Donnerstag, 23. Oktober 2008

497.

Ach, ich habe ja heute noch gar keinen EinSatz geschrieben, sagte die Kreativleitung, als sie nach einer langen Besprechung mit der Chefin und einem längeren Gespräch mit der Dame Ö, die am Ende des Tages doch etwas zerrüttet gewirkt, aber tapfer immer wieder ins Lächeln gefunden hatte, an ihrem Schreibtisch saß und dort einen kleinen Mahnzettel vorfand, und sie raufte sich die Haare und fragte sich, was sie denn um Himmels willen an so einem Tag der Welt zu sagen haben könnte, sie selbst hatte viel mehr Lust, den diversen Gesprächen nachzusinnen und endlich die Zeitung zu lesen, und was sie im Sinne der Dame Ö würde sagen wollen, das war für sie noch ein wenig unaussprechlich, es schien ihr so, als müsse jedes einzelne Wort die so gerupfte Frau nur weiter verletzen, das konnte sie nicht wollen, und so entschied sie sich, nicht einmal die (von anderen EinSatzKräften wohlwollend aufgenommenen) guten Wünsche des geschassten und andernorts mit seiner Beute sicher erfolgreichen Projektentwicklers für die Projekte der Dame (als ob sie "Projekte" auch nur in Erwägung ziehen könnte, nein, sie mußte mit ihrer gehobenen Braue am Platze sein, nicht ohne sie) an diese weiterzuleiten, sondern einfach ein Gedicht zu zitieren, das die Dame Ö wegen des geringen Ranges der Dichterin mißbilligt haben würde (woran sie sich, so hoffte die Kreativleitung, wieder ein wenig aufrichten könnte), und das - mit korrekter Interpunktion zitiert - den Buchhalter auf den Plan rufen würde: "Wenn man erst einmal weiß, weiß man auch, daß man weiß, und wüßte lieber nicht. Aber zu spät. Schon weiß man, daß auch die Hoffnung nie wieder, nie wieder einkehrt, nie wieder; Sondern quer übers Meer, ade, denen zusegelt, die noch nicht wissen, noch etwa wissen, daß es etwas zu wissen gibt."

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Reichlich pathetisch, möchte ich meinen.

Anonym hat gesagt…

Na bitte, geht doch.

Anonym hat gesagt…

O, neuerdings auch unter die ach so dezenten Manipulatorinnen gegangen, die Kreativleitung? Wie enttäuschend.

Anonym hat gesagt…

Ich wollte ihr noch sagen, sie soll mal was über das Wesen der klammheimlichen Beeinflussung, vor allem aber über die Gewohnheit, mit sowas zu arbeiten, sagen, es macht nämlich die Anwender und womöglich auch die Beschallten, so süchtig nach just dieser Methode, daß sie ganz vergessen, wie es sein könnte, wenn man halbwegs plain oder Klartext redet, aber ich sehe in manchen Gremien auch immer Menschen, die allen Ernstes zuhören und sich gelegentlich sogar durch einen ausgesetzten Satz betreffen lassen.

Anonym hat gesagt…

O, die Chefin heute so gesprächig, und was sagt der Herr Demokratiebeauftragte und ehemalige stille Theologe?

Anonym hat gesagt…

Wenn ich heute eine Predigt predigen würde, wäre sie ganz säkular und ganz religiös, ich würde nur und nur und nur gegen die Idee, man könne bestimmte Dinge "machen," predigen.

Anonym hat gesagt…

Und ich finde alle tapfer, die die Ehrung Hus unterstützen!

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