Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Montag, 25. August 2008
438.
Es wurde Montag, und das Problem mit Herrn X. nahm an Dringlichkeit zu, die Assistentin wurde in einem Gespräch mit der Kreativleitung nun also intensiv "gebrieft," wobei die Einzelheiten dieses Briefings wegen ihrer schwer verständlichen, aber unentbehrlichen (und den Bildungshungrigen zur Lektüre anempfohlenen) theoretischen Kompliziertheit hier in die Kommentarebene gedrückt werden müssen, und es schien, als wolle ihr die Haut unter dem Gips gansig werden, als sie sich dem Telefon näherte, denn je mehr sie vorbereitet war, desto schwieriger erschien ihr wie immer ihre Aufgabe, lediglich ihre eigene Stimme (die sich von der Bewunderung durch etwelche Zarissimi längst unabhängig gemacht hatte) trug sie, als sie schließlich anrief und dem mehr als empörungsbereiten Stattlichen ganz ohne Niesen mitteilte, daß man sich über das Problem einer Erwähnung von Herrn Y. mit ihm sehr gern in den Räumlichkeiten der EinSatzLeitung ins Benehmen setzen wolle und sich herzlich freue, wie sehr ihm an allem gelegen sei, und wann er denn zu kommen wünsche - der Herr seinerseits widerstand dieser Freundlichkeit nun nicht mehr, sondern legte einen "zeitnahen" Termin fest, sah er doch hier eine Gelegenheit für einen Auftritt, bei dem ihn seine unzweifelhaft gewaltige Fähigkeit, Hinterhälte und niedere Motive zu durchschauen, auf die er sich in seiner Eigenschaft als Nutztierhalter viel zugute hielt, ja sicher keineswegs im Stiche lassen würde.
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9 Kommentare:
Wir reichen hier nun also zur gefälligen Weiterbildung und Erforschung der Hintergründe etwas nach, das ursprünglich als EinSatz Numero 436 und also als unmittelbare Reaktion auf das letzte Telefonat zwischen Assistentin K und Herrn X. geplant gewesen war: "Es begab sich angehörs dieses Gesprächs, daß die Kreativleitung für ihre Verhältnisse außergewöhnlich unruhig und wütend wurde und sagte, Protokoll hin oder her, es reicht jetzt mal, du hast deine Sache sehr gut gemacht, sagte sie zu ihrer Assistentin, aber ich finde, der Mann muß einmal hören, daß er ein du weißt schon was ist, es ist ja wohl nicht zu fassen, daß er so darauf besteht, hier als der Held seines Ausgebeuteten zu erscheinen, das ist doch einfach nur krank, und wenn er das nicht einsieht, dann müssen wir eben das Honorar auf die Weise einziehen, die gesetzlich möglich ist, und ihm noch sagen, daß wir diesen Auftrag besser nicht angenommen hätten und daß er hingehen soll, wo der Pfeffer wächst, was will er denn dafür geliebt werden, daß er geraubt hat, ob legal oder illegal ist doch völlig egal, und die Assistentin sagte, wir sind doch noch gar nicht so weit, er hat doch noch nicht einmal zuende geredet, dieses Geblubber wird man ja wohl nicht als Rede bezeichnen könne, wir werden ihn schon noch fragen müssen, ob er denn überhaupt selbst weiß, warum es ihm so wichtig ist, daß gerade der Herr Y. ihn nun besonders beehre, na ist doch klar wie Kloßbrühe, sagte die Kreativleitung, weil sein Raub erst perfekt ist, wenn er dazu auch noch die Zustimmung und Verehrung des Beraubten erbeutet hat, naja, meinte die Assistentin K, während sie an einige Gespräche mit dem Demokratiebeauftragten zurückdachte, dann wäre es doch vielleicht nützlich, seiner Stattlichkeit zu sagen, daß er sich nun wahrhaftig überaus wohlbefinde, daß auch niemand seinem Wohlbefinden ein Winziges wegnehmen wolle, daß er nur bitte bitte den Beraubten unbelästigt an seinen neuen Küsten leben lassen möge und, wenn er wirklich irgendeine Form der Anerkennung durch diesen erreichen wolle, werde ihm wohl nichts anderes übrig bleiben, als seinerseits anzuerkennen, welches Unmaß von Elend er über diesen gebracht habe, denn anders als Vertrauen und andere Dinge, von denen es zu Unrecht immer wieder behauptet werde, beruhe Anerkennung tatsächlich auf Gegenseitigkeit und sei zwischen Siegern und Besiegten nur dadurch zu erreichen, daß der Sieger als erster anerkenne, was für eine Katastrophe die Niederlage für den Besiegten ist, und daß er anständige Angebote mache, aus einer Situation nun das Beste zu machen – anständige Angebote wären aber nur solche, die keine Lüge über das Verhalten des Siegers erforderten, welcher immerhin in der Regel ja selbst von seinem Unterworfenen gerade immer Ehrlichkeit zu verlangen pflege, wodurch er dann nicht nur diesen, sondern schließlich sich selbst in die ausweglose Situation eines Nichtanerkennungs-Double-Binds bringe, die ihn am Ende von innen aushöhle (jede, ausnahmslose jede Tyrannis dieser Welt ist am Ende immer daran zugrunde gegangen, und jede künftige wird am selben Problem zugrunde gehen, behaupten die Weisen), was wir, die wir den Milchzaren aus Niedersachsen hoch und tief verehren, ihm zuallerletzt wünschen, und wenn er also die Relation zu Herrn Y. auf eine neue Basis stellen wolle, dann müsse er als Sieger eben den ersten Schritt tun, hier wären wir gern behilflich, das wäre geradezu ein ideales Betätigungsfeld für unsere EinSatzLeitung, und selbstverständlich hätten wir nach so einer Geste sogar ernsthaft taugliches Material für eine wahrhaftige Eloge, die Herrn Y. dann auch nicht mehr verschweigen müßte, sondern neue hoffnungsvolle Meldungen aus alten Kampfzonen mit sich bringen könnte."
Und ich darf versichern, daß das eigentliche Briefing dann in einer sehr viel sachlicheren Atmosphäre erfolgte.
Und ich möchte einmal ein ceterum censeo meiner Bewunderung für eine große Dame in Amerika ausdrücken.
Und ich möchte darauf hinweisen, daß dann und wann doch befreit wird.
Und ich finde, das ist alles schlecht abstrakt.
Und ich finde, man muß erstmal eine Episode sich zuende entwickeln lassen, bevor man hier quakt.
schraaa!
Ich sehe in der Kooperation mit Herrn X. ein gewisses Potential, in unseren Breiten ist er sehr willkommen.
hmpf.
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