Donnerstag, 27. März 2008

(2)87.

Der Chef hatte schließlich entschieden, ein Bund Narzissen mit in sein Büro zu nehmen, und als er dort ankam, in der einen Hand seine berühmte Tasche aus dunkelgraugrünem Leder, in der anderen die Narzissen aus dem Garten seiner Gattin, bemerkte er erst gar nicht, daß die Demokratiebeauftragte im hintersten Winkel seines weiträumigen Büros in einem dort für eventuelle Lektürephasen (zu denen es im Büroleben des Chefs real selten kam) aufgestellten Sessel saß, und auch sie schien ihn nicht zu bemerken, so versunken war sie und wohl auch so erschöpft; erst als der Chef mit einem lauten Knall die Vase, die er sich geholt hatte, auf den Tisch setzte, um die Blumen zu arrangieren, schrak sie hoch, sagte, o, guten Morgen, und der Chef schrak nun seinerseits zusammen, wollte eines seiner gefürchteten Donnerwetter beginnen, besann sich aber eines besseren, als er sah, daß die Demokratiebeauftragte ihm diesmal wirklich nichts würde entgegensetzen können, so von innen klapprig erschien sie ihm heute, dennoch ging es natürlich nicht, daß sie einfach in seinem Büro herumsaß und von dem Geschnatter in ihrem Büro Erholung suchte, wiederum war bei dieser Dame entschieden anzunehmen, daß sie das selbst wußte und zu Grenzüberschreitungen aus Übermut nicht neigte, es mußte also etwas Ernstes geschehen sein, und danach fragte er sie nun also mit fast so etwas wie einem warmfreundlichen Blick.

Keine Kommentare:

Über mich