Sonntag, 10. August 2008

423.

Die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse war etwas verdrossen, als sie las, was ihr alter Rangelgenosse mit den grünen Borsten sich so ausgedacht hatte, und in einem Gespräch mit der Dame Ö bemerkte sie, der Spinner verdiene ihre schlechte Laune eigentlich natürlich nicht, es gehe ihr jedoch dieses Gehampel auf die Nerven, in welchem die Themen Liebe und Dienst in jenem allerorten zitierten Zitat "Dienen lerne beizeiten das Weib..." durcheinandergeschmissen würden (die neuere Zeit lehre freilich, daß in der Tat jedenfalls ein Mann, wenn er das leiste, was bei Goethe "Dienst" heiße, dies nur zu Zwecken des ZurHerrschaftKommens tue, falls man das mal so trocken feststellen dürfe, ohne gleich wieder als "männerfeindlich" zu gelten, aber dadurch werde doch das, worum es im Familienleben solcher "Charaktere" wie sie vorbildlich für die Dorothea gewesen sein mochten, recht eigentlich gehe, nur verdunkelt), worauf die Dame Ö die ihr ohnehin nicht sonderlich sympathische Minderheitlerin unterbrach mit der Feststellung, dem Goethe müsse man allerdings zugute halten, daß er seiner Dorothea-Figur innerhalb des Rahmens, der ihm durch seine komische Zeit gesetzt war, immerhin eine nicht geringe Würde erlaube, und die Minderheitlerin giftete, wenn man davon absieht, daß es natürlich ohne die für diese Kultur hier ja wohl unerläßlichen "Herzensprüfungen" durch irgendeinen Geistlichen mal wieder nicht abgeht, und die Dame Ö sagte, sagen Sie mal, sind Sie eigentlich unglücklich in Ihrer Familie oder warum fechten diese Sachen Sie plötzlich so an, Sie können doch hier und heute Gott sei Dank jederzeit gehen, und wenn Ihnen danach ist, sollten Sie das auch tun, denn sie selbst fühlte sich wunderbar frei und leicht von allem diesem, die Kinder groß, der Mann von ihrer Seite freundlichst und gründlichst verabschiedet, mochte der das auch bisher kaum realisiert haben (und sie ahnte noch nicht, was er wirklich plante, um sich in seine sogenannten Rechte wieder einzusetzen), er konnte doch, so fand sie, wahrhaftig froh sein, so glimpflich davongekommen zu sein, und dann, sagte sie leichthin zu der jüngeren Minderheitlerin, da sie nun einmal Frauen brauchen, für sie findet sich doch immer was Nettes, sollen sie doch bitte zufrieden sein, wenn selbst ich, sagte die Dame Ö, die sich keine Illusionen über ihr künftiges Leben machen wollte, wenn selbst ich so zufrieden bin!

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Ha, zufrieden, dem werden wir schon abzuhelfen wissen!

Anonym hat gesagt…

Ich glaubs nicht so recht, aber wer weiß.

Anonym hat gesagt…

Man hat meine Geschichte falsch verstanden, man hat mich mißverstanden.

Anonym hat gesagt…

Es wird Zeit, daß wieder ernsthaft gearbeitet wird.

Anonym hat gesagt…

Ich hab geträumt, man wollte mich verchippen, weil man mich für einen Schläfer hielt!

Anonym hat gesagt…

Ich schließe mich dem Votum der Assistentin K an.

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