Samstag, 19. Januar 2008

(2)19.B.

Aus dem Schnee war Dauerregen geworden. Die Sondersitzung im Chefzimmer schien sich hinzuziehen, die Ergebnisse konnten nur abgewartet werden. Die Kreativleitung hatte letzte Hand an eine andere Arbeit zu legen. Mos leises Schnaufen vermischte sich mit den Regengeräuschen. Auf dem Markt würden die armen Händler nicht viel verkaufen, aber viel Last haben mit den nassen Planen. Wie sie das machten, jede Woche mindestens zwei mal auf so einem Markt stehen und ihre Ware anpreisen. Die Kreativleitung ließ sie im Hintergrund ihren Arbeiten nachgehen, um sich ihrer eigenen öden Arbeit zu entledigen und dabei selbst nicht ganz zu veröden. Irgendwann regte sich etwas zu ihren Füßen, Mo erwachte und streckte sich. Nach einer Weile ließ sie sich auf den Schreibtisch heben und sah der Kreativleitung dabei zu, wie sie in den Bildschirm starrte, um an Sätzen zu feilen, die nicht ihre waren und niemals ihre werden konnten, und die ihr nie passend erschienen zu der fremdsprachigen Vorlage, aus der sie übersetzt waren, und wenn passend, dann nicht schön in der eigenen Sprache. Die Kreativleitung ermunterte sie, wieder ins "Bistro" zu gehen, um dort vielleicht etwas Honig zu finden, denn sie wußte, daß die Gattin des Chefs dort gemeinsam mit Gattin Ö saß, und daß eine der beiden frischen Honig mitgebracht hatte, die andere ihren berühmten Honigkuchen. Nach einigem Zögern war Mo bereit, sich aufzumachen, aber eigentlich wollte sie viel lieber bei der Kreativleitung sitzen bleiben und ihr wieder etwas erzählen, wenn sie aber sich auf den abenteuerlichen Weg ins "Bistro" gemacht haben würde, würde sie hinterher gleich wieder schlafen müssen, es fehlte ihr ja einfach an Kraft. Mürrisch fügte sich die Kreativleitung in das Dilemma, sprang mit Mo unter dem Arm selbst kurz ins "Bistro" und bat Gattin Ö, ein Frühstückstellerchen für Mo vorzubereiten. Diese wollte das gern tun, bat aber darum, dann auch dabei sein zu dürfen, wenn Mo erzählte, ein Ansinnen, dem sich die Gattin des Chefs sogleich anschloß, sie werde die Getränke zubereiten. Mo war ausgeschlafen und lachte sogar dazu, geradezu stolz und fröhlich. Die Kreativleitung raufte sich die Haare, denn sie hatte ja noch diese Sätze da, sagte schließlich, gut, gebt mir eine halbe Stunde und dann kommt meinetwegen alle in mein Büro. Damit war sie erstmal weg. Unterwegs dachte sie: seltsam, gestern war sie so finster, heute will sie plötzlich viel erzählen und lacht mit den beiden schrägen alten Damen da herum.

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