Montag, 11. August 2008

424.

Der Projektentwickler, als er an seinem karibischen Urlaubsorte, an welchem er mit seiner Schweizer Bekanntschaft weilte, las, was die Dame Ö (welche er in der Tat noch als seine Gattin anzusehen gewohnt war, mochte er auch von seinen Rechten keinen Gebrauch mehr machen wollen, er hielt sich doch über die Vorgänge in der EinSatzLeitung und also auch über alles, was seine dieser immer noch assoziierte Gattin betraf, auf dem Laufenden) im Verein mit der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse so vor sich hin zu vermuten schien, brach in etwas wie ein leises Gelächter aus, fand alles typisch, war froh, entronnen zu sein, und dachte dann nicht ohne eine gewisse neue obzwar doppelbödige Gutmütigkeit, na gut, wenn sie so zufrieden ist, so soll sie doch, dann werden wir ihre haltlosen "Befürchtungen" noch ein wenig nähren und schauen, was sie mit ihrem kleinen Propaganda-Apparat und ihren literaturkundlichen Wildereien macht, wenn wir ihr so dies und das an den Verstand manipulieren und sie ein wenig beschäftigen, bevor sie in die definitive Langeweile ihrer Altersklasse und ihrer Gouvernantenhaftigkeit übergeht, ein interessantes Experiment wird das allemal, und dann werden wir ja sehen, wer hier hauptberuflich mit der Öffentlichkeit zu arbeiten versteht, und die EinSatzLeitung wird noch sehen, was sie ... und erst als er, sich ein Brötchen mit Butter und Honig bestreichend, so weit gekommen war in seinen nicht sehr müßiggängerischen Gedanken, fiel ihm wieder ein, daß er ja bei der EinSatzLeitung und ihrer neuen Chefin beschäftigt war und spätestens nach seiner Rückkehr mit den ihm neu nähergerückten Kollegen neue Projekte würde entwickeln oder sich eine neue Arbeit würde suchen müssen, und er wurde fast ein wenig zornig, als er den Teebeutel aus seiner Tasse fischte, denn das ihm selbst recht spaßig erscheinende Projekt, nun endlich einmal den modernen Mann unter eine Art Artenschutz zu stellen, für das er sicher den stets recht frustriert wirkenden Oberassistenten würde gewinnen können, wurde ihm bei solchem Lichte betrachtet etwas schal, wußte er doch, daß es in den Augen der Chefin (die jetzt vermutlich schon wieder angestrengt auf die neuen Krisenherde dieser Welt starrte und sehr humorfern sprach und dachte) keine Gnade finden würde, weshalb er plötzlich nicht mehr sicher war, ob er sich wirklich die Mühe machen wollte, für so etwas nun plötzlich abgeschmackt Aussehendes Verbündete zu suchen, und ganz in derartige Gedanken versunken gelang es ihm immerhin fast spielend, sein Entzücken am Anblick seiner Begleiterin, welche er nicht ohne Zärtlichkeit seine neue Bekannte zu nennen pflegte, nicht allzu offen zu zeigen, woran ihm wiederum gelegen war, denn solche jungen Frauen bilden sich doch gar zu leicht allzu viel ein, fand er, vor allem dann, wenn ihre Eroberung mehr gekostet hat als man eigentlich investieren wollte.

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