Sonntag, 26. Oktober 2008

501.

Während Dame Ö sich allmählich von der Realität erholte, mußte Karomütze ungeheuerliche Anstrengungen unternehmen, um einen seiner alten Freunde zu schützen, der von Leuten, welche ihn schon lange, wie man so sagt, auf dem Kieker hatten, übelst bedrängt wurde, weil sie ihn für seinen und Dame Ös Informanten (und also für einen "Verräter") hielten, während dieser Kumpel in Wahrheit nichts, aber auch rein gar nichts mit der Sache zu tun hatte (als der Trubel losbrach, fragte sich Karomütze freilich, welcher Teufel eigentlich die Kreativleitung geritten hatte, ausgerechnet an jenem Tage das Dossier zu beschreiben, man muß besser auf sie aufpassen, sagte er sich, sie neigt dazu, nicht nur sich, sondern auch ihre Freunde zu gefährden, und sie merkt es immer zu spät, weil sie ja völlig unbewußt schreibt in ihrem boden- und haltlosen Hang, 30 mal mehr zu verstehen als man ihr sagt, aber dieses dann eben auch nicht für wirklich und also für ungefährlich zu halten, sie hält ja ihre Fiktion wirklich für Fiktion, während die Leute draußen im Lande sich dauernd erwischt und bloßgestellt fühlen und dann auf die falschen Leute einschlagen, weil sie sich nicht vorstellen können, daß sie wirklich nur mit Erwägungen spielt und es auch nicht anders meint) tatsächlich fragte sich Karomütze, wie die Idioten in ihren hysterischen Anwandlungen, mit denen sie alles auf sich zu beziehen und sodann über schnell ernannte Feinde zu bringen pflegten (und zwar mit einer Beleidigungsbreitschaft, die man, wie er kasperte, auch erst einmal aufbringen müsse, also sowohl die Bereitschaft, beleidigt zu sein, als auch die Bereitschaft, dann feste drauflos zu beleidigen) überhaupt auf die Idee verfallen konnten, seinem etwas durchgeknallten alten Kumpel von der GSG 9 allen Ernstes zuzutrauen, ihm, Karomütze, nach allem, was zwischen ihm und diesem Kumpel gewesen und nicht gewesen war, irgendwelche Informationen zuzuschieben, und er beschloß, sie gründlich zu verspotten, indem er ihnen eine Fehlinformation nach der anderen zuspielte, stets wohlvermischt mit richtigen Informationen und immer so, daß er nebenher seinen alten Freund bekniete, die zeitweilige Unterschätzung, die dafür vonnöten sei, nicht übel zu nehmen oder gar für seine, Karomützens persönliche Meinung zu halten, sondern einzusehen, daß sie für seine Rettung unabdingbar sei (dabei bebte er innerlich in der Hoffnung, auch dem Freunde möchten in dieser Situation der völlig ungerechtfertigten Beschuldigung, die, wie er sehr gut wußte, um einiges schwerer zu ertragen ist als die Situation einer irgendwie durch eigene Taten gerechtfertigten Anschuldigung, die Nerven nicht reißen) vor allem aber suchte er die selbsternannten Feinde einfach mal zu nerven und zu irgendeinem Geschäume zu provozieren, indem er lang lang heraushängen ließ, daß er, der Großmeister aller Sicherheitsfragen, er, Freund Karomütze, es nun wirklich absolut nicht nötig habe, für die Anfertigung von Dossiers auf die Dienste eines derartig exponierten und gefährdeten und launischen Menschen wie dieses Typen von der GSG 9 zurückzugreifen, schon gar nicht, um herauszufinden, was der Projektentwickler treibe, nein meine Herren, sagte Karomütze, und drehte sich vor dem aufgebrachten Haufen, den er vor seinem geistigen Auge sah, während er auf allen Schirmen Nachrichten entgegen nahm, nein, meine Herren, ich mache das alles mit Intuition, psychologischem Geschick und gründlicher Eigenrecherche, wo diese möglich ist, wenn ihr also wen ärgern wollt mit eurer fleckigen und dreckigen Reality-Show, dann nehmt es mit mir auf, Jungs, und nicht mit Leuten, die euch nichts, aber auch gar nichts getan haben, mögen sie euch auch die Zustimmung zu mancher eurer Schreiereien verweigern, und bitte auch nicht mit der armen Dame Ö, die sicher ihre Schroffheiten und ungewöhnlichen Verhaltensweisen hat, aber doch nicht verdient, derartig durch den Dreck gezogen und geschröpft zu werden - und nachdem er dies alles über die verschiedenen Bildschirme geschickt hatte, fühlte sich Karomütze trotz der ungeheuerlichen Anspannung der Situation zum ersten Mal seit längerer Zeit wieder richtig heroisch und zugleich sehr wohl in seiner Haut, und er brannte darauf, die Auflösung der Sache abzuwarten und sich von der Assistentin K wenigstens ein ganz kleines zartes Küßchen dafür zu holen (sowas kriegen die Tour de France Fahrer schließlich auch immer, und sogar von zwei Seiten!), und von der Dame Ö ihren wohlgefälligen Segen.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man muß nicht auf mich aufpassen, sondern deutlich und offen mit mir reden, kann man mir nicht die Gefahrenquellen sagen, ich will doch niemanden gefährden (übrigens auch mich selbst nicht)?

Anonym hat gesagt…

Wenn man an geheimen Operationen beteiligt ist, muß man sie eben geheimhalten.

Anonym hat gesagt…

Außerdem erwarten wir auch in der Kreativabteilung selbst etwas mehr Durchsetzungsbereitschaft.

Anonym hat gesagt…

Sehr witzig.

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