Montag, 16. Juni 2008

368.

Als der erzählende Kranich, der am Wochenende die Niederungen der Pest- und Brachvögel überflogen und kopfschüttelnd ihr unverständiges Geschnatter über Nutztierhaltung und trotzige Nutztiere angehört hatte, an diesem Montagmorgen den Turm (oder das Hochhaus, es sah doch mehr aus wie ein Turm, fand er) anflog, in welchem die EinSatzLeitung ihren Sitz hatte, und bereits von weitem die Stimmen sortierte, die an sein für diese besonders feines Ohr drangen, da wurde er sehr melancholisch, denn er glaubte förmlich hören zu können, wie sich die Kreativleitung einsam und ununterstützt mit jenem entsetzlichen Auftrag des Herrn X abplagte, der gelobt werden wollte dafür, daß er den Herrn Y fertiggemacht hatte, er hörte, wie die Gattin Ö den berechtigten Unmut über ihren unmöglichen Gatten anfing, in einem Gezeter über Mo auszulassen, er hörte, wie der Sicherheitsbeauftragte mit der Karomütze seiner neuen Chefin wie diese es in Form einer Dienstanweisung angeordnet hatte den allmorgendlichen Eins-zu-Einsler-Bericht vorlegte und dabei versuchte, ihr einzureden, daß sie mal auf etwas mehr Diskretion achten müsse - der junge Mann hatte einen Sinn für Vorgesetzte und sah seiner Chefin an, wie es ihr bei manchen Zuschriften zu gehen schien (er wußte selbst freilich noch nicht, daß die Assistentin K seit Erscheinen jener neuen Dienstanweisung systematisch Köder für Eins-zu-Einsler auslegte, um den jungen Kollegen in seiner Findigkeit ein wenig zu reizen, und daß die Eins-zu-Einsler auch regelmäßig anzubeißen pflegten), er selbst sah sich als Rundumdienstleister, er wollte angenehm sein, er wollte beraten und notfalls trösten und natürlich, dies gehörte ja nun auch wirklich zu seiner Profession, er wollte die jeweiligen Vorgesetzten vor Ärger schützen und so dazu beitragen, daß alles gut lief, wobei er (das wollen wir jedenfalls zu seinen Gunsten annehmen) nicht zu bemerken schien, wie er sich mit seinen Dienstleistungen der neuen Chefin gegenüber aufplusterte und wichtig machte und bereits anfing, sie zu okkupieren, ein Verhalten, das er gegenüber dem Chef nie zustandegebracht hatte, da dessen Autorität ihm dergleichen unmöglich gemacht hatte, während nun aber der erzählende Kranich bereits an der Stimme der Chefin meinte hören zu können, wie diese ihrem Sicherheitsbeauftragten gegenüber genauso mühselig und konsequent ihren Rücken straffte wie seinerzeit dem Chef gegenüber, wie sie ein empörtes Beben unter Kontrolle brachte, um mit sanften Worten seine übergriffigen Ratschläge zu parieren und den Bericht zukünftig in einer Weise zu erhalten, die in ihre Befugnisse nicht eingriff, und der erzählende Kranich schüttelte seinen Kopf und seine Flügel und eilte, sich am Fenster des Kreativbüros niederzulassen, wo er Mos Neugierde zu wecken und der Kreativleitung zur Hand zu gehen gedachte.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Mich hat er auch manchmal ganz schön genervt, der Bemützte, aber seine Erkenntnisse waren doch immer nützlich.

Anonym hat gesagt…

Zugestanden, aber die Bewunderung, die er von Ihnen wollte, war von anderer Art, scheint mir.

Anonym hat gesagt…

Der eigentliche Skandal ist, daß er meine Finten so wenig merkt wie die durchschauerischen Eins-zu-Einsler, deren Auswertungen er zum besten gibt, was für eine Nase!

Anonym hat gesagt…

Wird das jetzt hier ein Komplott gegen mich, oder was?

Anonym hat gesagt…

Wann gibt es endlich eine ordentliche Sitzung?

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