Dienstag, 25. März 2008

(2)85.

Als die Kreativleitung die Rede des naseweisen Sinologen (der natürlich gegen das Attribut "naseweis" entschiedenen Protest einlegte, aber so sind sie ja immer, die literarischen Charaktere, undankbar bis dorthinaus) im Büro der Demokratiebeauftragten abgelegt hatte, eilte sie schnellstens und ohne die folgende Diskussion noch abzuwarten in ihr Büro zurück und besah sich, was Mo unterdessen aus ihren Schreckensträumen aufgeschrieben hatte; sie fand es alles etwas bedrückend und nicht gut genug formuliert, würgend zwar (das müssen manche Texte ja auch sein, wenn sie der Wirklichkeit auch nur annähernd entsprechen sollen) aber noch nicht pointiert genug, so fehle zum Beispiel bei der Darstellung eines rechnenden Idioten entschieden die Einfügung, daß er vor allem selbst sich darin erging, anderen einen berechnenden Charakter zu unterstellen, und natürlich sei das Ende der Geschichte, das Mo durch eine wispernde Maus im Ohr des Idioten, die diesen am Ende verrückt werden ließ, entschieden alptraumartig gestaltet hatte, von großem Potential, aber etwas saß doch noch nicht gut genug (von allen zu befürchtenden Eins-zu-Einsler-Mißverständnissen einmal abgesehen), nur wie sollte sie es Mo sagen, ohne daß die nun gleich wieder...Mo aber saß in ihrem Fellnest auf der Fensterbank, durchaus stolz auf ihre Produktion, und blickte weit hinaus in die Stadt, die nur sie so sehen konnte, wie sie sie sah, lächelnd.

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