Montag, 28. Januar 2008

(2)28.

Der Chef höchstselbst hatte sich also eingestellt, um einmal wieder nach dem Rechten zu sehen, und er suchte zunächst mit den Persönlichkeiten aus den Leitungsebenen jeweils das Einzelgespräch, dabei war er immer ein wenig ratlos, wie dies angesichts seiner cheflichen Stellung und des damit zusammenhängenden Habits so zu machen sei, daß er auch wirklich noch etwas hörte, und wenn er es recht bedachte, hatte ihm wo nötig noch stets die Demokratiebeauftragte am sichersten widersprochen, während die Kreativleitung ihre seltsamen Eigenarten allenfalls zur Geltung zu bringen wußte, indem sie sich entzog, dabei hätte er sie jetzt wirklich gern selbst gehört, wußte aber keine Alternative zu den üblichen Abläufen, Einbestellung ins Chefbüro, Einbestellung ins Chefbüro, Einbestellung ins Chefbüro, bei seiner heutigen Frage würde eine einbestellte Kreativleitung doch sofort mauern, dachte er, ach ja, ach nein, ach wieder anders, wie er es auch drehte und wendete, es schien ihm dies heute kein probates Mittel zu sein, und in seiner Ratlosigkeit bestellte er also doch lieber erst einmal die Demokratiebeauftragte ins Chefbüro, die auch gleich angelaufen kam, wie ein Aufziehpüppchen, dachte er, das war ihm schon wieder auch nicht recht, aber seis drum, ich will doch wirklich immer zu viel, dachte er, das würde ihm jedenfalls seine Gattin gesagt haben, aber er wischte den Gedanken weg, Gattinnen kann man wirklich nicht überall mit hin nehmen, dann soll man sich auch ihre Sätze aus dem Kopf schlagen, dachte er, und schon schaute er in das recht entspannt wirkende Gesicht der Demokratiebeauftragten, die er auch schon verkrampfter gesehen hatte, dachte er, und um sich nicht völlig zu verschwurbeln, sondern an diesem Tag, der zu kurz war wie die meisten Tage, doch noch etwas zuwege zu bringen, legte er nun also ihr seine Frage vor, und er fragte die Demokratiebeauftragte noch bevor diese ihm gegenüber Platz nehmen konnte, ob es wirklich möglich sei, ernste Anlässe anders ernstzunehmen, als indem man als deutlich kenntliche Person feierlich Subjekt-Prädikat-Objekt-Sätze spreche, er habe den Eindruck, daß alles, was darüber hinausgehe, sozusagen zwangsläufig mißlingen und als unangemessen empfunden werden müsse, und er finde in sich keine Ruhe darüber.

10 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich, Herr Chef, ich bin der, der Ihnen immer am sichersten widersprochen hat, und es schien mir nie, als wollten Sie das!

Anonym hat gesagt…

Du bist auch nicht auf der Leitungsebene, Naseweis.

Anonym hat gesagt…

Ich frage mich nur, was die chefliche Frage jetzt mit unserem Problem zu tun hat.

Anonym hat gesagt…

Welches Problem? Die Verstocktheit der Kreativleitung? Wird doch gezielt bearbeitet!

Anonym hat gesagt…

Heiliger Waclawik! So kommst du diesmal aber nicht davon, Ö!

Anonym hat gesagt…

Wie ich sehe, wird schon wieder gezielt und in Angriff genommen, und das von allen Seiten, wie schön, wie schön.

Anonym hat gesagt…

Während der Chef im Büro um Worte ringt und alle in einen seltsamen Konflikt versponnen sind, bleibt also der folgende eigentlich für heute vorgesehene erhabene bis großspurige Beitrag auf der Kommentarebene stecken, typisch: "Es war in diesem Jahr der erste Morgen mit laut flötender Amsel, und in die EinSatzLeitung geschneit kam ein verlorener Journalist, welcher an einem langen Wahlsonntag plötzlich von folgendem Bild heimgesucht und um seine sonst so geschmiert abschnurrende Sprachmaschine gebracht worden war: er hatte das Wahlvolk als ein Nilpferd gesehen, welches sich, zusammengesetzt aus vielen winzigsten, ihr Kreuzlein in Kabinen zeichnenden Bürgern, behäbig auf ein Ergebnis zu bewegte, beständig umflattert von jenen seltsamen Vögeln, die jede winzige Bewegung ausnutzten, um in wieder einer anderen Falte des dicklichen Tieres noch ein kleines Mistvieh zu entdecken, das sie herauspicken konnten, und er fühlte sich plötzlich wie einer dieser Vögel und wurde daran ganz kirre, und als er wieder seine Wahlanalyse und irgendeinen neuesten Stand in irgendein Mikrofon brabbeln sollte, war ihm die Spucke weggeblieben, er kam ins Stammeln und Rudern, es ging einfach nicht mehr, beschämt verließ er das Studio und versank in abgründige Sorge, und als ein Pestvogel vorbei flog und ihn in seiner gedrückten Stimmung erspähte, schrasterte der ihm zu, daß ihm bestenfalls in der EinSatzLeitung noch zu einem Wort verholfen werden könne, was als eine für einen Pestvogel außerordentlich weise und solidarische Bemühung bezeichnet werden kann."

Anonym hat gesagt…

Das ist jetzt wirklich empörend und sollte schnellstens auch von der Kommentareben verschwinden!

Anonym hat gesagt…

Jawohl, zum Chef einbestellen und streichen!

Anonym hat gesagt…

Heute nerven sie aber wirklich alle...

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