Sonntag, 25. Oktober 2009

865.

Dame Ö hatte es innerhalb von zwei Tagen nicht vermocht, aus ihrem Sohne herauszubringen, warum er sich in seinem Studium betrug wie er sich betrug und warum er nicht im Semester weile, sie versuchte es mit Strenge, sie versuchte es mit Milde, sie versuchte es mit nachgerade übergriffiger Fürsorge und mit nachgerade vernachlässigend resignierter Abwendung, sie sprach mit Freundinnen und Freunden, Bekannten und Verwandten, und wenn ihr jemand sagte, du mußt etwas flexibler reagieren, reagierte sie flexibel, wenn ihr jemand sagte, du mußt ein bißchen konsequenter sein und mal bei einer Linie bleiben, versuchte sie auch das, aber schließlich war die einzige Linie, die ihr als ihre wirklich eigene einfiel, immerhin in sich eine flexible, und wenn sie soweit war, kehrte endlich wieder Gelassenheit ein, mit der sie sagen konnte, Söhnchen, du solltest dich ein wenig erholen und dich dann wieder um deine Studien kümmern, wobei kümmern durchaus auch heißen kann: herausfinden, was dich so sehr stört (denn daß dich etwas stört, ist ja offensichtlich) und ob es eine andere Richtung gibt, in die du leichter und froher vorangehen könntest, und wenn er sie dann anschnauzte, daß sie das nur sage, weil sie unbedingt mit einem erfolgreichen Sohn glänzen wolle, bat sie ihn ergeben, sie nicht anzuschnauzen, und wenn er dann fortfuhr, herumzuwettern, sie verstehe ihn nicht, es gehe überhaupt nicht um das Studium, aber sie sei ja absolut nicht in der Lage, irgendwas von ihrem Sohn zu verstehen, verzog sie sich und deklamierte laut Shakespeare, yet him for this, my love no whit disdaineth, sons of the world may stain when heaven’s sun staineth, und wenn er dann ankam und sagte, du hast ein o und ein u verwechselt, es geht um Sonnen der Welt, nicht um Söhne der Welt, dann lachte sie nur, was du nicht sagst, und sagte schließlich, irgendwohin mußt du aber wohl mit deiner Freude an Präzision, bilde dir nur nicht ein, daß du dem entkommst.

4 Kommentare:

Nachwuchs Ö hat gesagt…

Das ist soo fies, ich glaubs nicht!

Dame Ö hat gesagt…

Ja, sehr passend finde ich es auch nicht, steckt wahrscheinlich dieses unverschämte Mo dahinter, das kennt so gar keine Diskretion.

Mo hat gesagt…

Schnarch.

Der klitzekleine Forschungsminister hat gesagt…

Wie will er bitte den Unterschied von o und u gehört haben, sind denn das Englisch der Dame Ö und das Ohr des Herrn Sohn so vollkommen in ihrer Nuancierung?

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