Mittwoch, 1. Oktober 2008

475.

Bevor die Dame Ö am Dienstag ordnungs- und pflichtgemäß den leidenschaftlichen Heuchler um Punkt 17.00 Uhr am Eingang begrüßte und durch ein wohlerwogenes Besuchsprogramm geleitete, ereignete sich im "Bistro," in welchem sie sich ein wenig stärkte, folgendes: was ist vulgärer als das gewöhnliche ökonomistische Sprechen, fragte der Demokratiebeauftragte die Dame Ö, als er sich erschöpft von heftigen parteipolitischen Wortgefechten, die er gerade hinter sich gebracht hatte, im „Bistro“ zu ihr an den Tisch setzte, und die von dieser Frage sehr überraschte Dame Ö, die eigentlich so ziemlich alles, was sie in der Welt sah, unerträglich vulgär fand (ein Zug, den mancher an ihr unerträglich fand, aber das schien sie nicht sonderlich zu beeindrucken), sagte, dieses ökonomistische Sprechen ist vulgär und alles andere auch, man hat wenig Grund, Ausnahmen zu machen, hat man aber doch mal einen, soll man sich sehr freuen und milde werden, aber der Demokratiebeauftragte meinte, er würde normalerweise nun wirklich "völlig anders ticken," es gebe indes schon Dinge, die wirklich vulgär seien und manche sogar noch vulgärer als das gewöhnliche ökonomistische Sprechen, und das sei - so sein Resumee der Debatten des Tages - alles moralinsaure und empörungsgesättigte Gekeife oder Geschwafel gegen alles Ökonomische, und während er dies alles vorbrachte, schmiss er seine länglichen Gräten genervt von sich und saß zugleich so, als nähme er seinen Stuhl nicht wirklich ein, eine Nichthaltung, für die er zuverlässig eine Rüge von seiner Sitznachbarin erwartete; diese aber sah ihn wohlgefällig, fast verträumt an und sagte, sehen Sie, so sitzen kann auch nicht jeder, und Sie haben es vermutlich nicht einmal geübt!

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