Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Donnerstag, 3. Januar 2008
(20)3.
Ganz hinten in dem Bus saß die Kreativleitung, sehr müde, den Kopf mit Schal an die Scheibe gelehnt, sie starrte eine Weile auf den Straßenrand, an dem eine gleichmäßig unsaubere Grenze zwischen dem hellweißen frischen Schnee und dem schmutzig aufgespritzten zu sehen war, dann schlief sie ein und träumte, an einem Fluß entlang zu fahren, auf dem knirschend aneinanderreibend und -schlagend Eisschollen trieben, darüber vergaß sie, wie flau ihr im Magen zumute gewesen war, und vergaß und vergaß und hörte gar nicht mehr auf zu vergessen, und in der Ferne, jenseits des Flusses mit den Eisschollen und weiter entfernt als der Horizont, da wäre vielleicht etwas, das noch einmal zu so etwas wie einem Traum verlocken könnte, irgendein Land, in dem jeder und jede einen akzeptierten und akzeptablen Platz mit dem, was sie konnten, erwerben konnten, irgendein Land, in dem man sich nicht in soziale oder gar in Lebensgefahr begab, wenn man seinem Herzen folgte, irgendein Land, in dem es möglich war, wieder aufzustehen, wenn man gefallen oder niedergeschlagen worden war, irgendein Land, in dem intrigante und rachsüchtige Menschen einfach ausgelacht wurden, irgendein Land, in dem man nicht einmal jemandem wie der Karomütze sagen mußte, daß es besser wäre, dann und wann ein Auge zuzumachen, denn alles, was er sehen könnte, wäre so wie es eben in Mos von ihr gelegentlich umschwärmtem verlorenem Heimatland, in dem Milch und Honig fließen, sein müßte, und niemand würde sich in die stolzgeschwellte Brust werfen, weil er so toll tapfer sich durchzuboxen wüßte, ohne Regeln zu brechen, denn niemand hätte es nötig, stolz zu sein auf seine wundersame Angepasstheit an das Rohe und Rauhe, das wir schließlich alle nicht übersehen können, weil alle wüßten, es gibt das Rohe und Rauhe, und besser wäre, es gäbe das nicht, und besser wäre, wir würden es gemeinsam Stückchen für Stückchen beiseite räumen...
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5 Kommentare:
Genau so habe ich auch mal geträumt - und ich habe nie damit aufgehört, obwohl wir das Rohe und Rauhe überall mit hin genommen haben, leider.
Jetzt laßt sie doch mal schlafen, aber: guten Tag Mr. Penn, herzlich willkommen.
Jetzt wirds aber echt peinlich, oder? Auch noch die Quäker!
Ich find ihn nett, und was sich jemand denkt, wenn er irgendwohin aufbricht, das kann man ja abzählen, aber was ihn treibt, also ich finds gut und aktuell.
Du guck mal lieber auf die Straße.
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