Sonntag, 14. Dezember 2008

550.

Karomütze kam am Morgen von einem nächtlichen EinSatz ins Büro und hatte ein Gesicht mit zwei Hälften, die eine amüsiert, die andere not amused, und als der Buchhalter, welcher bereits ein paar Zahlen gedreht hatte und soeben seinen Earl-Grey-Beutel aus dem Teeglas zog, ihn fragend ansah, sagte er, während er in seiner beherrscht zappelphilippischen Art an den Kaffeeautomaten ging, hast du gestern den Tatort gesehen, wie findest du die Idee, den Polizeipsychologen mit einem Globus spielen zu lassen, und der Buchhalter sagte, ja, ich habe an deine Globensammlung gedacht, natürlich, natürlich, ach übrigens, wie geht es dem Straußenei, wie solls ihm gehen, sagte Karomütze, das kannst du nicht reparieren, und ich komme sowieso zu nichts, aber du wirst lachen, es fängt an, mir so zu gefallen, fast wie ein Gesicht, dem man ansieht, daß der Mensch etwas mitgemacht hat, es gibt außerdem einige Gebiete, die völlig unversehrt sind, am besten gefallen mir die Zwischenzonen, und seufzend sagte er, da der Buchhalter nicht antwortete und nur gedankenverloren in seinem Teeglas rührte, während Karomütze selbst einen großen Schluck Kaffe beherzt herunterstürzte, im Absetzen der Tasse, naja, aber wir müssen uns jetzt doch mal darum kümmern, daß aus allem, was wir der Welt so bieten, auch für uns etwas mehr herauskommt als Ruin und der Stress, den einem Leute verursachen, die erst alles kaputt machen und dann wichtig genommen und bedankt werden wollen - und darum werden wir wohl sogar auch noch den Vogelflug und das versammelte Wohlmeinen der Brach- und Pestvögel weiter beobachten müssen, wie, aber manchmal habe ich dazu keine Lust mehr, sagte er, du kannst ja gegen gewisse Übermächte nicht an, die Chefin mit ihrer Leidenschaft für einseitige Lieben wird von denen, die sie einseitig liebt, nicht einmal erkannt, die fordern stattdessen immer mehr und immer selbstloseren Einsatz, da fehlt doch die harte Hand einer echten Verteidigung, den ehemaligen Chef ersetzt sie so jedenfalls nicht, und ich bin mittlerweile bei meinen Globen auf die Suche nach neuen Weltgegenden gegangen, in denen es auch nett sein könnte, wenn hier das Theater unerträglich wird, noch kämpfe ich ein bißchen, aber irgendwann wird gekündigt, übrigens sagt auch Dame Ö immer, confront your enemies, avoid them if you can, und vielleicht hat sie mehr recht als uns allen lieb ist, ich habe ihr immer widersprochen, bevor diese Sache mit dem Straußenei passiert ist, und der Buchhalter sagte, gemach, gemach, die Tage werden auch wieder heller, und ich glaube, obwohl ich sie auch nicht so mag, die Chefin setzt sich am Ende doch auf ihre Weise durch.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man wird sagen müssen, was mit Menschen passiert, wenn eine hochverschlossene, ihre dogmatischen Anlagen sorgfältigst bewachende Verwertungsgemeinschaft sie unter Einsatz aller illegitimen Mittel mit dem Ansinnen bedrängt, sie mögen sich gefälligst vertrauensvoll öffnen - wenn die solide Kritik an diesen Mechanismen der Vogelwelt nicht rüberkommt, sind alle unsere EinSätze umsonst, bedenken Sie das, junger Kollege, es ist Ihr Job, die verschiedenen Verschleierungstruppen immer wieder aufzufinden, ohne sie abstrafen zu wollen, aber aufzufinden und ihnen die destruktiven Aspekte ihrer eigenen Arbeit so peinlich zu machen wie Ihr durchgeknallter Kumpel Ihnen aus Versehen den Straußenei-Globus madig gemacht hat; der Job anderer EinSatzKräfte ist, dafür zu sorgen, daß nach einer solchen Kur Kooperationen mit allen möglichen Leuten möglich sind, die wirklich allen Beteiligten Vorteile bieten und niemanden in Ecken oder sonstwie drängen, utopisch, geb ich zu, aber dafür wurde unsere EinSatzLeitung mal gegründet.

Anonym hat gesagt…

Es ließe sich auch einiges über das Drehbuch zu eurem Tatort von gestern sagen, ästhetisch und auch polizeipsychologisch, nehme ich an.

Anonym hat gesagt…

Man könnte einen Kurzfilm drehen mit Feuerwehrleuten, die ein Haus löschen, das einr von ihnen zuvor selbst angezündet hat, kommt doch öfter vor, daß Feuerwehrleute Brandstifter sind.

Anonym hat gesagt…

Man könnte eins draufsetzen und einen Feuerwehreinsatz inszenieren, bei dem eine Straße unter Wasser gesetzt wird, weil eine durchgeknallte Feuerwehreinheit ein leerstehendes Haus löscht, das nie gebrannt hat, zu dem sie nie gerufen worden ist usw., man könnte Passanten zeigen, die fragen, warum löscht ihr denn hier so eifrig, es brennt doch gar nicht, und die Feuerwehrleute würden wütend und energisch diese Passanten auffordern, aus dem Weg zu gehen, da sie dringend nötige Löscheinsätze behindern usw.usw.

Anonym hat gesagt…

Auf diese Weise hätte man zur Warmsanierung endlich auch die Kaltsanierung unter Zuhilfenahme der Staatsmacht erfunden, das lassen sich manche Spekulanten sicher nicht zwei mal sagen.

Anonym hat gesagt…

Ist alles längst passiert, wird alles überschätzt.

Anonym hat gesagt…

Schnarch.

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