Sonntag, 8. Juni 2008

360.

Wir werden die Aufklärung des Falles der Herren X und Y noch ein wenig aufschieben müssen, und auch Mo wird noch etwas warten müssen, bis sie ihr seltsames Interesse an Schnee gleichsam als Kollateralnutzen an diesem Fall und seiner Aufklärung wird nähren können (sie will das natürlich keineswegs einsehen, aber wir verlassen uns auf die Überredungs- und Trostkünste der Kreativabteilung und letztlich auch ein wenig auf ihre eigene nun doch schon öfter bewährte Zählebigkeit), denn Karomütze, als er endlich sein fesches Mobiltelefon eingeklappt hatte, sagte, am anderen Ende der Leitung sei die bisher meist schweigsame Forscherin gewesen, jene Person, die wenn überhaupt dann am ehesten noch mit dem klitzekleinen Forschungsminister, dem stillen Theologen oder der Demokratiebeauftragten zu reden, aber eben schwerpunktmäßig (so mußte er das ja ausdrücken) doch lieber zu schweigen pflegte, und just diese Dame habe also plötzlich einen Anfall von Logorrhoe gehabt, ausgerechnet in sein Telefon, ausgerechnet jetzt, da er doch einmal in Ruhe einen Kaffee mit der Assistentin...schon gut, komm zum Punkt, sagte diese, was war denn so dringend, und er sagte, sie habe sich mächtig empört, weil man ihr als einem alten und in vielem doch wichtigen, wenn auch verschwiegenen Mitglied der EinSatzLeitung nur wegen ihrer hauptberuflichen Bescheidenheit keine Mitteilung gemacht habe vom anstehenden Führungswechsel, und sie habe gesagt, einen derartigen Wechsel zu vollziehen, ohne zuvor kompetente Lageanalysen einzuholen, ohne die Archive zu erforschen und die wahrscheinlichsten Prognosen erstellen zu lassen, sei wirklich vollkommen unverantwortlich, etc. etc., und sie wisse nun gar nicht mehr, an wen sie sich überhaupt wenden solle mit ihrer Erwägung, die Mitgliedschaft zu kündigen, sie könne nun ohne Hintergrundinformationen nicht einfach die Demokratiebeauftragte ansprechen, und irgendwie muß sie gedacht haben, daß ich ihr weiterhelfen würde, sagte Karomütze, dem das erst während seiner Erzählung komisch vorkam, aber dann muß ihr klargeworden sein, daß ich da gar nichts machen könnte, übrigens auch nicht wollte, und dann ist sie in ein Lamento ausgebrochen, das ich nicht unterbrechen wollte oder konnte, zumal sie es in so allgemeinen Begriffen formuliert hat, daß ich es gar nicht alles verstanden habe, und da sagte die Assistentin, ach was, wir schreiben ihr einen Brief, in dem sie in aller Form über den Wechsel informiert wird, und dann soll die Demokratieabteilung, die sich eh umstrukturiert, was mit ihr anfangen, sie soll halt öfter mal was sagen, möglichst an die richtige Adresse, ich weiß gar nicht, warum du dich da so angestellt hast, und Mos Gesicht schrumpelte zusammen vor Enttäuschung, daß nichts, aber auch gar nichts hier in diesem "Bistro" über Schnee in Erfahrung zu bringen war, erreichte wieder durch bloßes aufforderndes Gebaren, daß die Assistentin K sie vom Tisch hob und prüfte, ob die Tür zum Kreativbüro auch offen wäre, trippelte, solange noch ein wenig Kraft in ihr war, hinein, legte sich auf ihr Fell und versank wieder einmal in allertiefsten Schlaf.

13 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Karomütze anrufen, so was dummes, natürlich erkennt der nur die strukturelle Beschwerde, ich möchte wetten, daß sie ein paar bemerkenswerte Dinge zu sagen hatte zu den jüngsten Ereignissen in der Welt und zu den alten Archiven.

Anonym hat gesagt…

Ich habe nur über eine Fernsehsendung berichtet, in der Filme besprochen wurden, und den Fall in Amerika analysiert.

Anonym hat gesagt…

Man vernachlässigt mich, ich hätte vieles dazu zu sagen.

Anonym hat gesagt…

Der ruft hier dauernd an, mein Chef ist nicht da, was soll ich bitte machen?

Anonym hat gesagt…

Heute ist Sonntag, außerdem ist Fußball, Pestvogels soll Fußball gucken gehen, und gut ist.

Anonym hat gesagt…

Außerdem hat sie noch was erzählt von der wie ihr schien merkwürdigen Behauptung, daß manches erst durch Enteignung "real" zu werden scheine, also dadurch, daß jemand über etwas eine Falschmeldung mache, werde erst der Bedarf an einer Richtigmeldung deutlich oder so, aber ich weiß nicht, was sie damit wollte, es stört mich nur gerade in der Halbzeit.

Anonym hat gesagt…

Klären wir alles morgen, guck Fußball und mach deinen Sicherheitsjob, und danke für die Nachrichten.

Anonym hat gesagt…

Er wird nicht ernstgenommen, wir müssen uns zusammenschließen!

Anonym hat gesagt…

Unbedingt, und nicht den schwarzen Alfa Romeo vergessen, der muß auch manchmal bewegt werden.

Anonym hat gesagt…

O weh, da fällts aber schwer zu singen "laßt doch der Jugend..."

Anonym hat gesagt…

Beunruhige dich nicht, meine Gute, es wird schon...

Anonym hat gesagt…

Ich sehe was was ihr nicht seht

Anonym hat gesagt…

und das ist?

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