Die EinSatzLeitung schreibt mit Gästen ein Buch. Pro Tag darf jede Person einen Satz einsetzen, die EinSätze werden fortlaufend numeriert. Auf der B-Ebene gibt es längere narrative Stücke. Die EinSatzKräfte und ihre Texte sind sämtlich rein fiktiv und frei erfunden. Alle Rechte bei der Autorin.
Freitag, 21. März 2008
(2)81.
Während die Kreativleitung mit ihrer Assistentin ein wenig um die Beurteilung des Sicherheitsbeauftragten stritt (die Assistentin bemängelte neben Hyperaktivität auch seine abstrusen Ideen vom fremden Geheimdienst, der ausgerechnet ihn ausersehen und Prüfungen unterzogen habe, und besonders unpassend fand sie, daß er, wenn er sich schon so beobachtet glaubte, sich dennoch gelegentlich wie aus Trotz in größeren quasi öffentlichen Runden gehen ließ und bis zur Albernheit Bier trank, so daß natürlich kein Geheimdienst der Welt ihn für zuverlässig würde halten können, vielmehr werde er ganz schnell als Trunkenbold gelten, aber die Kreativleitung meinte, das sei doch vielleicht eine ganz geschickte Abwehrmaßnahme und ein Zeichen von Charakter, denn wenn er schon heimlich davon träume, in irgendwelche "Dienste" zu treten, dann würde er auf diese Weise immerhin erzwingen, daß es Dienste wären, die ihm ein paar mehr Ventile als kontrollierten Gelegenheitssex mit Bond-Girls in mobilen Dienstkörpern ließen, und er würde alle andere Dienste zuverlässig abschrecken, man müsse die Dinge immer innerhalb eines Systems zuende denken und sich nicht von den eigenen stets lächerlichen Selbstverständlichkeiten leiten lassen, eine Bemerkung, durch welche die Assistentin sich doch ein wenig beleidigt fühlte, auch wenn sie längst begriffen hatte, daß die Kreativleitung sich bei so etwas immer zuerst selbst mit meinte und das nicht einmal für destruktiv hielt), saß im Büro der Demokratiebeauftragten die übliche Belegschaft (klitzekleiner Forschungsminister, stiller Theologe und die Demokratiebeauftragte selbst) zusammen mit der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse, dem MInderheitler mit den grünen Borsten und der Assistentin Ö, und sie sahen sehr bedrückt aus, denn Karomütze war (wie Assistentin Ö berichtete) abgeordnet worden, um sich zusammen mit dem Leiter der Öffentlichkeitsabteilung einem kleinen Tribunal zu stellen, das den Namen "EinSatzKraft" für verwerflich hielt, weil dieser Name außer von freiwilligen Feuerwehren in Brandenburg auch von den finstersten Kadern der Weltgeschichte verwendet worden war, eine Maßnahme, die alle einschließlich der Minderheitlerin mit der ewigen blauen Bluse für durchaus übertrieben hielten, und die Demokratiebeauftragte sagte, ihre Kinder hätten gestern eine Sendung über das "Coaching" von "Models" gesehen, und sie habe in der Methode keinen Unterschied zwischen diesem voll auf sadomasochistische Charakterbrechung setzenden Verkaderungstheater und allen anderen Verkaderungen in der Welt sehen können; der Minderheitler mit den grünen Borsten sagte, er habe zufällig auch kurz zugeschaltet, als eine der Elevinnen aufgefordert wurde, laut zu schreien, sie wolle das nächste Topmodel werden, und es habe ihn an Erzählungen seines Vaters erinnert, der berichtet habe, wie "Schleifen" in früheren deutschen Armeen funktionierte, bei "Straftaten" oder sichtbar mangelhafter Motivation hätten Delinquenten vor den Füßen des Offiziers Liegestütze machen müssen und bei jedem Liegestütz laut sagen "ich bin Soldat, ich bin es gern, o welche Lust, Soldat zu sein," und der stille Theologe fragte, ob sich mit dieser "Erzwingung von scheinbarem Selbstsprechen in der Herrschersprache" wirklich erklären lasse, daß von denen, die an Massenerschießungen teilnahmen, niemand seine Waffe umgedreht und auf den Befehlenden gerichtet hätte, was doch die einzig sinnvolle Handlung in so einem Kontext gewesen wäre, und die Demokratiebeauftragte sagte, ich glaube ja, ich glaube, es wird nur dann mehr aufrechte und friedenswillige und mutige Menschen geben, wenn man sich wirklich daran gewöhnt, jedem seine eigene Stimme zu lassen, und der klitzekleine Forschungsminister legte seinen kleinen Kopf auf seine kleinen Arme und weinte bitterlich.
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