Freitag, 13. Juni 2008

365.

Mit glänzenden Augen kam der Buchhalter ins Chefbüro gestürmt, es fiel ihm, seit dort die Demokratiebeauftragte den Drehstuhl bewohnte, noch etwas schwer, nach dem Anklopfen abzuwarten, bis er wirklich hereingebeten wurde (und seltsamerweise hatte ja der Chef von der segensreichen Einrichtung eines Vorzimmers selbst nie etwas gehalten und entsprechend auch nichts hinterlassen), zumal an diesem Tage, denn mochte er auch sich gewöhnt haben an kleine Unregelmäßigkeiten im Sitzungsturnus während der Übergangszeit, so erschien es ihm doch vollkommen unhaltbar, daß man eine Zahl wie die 365, welche ein Jahr EinSatzBuch markierte, einfach so übergehen sollte, und er stolperte geradezu über seine eigenen Füße, weil er sich gar nicht vorstellen konnte, wie er seine Empörung über die Schlamperei dieser gräulichen Tante mit dem nun einmal einer Chefin gegenüber zu bezeugenden Respekt in irgendeine Harmonie bringen sollte, in einer weiteren Komplikation wurde seine durch die Jahreszahl stimulierte Zahlenlust von der Tatsache, daß nun auch noch Freitag der 13. war, empfindlich gestört, denn einen Hang zum Aberglauben hatte er doch, und als er schließlich der Demokratiebeauftragten gegenüber saß, die ihn, sein echauffiertes Geraschel und Gehampel freundlichst übersehend, so wie sie sich andererseits während seiner persönlichen leibseelischen Renovierungsphase angewöhnt hatte, völlig unbeteiligt an allem vorbei zu sehen, was er sich an Raffinessen zugelegt hatte, die seiner Ansicht nach (und nach Auskunft aller von ihm konsultierten Rezepte) weibliche Aufmerksamkeit unwiderstehlich anziehen müßten, weshalb er sie nicht nur den jüngeren Damen der EinSatzLeitung, sondern durchaus auch ihr gegenüber stets pfauenradartig präsentiert hatte, als er nun also etwas unbalanciert mit seinem Anliegen heraus kam, daß doch der Jahrestag begangen werden müsse, da sagte sie ihm einen höflichen Dank für den Hinweis, sie habe den Termin durchaus nicht vergessen, bitte aber darum zu beachten, daß das EinSatzBuch ja erst mit der Zahl 22 beginne, weshalb man noch 22 Tage Zeit habe, den wirklichen Jahrestag vorzubereiten, und sie wäre ihm sehr verbunden, wenn er dabei eine aktive Rolle übernehmen würde, selbstverständlich müssten auch der Chef und seine Gattin eingeladen und in die Vorbereitungen einbezogen werden, und der Buchhalter war nun noch verwirrter als zuvor, denn damit hatte er tatsächlich nicht gerechnet, ist das richtig, nein, das ist nicht ganz richtig, mit ihrer Schnippischkeit hatte er sehr wohl gerechnet, aber die Merkwürdigkeit mit der 22 war ihm völlig entfallen.

12 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Eigentlich beginnt das EinSatzBuch erst mit der Nummer 200, davor, das waren doch alles Fingerübungen; wartet also noch mit der Jahresfeier.

Anonym hat gesagt…

Ich versteh überhaupt nichts mehr.

Anonym hat gesagt…

Nehmen wir also den Fußball: Bevor eine Mannschaft richtig auf den Platz geht, muß sie sich zusammenfinden, trainieren, ggf. müssen Spieler ausgewechselt werden, ganze Konzepte überdacht und Spielerpositionen definiert werden (etwa der Sachprüfer, er ist stillschweigend ersetzt worden durch Kwaliteitswart und Diskurswart, wobei der Diskurswart die Einführung eines Gastes war, dem wir hier den freundlichen Kwaliteitswart zur Sete gestellt haben usw.), und solange eine Mannschaft dieses alles tut, spielt sie auch schon hier und da, hört sich um und zeigt sich rum, aber erst wenn sie wirklich konstituiert ist, nimmt sie an Wettbewerben teil und spielt sich die Ligen nach oben und nach unten und wieder nach oben, und Jubiläum gefeiert wird erst, wenn etwas erreicht worden ist, zum Beispiel der 365. Tag nach dem offiziellen Spielbeginn oder die 100. Sitzung der EinSatzLeitung oder der 200. Eintrag auf der B-Ebene oder die Verfertigung eines historiographischen Berichts über die Vorgeschichte der EinSatzLeitung mit den hundert besten EinSätzen von den 200 EinSätzen der Vorgeschichte - oder so ähnlich, daran, meine ich, solltest du jetzt einmal arbeiten, Buchhalterchen, da hast du was zu tun.

Anonym hat gesagt…

Dann will ich aber ein eigenes Büro und eine andere Aufgabe!

Anonym hat gesagt…

22, war es nicht die 23 von der man sagte, sie sei die Verschwörungszahl? wann und wo findet man schon einen Anfang, die meisten berechnen ja ein Ende, aber auch schon die Anzahl der Minuten, die meine Pizza im Ofen benötigt entspricht oft nicht der AnGABE auf der Verpackung, aber wie auch immer selbst Johannes sagt: Am Amfang war das Wort, Irgendwo wird es schon zu finden sein; Anlass für ein Jubiläum ists allemal!

Anonym hat gesagt…

Es heißt "im Anfang war das Wort," Kollege Kerzenhalter.

Anonym hat gesagt…

Das ist doch nur eine Frage der Übersetzung!

Anonym hat gesagt…

Verschwörung hin oder her, jedenfalls sind Primzahlen attraktiver als so etwas Regelmäßiges wie die 22, wäre es die 23, hätte ich es mir sicher gemerkt.

Anonym hat gesagt…

Na also, man muß dem Buchhalter nur die richtigen Zahlen vorsetzen, dann hat er auch ein Gedächtnis.

Anonym hat gesagt…

Sehn Sie, mit dieser Zicke und dann noch einer komplizierten Gattin, wer würde da nicht in die Schweiz reisen.

Anonym hat gesagt…

Wie wäre es, wenn wir uns einfach mal für die Glückwünsche bedankten?

Anonym hat gesagt…

Also, wer sich mit der 23 abgibt, hat aber schon eine spezielle Macke, wenn man mal ein bißchen blättert.

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