Mittwoch, 10. Dezember 2008

545.

Haben Sie eigentlich irgendwelche Rezepte für den Umgang mit der Temporalität von Instinkten, fragte die Chefin den ehemaligen Chef, als sie sich in dessen Häuslichkeit am Adventskranz niedergelassen hatte und in das widerliche Wetter und eine Welt hinaus starrte, die ihr an solchem Tage gleichwiderlich erschien, mochte auch der Garten des ehemaligen Chefs ordentlich und gepflegt und immerhin ein wenig grün aussehen, es wirkte doch alles allzu aufgeräumt und eingekastelt und irgendwie "falsch," fand sie, und vergaß darüber fast ihre Frage, aber da sagte der ehemalige Chef, der seinerseits gedankenverloren den Blicken seiner Nachfolgerin gefolgt war, mit etwas verspäteter Verwunderung, ich verstehe Ihre Frage nicht, und die Chefin sagte, naja, wenn man etwa ein Boot von den üblichen Bahnen abweichen und auf das eigene Schiff zukommen sieht und nun abschätzen soll, welches Boot ein Piratenboot und welches ein freundliches oder hilfebedürftiges Boot ist, wie macht man das, man muß doch auf so einer Fregatte mit so einem Auftrag schnell reagieren, und wie geht man damit um, daß man manchmal zuerst "rational" handelt und dann erst nachträglich instinktiv spürt, daß da etwas ganz faul war, während es oftmals richtig ist, wenn man scheinbar irrational und falsch "aus dem Bauch heraus" handelt usw., wie geht man damit um, und der ehemalige Chef sagte, man muß immer rational handeln, so habe ich das immer gemacht, und die Chefin mußte lächeln, denn sie erinnerte sich an viele Situationen, in denen das nun ganz und gar nicht gestimmt hatte, allerdings war wirklich fast immer dumm gewesen, was er gemacht hatte, wenn er keine "ratio" hatte walten lassen, insofern war das für seinen Teil dann doch wieder ein richtiges Urteil, was man ihm so freilich nicht sagen konnte, also starrte sie wieder in den Regen, lächelnd jetzt, aber schließlich fiel ihr doch noch eine Sache ein, die sie ihm guten Gewissens präsentieren konnte, nämlich sein merkwürdiges, allen rationalen Argumentationen unzugängliches und darum nur umso beharrlicheres Engagement für Mo, durch das er sich bei der einen Hälfte der EinSatzKräfte eher sehr unverständlich bis unbeliebt gemacht, bei der anderen aber unvergänglichen Respekt erworben hatte, und sie sagte es ihm, und er lächelte, und seine Gattin lächelte, und alle drei waren darin einig, daß sie dieses Thema nun weiter nicht erörtern wollten, viel interessanter erschien es doch, sich weiter bei den Piraten aufzuhalten und dabei, wie man sie von anderen Bootsleuten unterscheiden könne, wozu die Gattin des ehemaligen Chefs beizutragen wußte, daß man in jenen Gewässern wohl stets mit dem Schlimmsten zu rechnen habe und bisher eher zu naiv gewesen sei, wenn sie sich allerdings vorstelle, daß ihr Sohn auf einem dieser Schiffe, also...

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ich habe nichts bemerkt.

Anonym hat gesagt…

Ich war es, die Mo umsorgt hat, und ja, er hat, wenn die anderen sie wegschaffen wollten, gesagt, kommt nicht in Frage.

Anonym hat gesagt…

Ich will auch Piraten jagen.

Anonym hat gesagt…

Ich sehe nicht, wie man noch in bestimmte Gegenden schippern kann.

Anonym hat gesagt…

Ich habe nur gesehen, daß Mos Texte gut sind, daran habe ich mich gehalten, alles völlig rational.

Anonym hat gesagt…

Jale jale.

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