Montag, 4. August 2008

417.

Im Sommer gibt es natürlich nicht nur Sommerlöcher, nein, manche Menschen machen auch richtig Ferien, aber in den Ferien ereilt den einen oder anderen die eine oder andere Mitteilung, und an einem Tag reichte es der Chefin so sehr mit den Nachrichten aus der Welt, daß sie, während das Kind mittags schlief, den Demokratiebauftragten anrief und sagte, sie müsse sich doch überlegen, ob sie auch fürderhin vertreten könne, jemanden, der vormals ein obzwar stiller Theologe gewesen sei, nunmehr als Beauftragten ausgerechnet für Demokratie zu beschäftigen, ob er ihr auf diese völlig spontane und informelle Anfrage angesichts der Nachrichten aus religiösen Gebieten eine ferienkurze und halbwegs bündige (und möglichst nicht bündische) Antwort geben könne, und der Demokratiebeauftragte, der mit so etwas in Wahrheit schon lange gerechnet hatte und seinerseits sich von gewissen Bildern nicht befreien konnte, sagte, tatsächlich sind sie furchtbar, die Tugendwächter und Herzbegucker und Sitten-Einprügler vieler Gebiete, und man findet nicht viel, sie zu verteidigen, übrigens auch bei uns nicht, übrigens auch nicht für die Tugendwächter der rein säkularen Art, die uns vorschreiben wollen, wie wir ehrlich zu sein und wie zu lügen hätten, wo gesünder als gesund und wo opferbereit, wo wir mit Pragmatismus zu betrügen und wo mit Pragmatismus unkorrupt zu sein haben, wie uns zu verpaaren oder zu entpaaren, wie überhaupt zu fühlen und wie zu denken sei, wie wir das Glück lernen und wo wir gefälligst auf es zu verzichten haben usw., und wo einer von Gott redet, da hat das nur dann einen Sinn, wenn er unter diesem Namen einen Platz freihält, den wir nicht besetzen können und wollen, aber ich weiß natürlich, daß die meisten Leute sich auf irgendeinen Gott gerade berufen, um mit ihm möglichst alle Plätze zu besetzen, und weil ich mit diesen nicht so zurechtgekommen bin, habe ich mich ja schließlich mal der EinSatzLeitung assoziiert, aber wenn Ihnen das gefährlich erscheint...ich danke Ihnen, sagte die Chefin, sagte, sie gehe nun also weiter davon aus, daß auch er die Idee, Menschen mit Augenbinden, aber entblößt als Ohnmächtige vor laufender Kamera von einer Kontrolle in eine andere zu übergeben, als eine Schrecklichkeit ansehe, über deren spezielle Pragmatik man durchaus ernsthaft mit den Pragmatikern, die für grundsätzliche Bedenken noch zugänglich seien, noch reden müßte, und daß er über EinSätze zu so einem Thema werde sprechen müssen, wenn die Arbeitszeit wieder begonnen haben würde, beide wünschten einander schöne Ferien an ihren jeweiligen Plätzen, und hofften, für ein paar Tage wenigstens nicht zuständig zu sein, wenn sie schon nicht lassen konnten, wenigstens ein wenig zu sehen.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Man würdigt uns nicht.

Anonym hat gesagt…

Dabei haben wir uns wirklich viel Mühe gegeben, unsere Flugkünste recht erhaben zur Schau zu stellen.

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