Freitag, 20. Juni 2008
372.
Nach diesem Gespräch fand die Assistentin, mit dem Herrn X solle vielleicht doch lieber die Kreativleitung selbst sprechen, oder wie seh ich das, sagte sie in einer Art genervter Laxheit, in welcher sie sich sehr weit vergessen konnte, so weit, daß sie dann auch zum Gebrauch von Kraftausdrücken neigte, was die Kreativleitung bald störte, bald amüsierte, paßte es doch so haarsträubend überhaupt nicht zu ihr, daß es schon wieder so etwas wie Stil hatte, also der Typ, fuhr die Assistentin fort, ist doch ein ausgemachtes...nenn es Nutztier, unterbrach die Kreativleitung schnell, denn die Tür stand offen, und vom Flur konnten sie hören, wie die Demokratiebeauftragte auf und ab gehend mit ihrem Mitarbeiter, dem stillen Theologen, heute nicht über die fälligen Umstrukturierungen sprach, sondern über einen Satz, welcher die Gemeinsamkeiten von "Meuten" und dem, was man in vielen Traditionen "Gott" zu nennen pflegte, betonte, und eigentlich war die Kreativleitung darauf gerade neugieriger als auf die doch eher schmalen Ergebnisse der Unterredung mit einem anscheinend sehr breit angelegten Herrn X.
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10 Kommentare:
Mein Satz lautete: Das, was manche Leute ‚Gott’ nennen, hat mit der Meute die seltsame Vorstellung gemeinsam, eine Wesenheit, die brutale Macht ausübt, könne von denen, gegen die die Macht ausgeübt wird, allen Ernstes geliebt oder auch nur bewundert werden, und wir haben dann festgestellt, daß es natürlich immer viele sagen wir mal niedrige oder beklagenswerte Kreaturen gibt, die sich just so verhalten, aber wer irgendwie Herz, Nerv und sagen wir mal Geist hat, der wird sich doch nur mit Grausen und Degout abwenden und erst wieder lächeln, wenn die brutale Machtausübung entschlossen zurückgenommen worden ist, ja, und darüber reden wir gerade, weil die Chefin denkt, es müsse aber doch auch Hierarchien geben und sie würde eigentlich lieber freundlich sein, habe aber nach den ersten Schritten den Eindruck, das ginge so nicht, und ja, naja, also...
Jetzt versteh ich erst, warum er immer so still ist, er ist ja fast ein Stotterer!
Ja, dann kommt er natürlich als Assistent gar nicht in Frage, wenn man mich fragt, soll sie lieber Assistentin Ö zu ihrer persönlichen Assistentin machen.
No way.
Na soo schlimm bin ich ja nun auch nicht!
Ich bin außerdem auch ohne Assistentin, wie ihr sagt, ich würde ja sagen, Sekretärin, ausgekommen.
Du hattest aber eine funktionierende Öffentlichkeitsabteilung und eine Gattin, vergiss das mal nicht.
Regelbruch, und überhaupt, was mischt sich der Alte schon wieder so ein!
Schnarch.
Wen müssen wir eigentlich gerade besonders dringend befreien?
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