Samstag, 21. Juni 2008

373.

Die Kreativleitung, im übrigen eine freundliche Person, hatte doch ihrer Assistentin gegenüber gelegentlich jene typische Unbarmherzigkeit, mit welcher Vorgesetzte und Lehrmeister besonders diejenigen ihrer Schüler zu plagen pflegen, welche ihnen am nächsten zu kommen oder sie gar dereinst zu überflügeln drohen, ja, man dächte wohl, das wäre eine Attitüde, die eher dem sadistisch strukturierten älteren Mann naheläge, umso heftiger, je härter ihn ein wie auch immer induzierter verschärfter Triebverzicht ankommt, aber sie findet sich durchaus auch beim Weibe und da sogar bei solchen, von denen wir es am wenigsten erwartet hätten, und so verlangte unsere gute Kreativleitung nun also, natürlich pädagogisch wohlbegründet, von ihrer Assistentin, noch einmal selbst Herrn X anzurufen und nach der Sache mit Herrn Y zu fragen, was diese zähneknirschend denn auch unternahm, und als sie sich wiederum vorgestellt und sofort ihre Frage abgeschossen hatte, sagte Herr X gleich hocherfreut, ach Sie sinds wieder, ja, naja, diese Sache verhält sich so, liebe junge Frau (habe ich Ihnen übrigens schon gesagt, wie reizend ich Ihre Stimme finde, habe ich Sie eigentlich auch persönlich gesehen, als ich in Ihrer EinSatzLeitung war?), wie ich ja schon bemerkte, ich glaube, ich habe es schon so oft auch in anderen Zusammenhängen gesagt, sicher habe ich nicht versäumt, auch Sie darauf aufmerksam zu machen, wie ich also schon bemerkt habe (o Gott, dachte die Assistentin, wie lange soll ich das wohl aushalten, ohne die Contenance zu verlieren), prägt die Tätigkeit, die ein Mensch ausübt, diesen doch nachhaltig, und die Nutztierhaltung, bei welcher man bekanntlich zwei Grundsätze vorzüglich zu beachten hat, erstlich, daß man maximalen Nutzen aus dem Vieh...hatschii, machte die Assistentin, und, ja, entschuldigen Sie bitte, die Pollen, es tut mir so leid, wie Sie schon gesagt haben, ja, maximaler Nutzen etc., aber was hat das... ach jaja richtig, lautete die wenig beeindruckte Antwort, wie schade, daß Sie so eilig sind, ich plaudere doch so gern mit Ihnen, also der Herr Y., nun, das ist ein guter Mann, nicht dumm, nicht verkehrt, hat es ein bißchen schwer gehabt in seinem Leben, man weiß nicht so recht, warum, aber irgendein Grund findet sich ja meistens, die Kindheit, die Jugend, nicht wahr, manchmal ist jemand auch einfach nicht so ein Kämpfer, vielleicht verwöhnt, wir kannten uns ja schon in der Schule, ich habe ihm immer gesagt, Y, habe ich ihm immer gesagt, du mußt mehr kämpfen, weißt du, und ich habe ihm gesagt, nicht so viel lamentieren, mein Junge, mir hat er ja immer, ich sagte es glaube ich schon, leid getan, was soll man denn aber machen mit so einem, ich habe mich immer redlich bemüht, ihn zu fördern, er war doch ein guter Junge, ja, jetzt sage ich schon, er war, also wissen Sie, in der Nutztierhaltung ... die Assistentin konnte schlecht schon wieder niesen, sie tat es trotzdem, sie tat es sehr heftig, sie entschuldigte sich zwischen den Anfällen, sagte, es sei nötig, den Anruf für den Moment zu unterbrechen, sie werde gern anderntags wieder anrufen, ob es ihm da recht sei, und als sie aufgelegt hatte, nicht ohne noch einige wertvolle Hinweise zur Nutztierhaltung erhalten zu haben, verdrehte sie die Augen und seufzte und fragte die Kreativleitung, ob sie nicht vielleicht am andern Tag doch einmal selbst bei diesem überaus interessanten Gesprächspartner anrufen wolle, welchen sie hier der Abteilung immerhin höchstselbst eingebrockt habe, er verstehe es übrigens durchaus, Komplimente in sein Geseier einfließen zu lassen, das hätte man doch sicher in ihrem Alter auch nicht mehr so oft, und als sie daraufhin das Gesicht der Kreativleitung in Augenschein nahm, biß sie sich auf die Lippen.

9 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Na soo schlimm ist das alles ja nun auch wieder nicht, immerhin wissen wir doch jetzt, daß der Herr selbst noch was merkt, immerhin hat er gesagt, "jetzt sage ich schon war," und immerhin haben wir hier also etwas Positives, das wir aufrichtig über ihn vermelden können, und dann wird er ja auch nicht müde, wiederholentlich darauf hinzuweisen, daß er sich wiederholentlich wiederholt, und das mit den Jahren, nun ja, das kommt eben so mit den Jahren, das bleibt doch niemandem erspart, nichts für ungut also.

Anonym hat gesagt…

Bin ich auch ein Nutztier?

Anonym hat gesagt…

Ja was denn wohl sonst!

Anonym hat gesagt…

Ein Kuscheltier vielleicht?

Anonym hat gesagt…

Huuu wie naiv er wieder ist!

Anonym hat gesagt…

Sie hingegen, nicht wahr...

Anonym hat gesagt…

Ach lasst uns doch mal mit Hunden in Ruhe, als ob der X alleine nicht schon schlimm genug wäre!

Anonym hat gesagt…

- - !...

Anonym hat gesagt…

Befreit die Opposition in Zimbabwe.

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