Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Donnerstag, 4. Dezember 2008
539.
Der ehemalige Chef saß in seinem Lehnstuhl mit Blick nach draußen und ärgerte sich ein wenig über die Krähen, welche lärmend in seinem Garten herum pickten, er las, nachdem er ein paar kürzeste Nachrichten zur Kenntnis genommen hatte, in seinen alten Büchern und brummte gelegentlich wohlgefällig oder übellaunig vor sich hin, und das Wetter zog sich zusammen, die Uhren tickten, seine Zeit lief ab, die Gattin räumte im Garten herum, ohne die Krähen aufscheuchen zu können, was für morbide Betrachtungen, dachte er, als er bemerkte, wie lange er sich schon in den Anblick des Himmels und des Gartens versenkt hatte, man muß sich doch um die Welt kümmern, dachte er, aber was, wenn die das nicht will, dachte er, und plötzlich fiel ihm auf, daß er ewig nichts mehr von Mo gehört hatte, daß er niemals seinen Plan, nach ihr zu sehen, realisiert hatte, und daß es dafür zu spät geworden sein könnte, und er nahm nicht das Telefon in die Hand und rief nicht in der EinSatzLeitung an, denn eigentlich hatte er doch wirklich nichts damit zu tun, und er fragte sich, ob er früher vielleicht ein wenig zu streng gewesen sei mit manchem, oder zu nachlässig, und als seine Gattin sich auf den Hintereingang des Hauses zu bewegte und in Aussicht stand, daß sie nun bald den Tee und die Kekse bringen würde, da seufzte er dankbar auf, denn es ist nicht schön, wenn man zu lange nicht in ein Gesicht sehen kann, und er erwischte sich dabei zu hoffen, daß er vor ihr sterben möchte.
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7 Kommentare:
Wie sie das aushält, das möchte ich wirklich mal wissen.
Er kann sich doch um die Welt kümmern, die Welt will das doch, was mault er denn?
Wie erstaunlich verständnislos ihr seid, sehr erstaunlich, macht das denn Spaß?
Regt euch mal nicht auf, der wird schon nicht melancholisch.
Man höre bitte auf die Worte meines Sohnes und gucke mir nicht beim Lesen über die Schulter!
Also die Krähen sind wirklich schwer erträglich, meine Liebe, da hast du ganz recht.
Ich will Honig.
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