Sonntag, 20. Januar 2008

(2)20.

Ein kleiner Zwischenfall nötigt uns, den Bericht über Mos Erzählstunde im Büro der Kreativleitung noch aufzuschieben, denn auf dem Flur trafen aufeinander der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit und seine Gattin, der Gatte versunken in ein wütendes Gebrumm, das er unmittelbar aus dem Chefbüro mitgenommen hatte, wo die Diskussion anhielt, denn dem Chef war der fatale Gedanke gekommen, so etwas wie eine psycholgische Krigesführung zu entwickeln, und nun murmelte also der Herr aus der Öffentlichkeit: „General, Diskurswart, Psychologin, gibt es eigentlich einen Psychologen, der nicht im Innersten ein General ist (man denke doch nur an Zizeks semistalinistischen Brachial-Lacanianismus!), und gibt es eigentlich irgendeinen kompetenten General, der nicht eine gute psychologische Intuition hat, was will Karomütze noch herausbekommen, wenn er unterwegs alles ausplaudert, und was sollen überhaupt Diskurswarte sein, irgendwie ist das hier doch eine völlig versumpfte und verlotterte Angelegenheit geworden, und im Ernst, man kann sich nicht dauernd mit irgendwelchen verletzten Infanten wie Mo und ihren abenteuerlichen Reisen in Cafeterien blamieren, da muß schon mal wieder ein anderer Zug kommen in diese Sache, muß da, ist doch wahr, sonst wird aller EinSatz umsonst gewesen sein,“ und als er seiner Gattin ansichtig wurde, bemerkte er, daß es ihn im übrigen zunehmend zu stören begann, wie diese sich in ihrer ganzen Gattinnenhaftigkeit und Gouvernantenhaftigkeit nur deswegen so in den Vordergrund hatte spielen können, weil sie wohl über eine seltsame und unzeitgemäße, aufreizend unzuverlässige Art von Humor (wenn ich mal einen Witz erzähle, dann lacht die nie!) verfügte, die man zwar nicht „Mutterwitz“ genannt haben würde, aber ... aus solchen Gedanken riß ihn die so ambivalent bis eindeutig mißmutig Bedachte, indem sie mit erhobener Braue, das Tellerchen mit Mos Frühstück fest in der Hand, sagte, seine Aufgabe sei es nicht, grummelnd herumzustehen und über das Wesen der einen oder anderen EinSatzKraft nachzugrübeln, seine Aufgabe sei vielmehr, der Öffentlichkeit draußen im Lande plausibel und begreiflich zu machen, was die EinSatzLeitung tue, und jeden, wer auch immer er sei und wie sehr er sich auch immer intern zu einer „Fehlaquelle“ (Zitat Zitty Didi und Stulle, Zitieren müsse man auch können in „unserer Abteilung,“ jaja, wir sind da durchaus vorbildlich) gemacht habe, er, der Leiter der Abteilung Ö habe nun einmal alle zu decken und zu verteidigen und in der Tat gemeinsam mit dem Herrn Chef geschickte Strategien zu entwickeln, um die Menschen draußen im Lande davon zu überzeugen, daß die Leistung der EinSatzLeitung ihren Preis habe und diesen auch wert sei, wenn er aber nur herumstehe....“ist ja gut ist ja gut,“ stammelte der Angeredete, „aber manchmal und manches kann man doch nicht mehr verteidigen, also was die hier treiben, also wirklich...,“ nach außen freilich hob er nunmehr die Hände und rückte der Wand mit seinem Rücken ein wenig näher, aber innerlich grollte er in einem Fort, jawohl, großgeschrieben.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Die Spitze meiner Abteilung spinnt, das ist wahr, wir bitten um Geduld, es wird sich alles aufklären, die Demokratiebeauftragte versucht mit verzweifelter Geduld, die Herren im Chefbüro auf einen maßvollen und vernünftigen Kurs zu bringen, das hätte eigentlich berichtet werden sollen, wen interessiert denn das Hikkehakke dieses obeflächlichen Ehepaares!

Anonym hat gesagt…

Uns interessiert das immer am meisten!

Anonym hat gesagt…

Ins selbstgewählte Fort hinein möchten wir dem Leiter der Öffentichkeitsarbeit unsere Verwahrung gegen seine herabsetzenden Worte über unsere Berufsgruppe zurufen, in der Hoffnung, dass er uns noch hört, bald wieder die Zusammenarbeit mit uns sucht und zu nur leicht erhöhten Tarifen die bewährten Leistungen unserer Textgeneratoren in Anspruch nimmt. Als kleine Werbemaßnahme bieten wir auch die Vermittlung einer erprobten Paartherapeutin an.

Anonym hat gesagt…

Es passt nun zwar nicht ganz zum obigen Ehepaar, aber an dieser Stelle kann ich doch nicht länger schweigen, denn es scheint mir sehr notwendig, daß ich hier einen meiner besten Ratschläge keinem Menschen vorenthalte, nämlich zu bedenken, daß im weiblichen Herzen eine solche Flucht aller Gefühle,ein solches Werfen von farbigen humoristischen Blasen ist, die alles, zumal das Nächste abmalen;daß zudem - dies darf auch nicht vergessen werden - eine Frau, indes sie für dich eine Träne aus dem linken Auge vergießet, ohne weiteres weiter nachdenken kann, und daß eine Frau überhaupt bei der aufrichtigsten ehelichen Treue mehr über das weinet, klagt und scherzt, was sie überdenkt, als was sie vernimmt, nun ja ...

Anonym hat gesagt…

Pouvre Anonymus, scheint ernste Text- und Eheprobleme zu haben, was machen wir mit ihm?

Anonym hat gesagt…

Darauf hinweisen, daß noch nie ein Mann ein einziges seiner Eheprobleme lösen konnte, indem er "das Frauenherz" analysierte, so wenig wie jemals eine Frau ein einziges Eheproblem lösen konnte, indem sie das Männerherz analysierte, vielleicht?

Anonym hat gesagt…

Vor allem aber: Achtgeben, welche Sorte von Eins- zu Einslern hier anrückt!

Anonym hat gesagt…

Glaubst du, Karo? Ich hatte den Eindruck, hier hätte sich unter der Maske eines etwas weinerlichen Gattenwesens eine nicht vllig humorferne Dame einen Scherz erlaubt; daß die aber auch immer anonym bleiben müssen!

Anonym hat gesagt…

Ich fand das ziemlich mies frauenfeindlich und eher leicht durchschaubar.

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