur inneren Sicherheit.
3. Verschiedenes.

Die Demokratiebeauftragte teilt den versammelten EinSatzKräften zur Eröffnung mit, daß der Chef ernsthaft erkrankt ist und an einem verträglichen Modell seiner eigenen Abdankung arbeitet. Man beschließt spontan eine Grußadresse und eine Sammlung für Blumen etc.

TOP 1:
Der klitzekleine Forschungsminister ist selbst nicht zugegen, da ebenfalls schwer erkrankt. Er hat den stillen Theologen gebeten, den Bericht über eine Angelegenheit durch einen eher billigen Sketch aus irgendeinem TV-Kanal ersetzen zu lassen. Unwilliges und ungläubiges Murren, wer will schon am frühen Morgen fernsehen? Aber man ehrte den klitzekleinen Forschungsminister und dachte auch hier an Blumen.
Die EinSatzLeitung schaute sich also mit Beamer usw. folgendes an:
Ein tennisspielendes Paar. Der Mann spielt überlegen und gewinnt 6:0. Er bricht darauf in erstaunlich lebhaftes - da es ein Sketch ist also in bewußt übertriebenes - Siegesgeheul aus, was er, wie alle übereinstimmend finden, sehr gut macht.
Die Frau sieht sich das eine Weile geraden Rückens und ein wenig indigniert an. Irgendwann, als im schenkelklopfenden Geheul eine kleine Pause ist, sagt sie, das ist doch alles keine Überraschung und nicht in Ordnung. Der Mann, immer noch sein tolles 6:0 herauswiehernd, sagt, ach kommt jetzt die Nummer mit der armen schwachen Frau und dem großen bösen Mann. Die Frau sagt: Es ist nur so, Sie sind mein Trainer, und dies war meine erste Stunde. Der Mann stutzt einen winzigen Moment, dann sagt er: ach ja, das macht übrigens 40 Euro für die erste Stunde. Danach setzt er sein Siegesgeheul fort.
Die Frau wendet sich ab und geht vom Platz. Der Mann bleibt auf dem Platz und setzt sein Siegesgeheul allein fort. Ende des Films.

Man lacht ein wenig. Dann schaut man sich gegenseitig etwas betreten in die Gesichter. Dann diskutiert man die Frage, was der klitzekleine Forschungsminister damit sagen wolle. Man kommt zu keinem Ergebnis, die diversen Vorschläge werden nicht zu Protokoll gebracht. Man geht zum nächsten Tagesordnungspunkt über.

TOP 2:
Die Demokratiebeauftragte gibt zur Kenntnis, daß neue Gesetze zur inneren Sicherheit erlassen werden, die die andere innere Sicherheit, die in der Freude der Menschen an ihrem Gemeinwesen besteht, empfindlich zu verletzen scheinen. Das eigentliche Problem sei nicht der Staat mit seinen Übergriffsmöglichkeiten, der sei schlimm genug, aber noch nicht das Hauptproblem, da er ein paar Legitimitätsbremsen und ein legitimes Sicherheitsinteresse habe. Das größere Problem sei, daß nunmehr jedes illegal und übergriffig und intrigant von privaten Hackern und anderen Schnüfflern und Stalkern gesammelte Material über Privatpersonen zu legitimem Hatzmittel werden könne, wenn nur irgendein lächerlicher Verdacht gefunden werde, der ein staatliches Interesse am Übergriff konstruieren lasse. Man lebe ab jetzt nicht einmal mehr unter dem Anschein von Rechtssicherheit. Niemandem fällt ein Gegenargument ein, es wird beschlossen, mögliche Einwanderungsländer zu sondieren. Die Minderheitler regen sich darüber auf, daß niemand mehr gegen derartiges aufzustehen scheine, die Mehrheitler winken müde ab und sagen, es muß wohl irgendwann immer wieder so kommen, anscheinend überall.

TOP 3:
Die Details der Sammlungen für Geschenke an den Chef und an den Forschungsminister werden festgelegt.

Keine besonderen Vorkommnisse, keine Neuigkeiten, keine Zwischenfälle, keine Ideen.

Die Sitzung wird geschlossen.

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