Dienstag, 10. Juni 2008

362.

An die Ungelöstheit des Falles von X und Y schienen sich alle mehr oder weniger gewöhnt zu haben: die Gattin Ö rumorte in ihrer neuen kleinen Behausung, hatte sich leidlich eingerichtet, telefonierte dann und wann mit dem Haushalt des ehemaligen Chefs und dachte in ihren handwerklichen Betätigungen außer über kommende Aktivitäten auch noch darüber nach, wie großartig doch Shakespeare in seiner "Zähmung der Widerspenstigen" jene offenbar unausrottbaren kollektiven Phantasien in Sprache gesetzt hatte, welche sich gerade wieder über eine Senatorin in den Vereinigten Staaten ergossen, jene Phantasien, nach denen man eine Frau nur gründlich brechen müsse, um sodann in den Genuß der wundervollsten Liebenswürdigkeit zu kommen, ja, sagte sie sich seufzend, Shakespeare wußte, was Männer wünschen, und er konnte es wundervoll so darstellen, daß es aussah, als entspräche dies auch dem, was Frauen wünschten, und sie freute sich, daß ihr eigener Sohn mehr Interesse an lustiger Musik zeigte als an irgendwelchen Neuauflagen dieser blödsinnigen alten Geschichten und gedachte, sich in der nächsten Zeit im Entwerfen und Nähen und Verkaufen von hübschen Kleidungsstücken zu üben; die Kreativleitung unterhielt sich mit einem wiedererwachten Mo über Fragen von Schnee und Regen, die Herren waren sämtlich mit Fußball beschäftigt, der Kwaliteitswart hatte nach dem Sieg der niederländischen Mannschaft über Italien einen euphorischen Schub, welcher alle ansteckte und auch die Kreativleitung von ferne miterfaßte, obwohl diese sich wegen ihrer Teppicharbeiten wirklich sehr zurückhielt und glaubte, auch bei ihm eher in Vergessenheit geraten zu sein, die Assistentinnen hockten gemeinsam mit allen Mehrheitlern und Minderheitlern unablässig an den Bildschirmen, um auf Bälle und Beine und Bewegungen zu schauen, und selbst Mo befand, daß man nun auch wieder nicht immer über Schnee reden könne, und drängte nach einer Weile darauf, die Werkstatt zu verlassen, eine Bitte, der die Kreativleitung nach kurzem Zögern nachgab, sie schickte Mo also auf den Weg ins "Bistro" und beschloss, selbst einmal nachzuschauen, was eigentlich die Demokratiebeauftragte so trieb, und war einigermaßen überrascht, diese in Gesellschaft eines ihr bis dahin völig unbekannten Herren anzutreffen.

7 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

So ein Unsinn, Frau Clinton ist nicht gebrochen, der gehts gut, und wer sich wählen lassen will, muß schon mal eine Niederlage einstecken können.

Anonym hat gesagt…

Ich sprach nicht von ihrer objektiven Lage und ihrem objektiv korrektem Verhalten, sondern von den Phantasien, ich sprach, liebr junger Freund, von Shakespeare, bitte.

Anonym hat gesagt…

Man muß sich eben entscheiden, ob man Gattin sein will oder etwas anderes.

Anonym hat gesagt…

Wenn wir nicht so mit Fußball beschäftigt wären, würden wir euch was erzählen, ihr alten Tanten!

Anonym hat gesagt…

Vielleicht sollten wir eine generationenübergreifende Damenfußballmannschaft aufstellen?

Anonym hat gesagt…

Mit orangen T-Shirts.

Anonym hat gesagt…

Nehmt ihr jetzt den Auftrag an oder nicht?

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