Montag, 1. Dezember 2008

536.

Die Füße der Kreativleitung waren ein wenig unsicher, als sie am Montagmorgen auf den Tisch im "Bistro" zu ging, an dem der Demokratiebeauftragte im Gespräch mit der Leitung Öffentlichkeit und dem Buchhalter saß, denn am Abend nach einem ausgesprochen faulen Sonntag hatte sie sich die Skripte für eine Kultursendung im öffentlich-rechtlichen Fernsehen genauer angesehen und gefunden, daß der Demokratiebeauftragte, welcher den Text für einen hochsympathischen und wohlgelungenen Beitrag über Ingmar Bergman vorgelegt hatte, diesen mit einem Subtext versehen hatte, in welchem sich die eher grauenerregenden Elemente der stillen Wasser seines stillen Theologentums vor ihren Augen gezeigt hatten, denn nach anfänglichem Entzücken darüber, wie wohlwollend hier über den angeblichen Finsterling unter den Regisseuren und seine Distanz zu seinen Werken gesprochen wurde, hatte sie sich den "Spaß" gemacht, für den Namen des Regisseurs erst immer den Namen "Gott" einzusetzen (das waren so Spiele, die sie manchmal trieb, wenn sie sich auf der Suche nach einer Inspiration oder der Quelle für ein Unbehagen befand) und sodann den Namen irgendeines Mannes, mit dem sie würde arbeiten wollen, und danach den eines Mannes, mit dem zu leben sie versucht sein könnte (denn man muß immer die dem Weiblichen zugewiesene Position in einem Text finden, wenn man als Frau einen Text verstehen will, ohne die Quellen der eigenen Kreativität zu verschütten), und als sie dies alles gelesen und durchdacht hatte, war sie darüber so grün geworden, daß kein Bad mit noch so schönem Salz vom Toten Meer plus Duftsubstanzen helfen wollte, diese Farbe wieder abzuwaschen, weshalb das Grüne immer noch ein wenig durch ihre Haut schimmerte, als sie sich nun mit zögerlicher Entschlossenheit schließlich dennoch dem schon erwähnten Tische näherte, um in aller gebotenen Ruhe und Zähigkeit ihre Arbeitsvorhaben voranzubringen, ohne das Grauen zu verleugnen und ohne die Kolleginnen und Kollegen mit zu heftigen Äußerungen ihrer Erkenntnisse zu überfordern, aber das war schwierig, sehr schwierig, und sie war noch sehr müde.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Sie hätten sich selbst einsetzen sollen, probeweise, um mal ein Hoffnungsbild zu bekommen, Gnädigste.

Anonym hat gesagt…

Dazu verführt das erste Entzücken doch immer sowieso schon, Ungnädiger, und erst wenn man auf diese Weise gewonnen ist, guckt man weiter, ist es nicht so?

Anonym hat gesagt…

Also jetzt spinnen sie wirklich völlig, Gnädigste, Ungnädiger, man fasst es nicht!

Anonym hat gesagt…

Wo ist eigentlich Karomütze heute?

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