Samstag, 9. August 2008

422.

In der steinernen Falte eines rötlichen Gebirges hockte der Minderheitler mit den grünen Borsten, die Beine unter sich versammelt, und starrte sinnend in einen See, auf dessen Oberfläche eine Seeanemone sich geöffnet hatte, und es schien ihm, als würde dieses törichte Gewächs eine derjenigen Goethe-Balladen vor sich hin trällern, die ihm immer schon besonders abscheulich erschienen waren, aus Gründen, welche ihm wohl nur die Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse hätte erläutern können, diese aber dachte natürlich nicht daran, ihre Ferien in irgendwelchen Bergfalten zu verbringen, und ihre Erklärung für die Halluzination, in der ihm eine friedliche Seeanemone so dermaßen geschwätzig erscheinen konnte, daß sie "Hermann und Dorothea" zu tirilieren schien, konnte er sich auch gerade so noch selbst vorflözen - nur hätte es ihm vielleicht mehr Spaß gemacht, sie in einem trefflichen Gezänk mit der Minderheitlerin zu entwickeln und sich schließlich für diesmal gegen Goethe mit ihr zu verbünden, den er dann in anderen Zusammenhängen und mit einem anderen Werk freundwillig wieder an sich nehmen und ohne jedes Vertun gegen sie und ihre Liebe zum alles verzerrenden E.T.A. Hoffmann verteidigen würde, ach verdammte Seeanemone, dachte der Minderheitler mit den grünen Borsten sodann, entfaltete seinerseits seine Beine, versicherte sich, daß sie ihn noch trugen, und stolperte auf ihnen direkt in den See, wo er die Anemone schwatzen und das Wasser leise platschen ließ.

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