Samstag, 5. Januar 2008
(20)5.
Der Forschungsminister war von allen im Bus vielleicht am grämlichsten geblieben, und daß man ihm jetzt mit diesem albernen Gedichtchen kam, hatte ihn zusätzlich verdrossen, da half der Einwurf des Chefs nur wenig, denn es war ja keineswegs klar, für wen dessen Herz nun mehr schlug, für die verschnarchten Chaotinnen aus der Kreativabteilung, die ihm schon jetzt wieder gewaltig auf die Nerven gingen, für die etwas verschusselte, aber gutmütige und darin eben letztlich doch energische Demokratiebeauftragte, oder für ihn und seine so erhabenen wie bescheidenen Aspirationen, mit seinen Mitteln der streng rationalen Prüfung, der genaueren Unterscheidung und der feineren Definition das wahrere Bild von der Wirklichkeit zu geben, und er nahm sich vor, sich doch noch einmal mit dem stillen Theologen (den er allerdings in seinem Mißmut auch beschuldigte, seinem wissenschaftlichen Image draußen im Lande schwer zu schaden, obwohl dieser Theologe, der sich der EinSatzLeitung assoziiert hatte, doch wahrhaftig weit genug entfernt sein sollte von Priesterpomp und Zauberei, um dort irgendeinen Verdacht zu erregen) darüber zu beraten, wie man ein Projekt so interessant gestalten könne, daß der Chef es umstandslos gegen den Tantenverein (ein Wort, das er dem Theologen gegenüber nicht würde sagen dürfen) durchsetzen würde, aber in seiner Grämlichkeit bemerkte er, wie diese selbst ihn schon wieder von innen auffraß, und daß eben aus seinem Ressort nichts, aber auch gar nichts ihm je gegen diese Erscheinung zu Hilfe gekommen war, während die Kreativabteilung, wie er sich neidisch eingestehen mußte, hier mit Ressourcen gesegnet zu sein schien, die ausreichten, auch noch die Pflanzungen der anderen Abteilungen und selbst seine eigenen kümmerlichen Gärtchen immer wieder überraschend zu bewässern.
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16 Kommentare:
Hast du eine Ahnung, wie es uns geht, Junge, hast du eine Ahnung - und übrigens brauchen wir deine Arbeit doch ständig, hast du das noch nicht bemerkt?
Jetzt lade ihn bloß noch ein, seinen Sitz demnächst auf unserer Fensterbank zu nehmen, dann bin ich aber weg!
Mir könntest Du mal eine deiner wissenschaftlichen Erklärungen dafür geben, warum die arme Hilary es einfach nie und nie schafft, oder kann man das wieder nicht wissenschaftlich erklären, und warum hat es die Kreativleitung dann schon so entschieden ganz lange gewußt, obwohl sie die ganze Zeit mit ihr gebangt hat?
Solche Prognosen gerade jetzt auszusprechen ist, wenn man ihr einen Sieg wünscht, ganz kontraproduktiv meine Liebe, und die Kreativleitung würde das nie getan haben, außer ganz unter uns.
Da habt ihrs, da habt ihrs, ihr seid alle magiegläubig, glaubt alle an die magische Kraft des Wortes und einerseits daran, daß manche Leute es einfach wissen, so daß ihr Wort Gesetz ist, und andererseits daran, daß man manche Sachen nicht aussprechen darf, weil sie dann sofort eine böse Zauberwirkung haben, und jetzt wundert ihr euch, daß ich so klein bin!
Hat sich darüber jemand gewundert? Ich glaube, der einzige, den das ärgert, bist du selbst.
Der Grund für die Abschlagung von Hillary in Iowa ist sehr sehr einfach, und die paar anderen, die man noch um sie herum durch alle Medien jagen wird, um den einen nicht auszusprechen, werden uns jetzt bis zur endgültigen Kandidatenkür langweilen, dafür braucht man meiner Meinung nach weder Wissenschaft noch Kreativität, und ich bewundere die Frau, obwohl diese ganze Geschichte den Untergang mindestens eines bestimmten Abendlandes anzeigt.
Hossa, was war das denn? Obama ist doch grandios! Und eure ganzen Systemunkereien immer, passt lieber auf, was wirklich los ist!
Regelbruch!
Schnarch.
Also das ärgert mich jetzt aber doch: der Grund, den die Kreativleitung für ihre Prognose hatte, ist weder so geheimnisvoll noch so gefährlich noch so langweilig, wie ihr hier alle suggeriert, sondern er hat damit zu tun, daß eine potentielle Führungsfrau durch nichts so sehr im Ansehen bzw. in dem, was die Bevölkerung ihr im Herzen zutraut, beschädigt wird wie durch öffentliche Demütigungen am sexuellen Vitalitätszentrum, die ihr aus ihrem sogenannten Privatbereich zugefügt werden, das gilt für Frauen genauso wie für Männer, einer Frau, die dergleichen hinnimmt, ohne die ganz klare Konsequenz der radikalen Distanzierung von jemandem, der ihr dergleichen zugefügt hat, zu ziehen, ist den Menschen unverständlich, gilt ihnen entweder als schwach oder als krankhaft machtbesessen, und das ist durch keine noch so gute politische Performance und keine noch so genau kalkulierte Wahlstrategie und keine noch so wunderbar inszenierte Rückendeckungsinszenierung eines bekehrten Schädigers heilbar - denn Wahlen sind Kampfsport, der alle animalischen Kräfte braucht und anspricht, und darin ist Verzeihung nicht vorgesehen, sondern nach den Regeln dieses Sports ist Hillary als First Lady in einer bestimmten tierischen Schicht Verliererin gewesen und geblieben, also bleibt sie das in diesen Schichten für die antwortenden entsprechenden Schichten des Wahlvolkes; die Ordnung, der sie mit ihrem verzeihenden und loyalen Verhalten gedient und innerhalb derer sie sich dadurch auch großen Resepkt erworben hat, sieht einen selbst von manchen Loyalitätspflichten befreiten Herrscher mit loyaler Gattin vor, aber nicht das Umgekehrte, und hier können es Frauen, wenn sie denn wollen, nur an die Spitze schaffen, wenn sie ihr Privates strikt maskulinisieren oder abschirmen oder einsam sind, oder das erstaunliche Glück eines wirklich loyalen Gatten haben; man hat nicht jahrtausende auf loyale Gattinnen gesetzt und das Menschengeschlecht auf diese Ordnung zugerichtet, um eine solche Ordnung in ein paar Jahrzehnten wirksam zu verändern, und so ist eben die Mischung aus fremd und vertraut, aus neu und alt, bei Obama viel weniger gefährlich für die Gefühle der in sexualibus stärker als in Farbsachen verunsicherten Massen als das seltsame Spektakel aus dem Hause Clinton; so einfach ist das, meine Damen und Herren, und daran gibt es nichts zu zaubern, und ich finde, dann und wann darf ich mal aus dem Schatten eures Gezänks heraustreten und die Synthese Eurer Weisheiten ausplaudern, auch mit mehr als einem Semikolon, wenns recht ist.
Zizek sieht das aber schon für Männer ganz anders und meint, die müssen erstmal verraten werden, bevor sie was taugen, bzw. die Liebe ihrer Gattinnen erweise sich erst im öffentlichen Verrat.
Ihr spinnt alle.
Es ist zwar Wochenende, aber mein Mann läßt ausrichten, daß ihr euch auch mal etwas zusammenreißen sollt, nicht so sehr wegen der anspruchsvollen und empfindlichen Majestät Öffentlichkeit, mit der wir ja nicht soo viel zu tun haben, aber wegen der zu erledigenden Arbeit!
Ja, wir machen ja schon, und die Reaktionen Ihrer Majestät der Öffentlichkeit, sind sowieso absolut vorhersehbar: man wird sagen, die Gattin des Chefs habe gegen Verzeihung und Versöhnung geschrieben, weil man, was bei ihr nichts weiter als die Beschreibung eines Mechanismus war, für unser gemeinsames Programm halten wird, und weil man glauben wird, daß das alle noch so nett formulierten und sogar manchmal verwirklichten Programme und Versöhnungsaktivitäten aller Demokratiebeauftragten und anderer EinSatzKräfte Lügen strafe, während die Chefgattin doch nur ausgesprochen hat, was sie in der von ihr ja brav angenommenen Rolle als Chefgattin reichlich zu beobachten Gelegenheit hat, wow, Kinder, gebts zu, auch ich kann inzwischen Hypotaxe!
Wenn du nur ein ganz klein bißchen weniger frech und vorwitzig mit deiner Kritik an der Öffentlichkeit insgesamt wärest, junge Kollegin, dann könnte aus dir wirklich noch was werden.
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