Freitag, 28. März 2008

(2)88.B.

Sitzung der EinSatzLeitung

Sitzungsleitung: Demokratiebeauftragte
Protokoll: Der stille Theologe

Tagesordnungspunkte:

1. Bericht des Sicherheitsbeauftragten über seine Vorladung wegen des Namens "EinSatzBuch."
2. Der Vorschlag des naseweisen Sinologen.
3. Die erneuerte Bitte der Demokratiebeauftragten um Assistenz und Bereitstellung eines wirklich eigenen Büros.
4. Verschiedenes

Die Sitzung beginnt in Anwesenheit aller Mitglieder der engeren EinSatzLeitung und etlicher Mehrheitler und Minderheitler, aber in Abwesenheit der Gattinnen pünktlich um 9.00 Uhr. Die Demokratiebeauftragte ist offensichtlich schwer erschöpft und bittet um besondere Kürze.

TOP 1. Der Sicherheitsbeauftragte berichtet, daß er vor eine Internet-Kommission geladen wurde, die ihn darauf aufmerksam machte, daß im Netz Einsatzbücher faschistischer Organisationen kursieren, man rate deswegen von der weiteren Verwendung des Namens ab, wenn er nicht Verwechslungen riskieren wolle. Nach intensiver Rücksprache mit dem Chef hat er aber mit seiner und des Chefs (der an dieser Stelle beifällig-wohlwollend nickt) voller Überzeugung der Kommission gegenüber geltend gemacht, daß der Name Einsatzbuch nicht nur sehr viel häufiger von Polizeien und Feuerwehren und "Games" verwendet werde, sondern darüber hinaus durch die besondere Großschreibung und Doppeldeutigkeit ausreichend vor etwas zu einschlägigen Verwechslungen geschützt sei, ebensogut könne man den Gebrauch der Worte Lastwagen oder Verkehr verbieten. Die Kommission habe sich zufrieden gegeben, von Motivforschung für die Einbestellung werde wie üblich Abstand genommen, man habe sich aber doch die Frage erlaubt, ob etwa die Feuerwehr Perg auch einbestellt worden sei.

TOP 2. Der naseweise Sinologe (der selbstverständlich nicht da ist, es handelte sich ja nur um den Besuch durch einen ehemaligen Kollegen des klitzekleinen Forschungsministers, der sich etwas ausgeweitet habe) wird gewürdigt für sein Engagement und seine vielleicht ganz brauchbaren Ideen, man muß aber noch prüfen, wie man mit ihm verfahren möchte, sein Blähen gefällt eher nicht so, und man findet, man könne es erst einmal mit einem losen Beratervertrag auf Honorarbasis versuchen, der Buchhalter wird beauftragt, gemeinsam mit dem klitzekleinen Forschungsminister ein Werkvertragsformular zu erstellen und bei der nächsten Sitzung zur Abstimmung vorzulegen.

TOP 3. Die Demokratiebeauftragte bittet in aller Form und Öffentlichkeit um Einziehung einer Zwischenwand, durch welche die Arbeitsbereiche des ihr zur Assistenz zugeordneten stillen Theologen und des klitzekleinen Forschungsministers wirksam von ihrem abgetrennt werden, so gern sie den Austausch mit den stets anregenden Kollegen habe, so sehr benötige sie doch auch Ruhe für ihre Aktenstudien und Telefonate, es gebe gelegentlich heikle Gespräche, die volle Konzentration erforderten und mit dem stets lebhaften Reden der beiden Herren nicht vereinbar seien, ohne ihr wirklich an die körperliche Substanz zu gehen. Der höflichen Formulierung widerstehen allein der Leiter der Abteilung Öffentlichkeit und der Buchhalter, die herumzetern, sie kämen schließlich auch ohne so etwas mit ihren Assistentinnen bzw. Praktikanten klar. Die Kreativleitung greift zugunsten der Demokratiebeauftragten ein und erklärt, daß die Zweiraumlösung in ihrem Büro zu hervorragenden Ergebnissen führe, ihr sei es anders nicht denkbar zu arbeiten, man möge das bitte auch der Demokratiebeauftragten, die bei Verlassen ihres Büros hauptberuflich Augen und Ohren überall haben müsse, zugestehen, hier sei jeder anders, die sensibleren aber ihrer bescheidenen Ansicht nach nicht die schlechteren, auch nicht immer die besseren, aber auch nicht immer die schlechteren. Der Chef ist hier eindeutig. So werden der Buchhalter und der Praktikant beauftragt, eine Firma zu suchen, die die handwerkliche Seite der Sache übernehmen könne.

TOP 4. Die Assistentin Ö, ihr neuer auswärtiger Freund, Karomütze und die Assistentin K haben sich entschieden, eine WG zu gründen und - wegen der tollen Quadratmeterpreise in großen Wohnungen - zusammenzuziehen, bemerken aber bei der Wohnungssuche ein erstaunliches Phänomen: sobald jemand, der von ihrer Tätigkeit in der EinSatzLeitung weiß, von ihrer Wohnungssuche erfahre, hagele es Angebote von WG-tauglichen Erdgeschosswohnungen oder Bedenken wegen der Aufzüge, und die Assistentin Ö ist deswegen auf die verrückte Idee verfallen, daß es jemanden gibt, der ihre Wohnung gern zugänglicher haben möchte, die Assistentin K meint zwar, es handele sich in Wahrheit um die heimliche Verehrung eines gehbehinderten Menschen für einen der jungen Menschen, oder um die weit verbreiteten Ansichten von Leuten, die fanatisch für flächendeckend behindertengerechte Wohnungen streiten und es unerträglich finden, wenn Menschen in Wohnungen mit nur Treppen zögen, so daß sie keine Behinderten einladen können (dies wird allgemein verständlich, aber übertrieben gefunden, denn von dem, was in der EinSatzLeitung verdient werde, könne nun einmal nicht auf alles geachtet werden, da müsse man eben, solange man könne, die Beine brauchen), aber Assistentin Ö und Karomütze haben sehr viel weitergehende Vermutungen und Befürchtungen, sie betreffen Stalking und Voyeurismus, und auch die Gefahr von Einbrüchen möchten sie allen ans Herz legen, denn es könne immerhin sein, daß man über die Privatheit des Sicherheitsbeauftragten wichtige Unterlagen der EinSatzLeitung auszuspähen versuche. Der Chef und die anderen lachen über diesen neuesten Spleen aus Karomützens Phantasien vom auswärtigen Geheimdienst (was sollte da schon auszuspähen sein) und raten, ruhig weiter zu suchen und die Wünsche der kommenden Wohngemeinschaft nicht nach den Ratschlägen irgendwelcher Wichtigtuer auszurichten, aber die jungen WG-ler quatschen alle durcheinander, Assistentin K betont, daß sie Licht und Ruhe brauche, und als Assistentin Ö anfängt, sich um ihre Katze Sorgen zu machen, die evtl aus dem Haus gehen und vor ein Auto laufen könne, bricht die Demokratiebeauftragte diesen Punkt als irrelevant ab (insgeheim fragt sie sich vermutlich, wie lange die alle wohl miteinander auskommen werden, aber anscheinend wollen sie es jetzt so, und der Protokollant kann darüber auch nur erstaunt sein, ach, das gehört ja hier nicht her).

Im Korridor beraten die älteren Kollegen, was sie der Jugend wohl zum Einzug schenken könnten, aber das darf der Protokollant natürlich nicht verraten.

2 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Es gibt auch ein Einsatzbuch einer Firma, die Dampfschneeschleudern vertreibt, im Ernst.

Anonym hat gesagt…

Sehr hilfreich, danke.

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