Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Freitag, 24. Oktober 2008
498.
Die Braue der Dame Ö wanderte in Unruhe auf und ab über ihre Stirn, als sie zuhause saß und nach allen Gesprächen über ihr unerfreuliches Schicksal nachdachte, sie erwog, eine Initiative älterer Damen gegen das von ungezogenen Infanten aller Altersgruppen (die noch über ihr privatestes Privatleben in einem unverdaulichen Gutachterton zu sprechen pflegten und dadurch den Eindruck einer gewissen Wohlerzogenheit zu erwecken verstanden) immer wieder mit großem Pomp inszenierte "Motherbashing" zu starten, sie ermahnte ihren Nachwuchs, Probleme, die er mit ihr und mit der Tatsache, daß er sich nicht selbst erfunden hatte, sondern geboren war, bitte mit ihr und nicht mit seinen Freundinnen und nicht mit irgendwelchen etwas kritischen älteren Damen, die in der Regel auch ohne das unglücklich genug seien, abzumachen, sie suchte ihre Erinnerungen und ihre Gegenwart nach Situationen ab, in denen sie unkorrigiert und ungemaßregelt einfach hatte sein können, und beschloß, jedem Menschen, in dessen Gegenwart ihr dieses immer seltener werdende Glück vergönnt gewesen war, zukünftig besonderer Beachtung zu würdigen, sie umrundete in Gedanken insbesondere eine winzige Insel der Seligkeit, auf der sie etwas wie ein Entzücken an einem Menschen, eine Verliebtheit außerhalb jeder Ordnung (solange nicht irgendwelche Ordnungshüter mit ihren albernen Bescheidwissereien draufschauten, denen Dame Ö gern wie eine Eule als Gewöll vor die Füße spucken würde, was sie dazu zu vermelden haben würden) angeweht hatte, in welcher sie glaubte, ihre Seele liebevoll und rücksichtsvoll momentweise ein ganz klein wenig ausruhen zu dürfen von jenem Gemetzel des Geschlechts, das nach ihrer bescheidenen Erfahrung keineswegs nur die wilden Kriegszeiten kennzeichnete, sondern weit in viele Leben hineingriff und in zyklischen Entladungen zum Beispiel gegen sarkastische ältere Damen aus ihnen hervorspritze, mochten auch die Ordnungshüter aller Farben das eine oder andere Pflästerchen üblicherweise zu verabreichen haben, und dann lehnte sie sich fest in ihren Lehnstuhl, betrachtete ihre Orchideen und seufzte, denn es war ihr nicht danach, sich mit all diesen Gewalten nun wirklich weiter auseinanderzusetzen, man solle sie doch, bat sie die EinSatzLeitung, ein wenig, wie ihr es sagen würdet, aus der Schußlinie nehmen, bis die Braue sich wieder beruhigt haben kann.
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12 Kommentare:
Heißt das "aus der Schußlinie" nehmen?
Ein Beispiel müssen wir doch geben, wir schreiben doch nur, was los ist im Medienwald, und Sie mußten als Figur jetzt noch einmal herhalten für diese "mother-bashing" Sache und zur Demonstration, daß auch die Abgeschriebenen Gefühle haben, und sogar etwas wie stolzes Zartgefühl, immerhin haben wir Ihnen erspart zu schreiben, was der Projektentwickler jetzt so im einzelnen von sich gibt, hätten wir das lieber schreiben sollen?
Wenn es spitz genug herausgekommen wäre, warum nicht?
Wir haben eine Hauskrankenpflege anzubieten für arme Kranke.
Das Verfahren gegen Ihre Belästigungen ist schon eingeleitet, es gibt wirklich viele bedürftige kranke Menschen, um die Sie sich zu kümmern hätten, Sie müssen sich nicht noch welche basteln, man würde doch einen falschen Eindruck von Ihnen gewinnen.
Gemetzel des Geschlechts, wie kann man es nur so negativ sehen!
Ich könnte Ihnen etliche Philosophen nennen, die es so gesehen haben und noch so sehen, dann gibt es auch noch ein paar größere sogenannte Religionsgemeinschaften, die es wohl im Grunde nicht anders sehen - und eine derartige der Form halber ausgestellte Ansicht nicht so freundlich mit echter Zartheit verknüpfen, wie unsere liebenswürdige Kollegin.
Aber warum es dann überhaupt so nennen?
Um den Belehrungen der Richtigmacher zu entgehen vielleicht? Oder weil eine Erfahrung dahinter steht?
Das ist aber rührend, wie der Nachwuchs hier die Dame verteidigt.
Habe ich es etwa jemals an derartigem fehlen lassen?
Schnarch.
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