Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Samstag, 24. Oktober 2009
864.
Am Abend eines langen Tages hatte Mr. Precuneus seine neue Wohnung eingerichtet - oder doch wenigstens schon einmal ein Zimmer, in welchem er fortan zu arbeiten gedachte, wenn er nicht gerade im Büro der EinSatzLeitung wäre, und er hatte für alle Bekannten und EinSatzKräfte, welche ihm dabei geholfen hatten, die Wohnung so auszustatten wie er es brauchte, eine große Kiste Bier geholt, nun saßen sie zwischen noch nicht ausgepackten Kartons und bereits zusammengefalteten ausgepackten um einen Tisch und erzählten sich etwas, einer sagte, diese Community-Sachen, Sie verstehen, ein anderer erklärte das Wesen des Campaignings, und obwohl überwiegend von Dankbarkeit erfüllt konnte Precuneus sich nun nicht mehr zurückhalten, sondern platzte los: eine ganze Horde von Campaignern hat mal über Monate auf meine Mutter eingetrommelt mit Bildern und Musik zum immerselben Thema, das sie längst kannte und dessen Botschaft auch wirklich nicht so schwer zu verstehen war, es ging um einen Dialog mit irgendwem, und ihr müßt euch das bei uns ungefähr so vorstellen, daß dann, egal wo sie hingeht in ihrem Dorf, jeder irgendwie das Wort Dialog in sein Geschwatze einbaut, bis meine Mutter sich sogar einmal mit der zweiten Frau vom Bürgermeister unterhielt, mitten auf dem Marktplatz, und als das Wort Dialog fiel, fing meine Mutter an genau der Stelle, immer noch mitten auf dem Marktplatz an, laut herumzuschreien und zu rufen, wenn ihr unbedingt einen Dialog erreichen wollt, warum REDET ihr dann nicht mit mir DIREKT darüber, mit wem und warum ich dialogisieren soll, und als sie sah, daß alle etwas erschrocken waren, und weil sie wußte, daß sehr bald in der einen Ecke Gekicher, in der anderen möglicherweise gefährlicher Zorn ausbrechen würde, fügte sie schnell hinzu, weil es überhaupt nichts GIBT, worüber mit irgendwem ein Dialog geführt werden müßte, ihr habt euch einfach nur in den KOPF gesetzt, Campaigning statt Reden, weil euch irgendwer den Floh ins OHR gesetzt hat, daß man damit GARANTIERT zum Ziel kommt, mit Reden hingegen nicht, nur wieso soll mich das dann AUSGERECHNET VOM REDEN überzeugen???? und da mußten alle lachen, denn sie erinnerten sich plötzlich daran, daß sie die Trainer der Campaigner im Grunde auch irgendwie albern oder doch wenigstens seltsam aufgeregt gefunden hatten, und die zweite Frau des Bürgermeisters schenkte meiner Mutter eine Gans, weil eine Gans so eine perfekte Form hat, und weil wir sie in Afrika so selten fangen.
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7 Kommentare:
Er sagt Afrika, das glaube ih nicht, er müßte Benin sagen, nej?
Ich finde es sehr schade, daß er nicht mehr bei uns wohnt, er hatte doch hier alles, also ich hätte ihn gern hier behalten.
Ich bin eigentlich ganz froh, daß er nicht mehr da ist, er war nett, sicher, aber so unter uns zu sein ist doch auch mal wieder schön, oder magst du mich plötzlich nicht mehr?
Er soll uns mal einladen.
Schwer zu schützen, die Anlage hier, ich glaube, da kommt noch was auf uns zu.
Ja, ich, guten Abend allerseits.
Der schon wieder, der ist doch soo eingebildet!
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