Donnerstag, 2. Oktober 2008

476.

Nach Berichten, Beiträgen und Telefonreportagen hatte nicht nur die Dame Ö sich den leidenschaftlichen Heuchler ganz anders vorgestellt: man hatte wohl schon einmal bemerkt, daß er bald im Singular, bald im Plural zu sprechen schien, daß er aber selbdritt auch die EinSatzLeitung beehren würde, damit hatte niemand gerechnet, und es ergab sich so natürlich ein kleines protokollarisches Problem nebst einer ersten starken Herausforderung an die flexible Handhabung der Umgangsformen für die Dame, welche diese unter völligem Verlaß auf die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse und gewisse Qualitäten der Leitung Öffentlichkeit aber noch mit einer gewissen Leichtigkeit bewältigte - eine viel schwerere Herausforderung stellte sich hingegen der Kreativabteilung, die doch noch stets beauftragt ist, über derlei Vorfälle zu berichten, denn bereits die Frage, mit welcher Person oder Emanation der Heiligkeit der leidenschaftlichen Heuchelei, der geheuchelten Leidenschaft für die Heiligkeit oder der Leidenschaft für die heilige Heuchelei man die Beschreibung beginnen sollte, war eine unter vielen Hinsichten schier unentscheidbare Frage für die zunächst vorgeschickte Assistentin K, für deren Lösung diese den Rat des klitzekleinen Forschungsministers einholte, welcher seinerseits umstandslos und etwas mürrisch empfahl, einfach eine Person nach der anderen in der Reihenfolge ihres Eintretens "durchzubeschreiben" und das Sprechen in Emanationen den Selbstbeschreibungen der zu Beschreibenden zu überlassen, aber die Kreativleitung fand das unerträglich langweilig, und das gerade jetzt, da sie, das Mo auf der Hüfte, den Minderheitler mit den grünen Borsten mit der anderen Hand gedankenverloren an irgendwelchen Borsten kraulend, sich zum Türrahmen des Kreativbüros bewegt hatte, wo sie nun lose stand und fasziniert den Einzug der drei höchst unterschiedlichen Persönlichkeiten beobachtete.

3 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Wir sind schon jetzt tief gekränkt.

Anonym hat gesagt…

Das geht so nicht, ich wollte Ihnen gerade die allerhöflichste Begrüßung und das umsichtigste Verhalten zuschreiben!

Anonym hat gesagt…

Zuschreiben, zuschreiben, wird doch alles überschätzt.

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