Mittwoch, 3. Dezember 2008

538.

Beim Frühstück fragte das Kind, Mami, was soll ich bloß studieren, und die Chefin sagte, du willst nicht wirklich, daß ich dir das sage, und als das Kind ein wenig funkeläugig murrte, es macht mir aber Spaß, deine Vorschläge abzulehnen, sagte die Chefin, indem sie schnell wieder ernst wurde: was ich dir nur raten kann, egal was du studierst, ist, beizeiten darauf zu achten, daß deine Leistung belohnt wird, nicht bestraft, das klingt selbstverständlich, ist allerdings manchmal erstaunlich schwer zu erreichen, und man muß, wenn es die Welt nicht tut, oft selbst dafür sorgen, auch wenn es einem von manchen Leuten übel genommen wird, aber ohne das geht es nicht, irgendwelche Belohnungen müssen sein, ein paar Jahre hält man es ohne aus, wenn dann nichts kommt, wenn im Gegenteil nur noch Strafe folgt, ist der Ofen aus, und der skeptische Blick, den sie für diese Antwort erhielt, stimmte die Chefin hinsichtlich ihres Kindes so zuversichtlich, daß sie sich in aller Ruhe an die eigenen Vorbereitungen für den Arbeitstag machte, während es draußen allmählich hell wurde, und sie versuchte, viel von dem Licht in ihre Augen zu nehmen, denn mit diesen würde sie in wenigen Stunden einigen Abgeordneten der Verwertungsgemeinschaft in ihre von knallhartem Verwertungsinteresse blendfesten Gesichter sehen und sprechen müssen, und es würde schwierig werden, sie würde die Kreativleitung beneiden, obwohl sie genau wußte, daß an der nichts Beneidenswertes war, auch das Umgraben jener Schichten, aus denen Einfälle kommen, ist harte Arbeit, und auch das Herumkämpfen mit den Abgeordneten der Verwertungsgemeinschaft kann manchmal ein wenig Spaß machen, dachte sie, und wieder einmal straffte sie ihren Rücken und verließ sich darauf, daß sie im durch den Gedanken an die Kreativabteilung eröffneten winzigen Innenraum den Platz gewinnen würde, von dem aus sie die Haigesichter, während sie mit ihnen sprechen würde, einschätzen konnte, sie würde vermutlich sehen, daß diese wie üblich in ihrem "Power-Play-Panzer" reichlich eingesperrt, aber deswegen nur umso gefährlicher waren (wie unglücklich kasernierte Fremdenlegionäre, deren einzige emotionale Erleichterung in der "Feindbegegnung" bestand), und sie würde, falls ihr da irgendetwas gelingen würde, danach ins Kreativbüro eilen und mit der Freundin die neueren Produkte sichten, deren Verteidigung sie sich zum hundertsten Mal hatte angelegen lassen sein müssen, und danach würde sie sich vielleicht einen Augenblick mit ihr gemeinsam entspannen, vielleicht.

8 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Etwas mehr Vertrauen in die Welt, etwas weniger Bitterkeit, etwas mehr positives Denken würde dieser Chefin gut zu Gesicht stehen, ZUversicht usw.

Anonym hat gesagt…

Auch ein bißchen mehr Humor usw., da sind doch insgesamt die Ich-Triebe zu stark, man sollte bedenken, daß man auch einmal

Anonym hat gesagt…

den Schnabel halten kann von Dingen, von denen man nichts versteht.

Anonym hat gesagt…

Was macht eigentlich Mo, von der hört man gar nichts mehr.

Anonym hat gesagt…

Von mir auch nicht.

Anonym hat gesagt…

Und ich scheine ja wohl alle schockiert zu haben.

Anonym hat gesagt…

Wir wollen es nicht übertreiben.

Anonym hat gesagt…

Schnarch.

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